Wenn man 15 Jahre alt ist und verliebt, dann passiert nicht unbedingt viel, aber es wird umso mehr geredet. Der französische Regisseur Abdellatif Kechiche inszeniert in L’esquive ein heftiges Wortgewitter, das Krimo ungewollt auslöst, nur weil ihm Lydia gefällt. Nichts Besonderes, könnte man denken, aber so sprachgewaltig und eindringlich dargestellt, dass dieser Film bei der Verleihung des französischen Filmpreises gleich vier Césars gewonnen hat. Filmkritik
Als ein Europäer in New York tritt Jude Law in die Fußstapfen von Michael Caine und spielt die Titelrolle des modernen Casanova Alfie. Der Regisseur Charles Shyer machte für sein Remake Konzessionen an das Unterhaltungskino, dennoch scheiterte der Film an den US-Kassen. Filmkritik
Bernardo Bertolucci erzählt geradlinig, scheinbar völlig unbeteiligt und ohne Verve die einer Romanvorlage James Lasduns entsprungene Liebesgeschichte einer flüchtigen Afrikanerin (Thandie Newton) und eines verschrobenen Briten (David Thewlis). Dies geschieht konventioneller und leidenschaftsloser, als man es von dem Granden des italienischen Films erwartet hätte. Filmkritik
Der in Cannes mit dem Jugendpreis ausgezeichnete Erstling von Nimród Antal beschreibt die Sisyphusarbeit Budapester Kontrolleure. Eine spannende und zugleich unterhaltsame Momentaufnahme im gekonnt inszenierten Dunkel der U-Bahn. Filmkritik
In seinem Regiedebüt erzählt Hendrik Hölzemann von dem jungen Rettungsassistenten Paul, der von allen „Crash“ genannt wird, weil er als kleiner Junge einen Autounfall überlebte. Neben der Visualisierung der Auswirkungen des Unfalls auf Paul ist es dem Regisseur und Drehbuchautor gelungen, den Alltag im Kölner Rettungsdienst realistisch zu schildern und eine wunderschöne Liebesgeschichte in intimen Bildern einzufangen. Filmkritik
Ein Mädchen sucht ihren Verlobten, der im Krieg gefallen sein soll. Nach Amélie ist in Mathilde erneut Audrey Tautou Zentrum eines Films Jean-Pierre Jeunets. Sein epochal angelegtes Werk verliert sich leider streckenweise in den Details der Nacherzählungen der Ereignisse. Filmkritik
In ihrer neuen Zusammenarbeit orientieren sich Helmut Dietl und Patrick Süskind sehr frei am Mythos von Orpheus und Eurydike, die bei ihnen Mimi Nachtigal und Venus Morgenstern heißen. Die schon so oft und hier erneut variierte griechische Sage gerät aber in Vom Suchen und Finden der Liebe zu einer künstlerischen Hadesfahrt. Filmkritik
Ein taiwanesischer Spartenfilm über eine mögliche Liebe zwischen einem schüchternen romantischen Jungen und einem verletzten Playboy. Formula 17 bietet in eintönig ausgeleuchteten Bildern ein Klischee homosexueller Liebe. Filmkritik
Schneeland erzählt zwei Geschichten: die Geschichte von der Todessehnsucht der Schriftstellerin Elisabeth und die Geschichte vom Leiden und Lieben der Bauerntochter Ina. Beide Geschichten sollen zusammengehören und werden auch zusammengeführt. Trotz einiger herausragender Schauspieler ist Schneeland jedoch eine fast gänzlich misslungene Konstruktion, weil die Geschichte um Ina durch ihren Rückbezug auf Elisabeth nur instrumentalisiert wird. Filmkritik
Martin Scorseses Bio-Pic Aviator reflektiert das Leben des Hollywood-Produzenten, Flugzeugingenieurs, Frauenhelden und vor allem kranken Außenseiters Howard Hughes in den dreißiger und vierziger Jahren. Ein großer Film – leider etwas zu groß für Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio. Filmkritik
Der Klimaforscher Matt (Kieran O’Brien) lernt in London die amerikanische Austauschstudentin Lisa (Margo Stilley) kennen und lieben. In seinem neuen Film versucht Michael Winterbottom, die Grenzen expliziter Sexualitätsdarstellung im Kino auszuweiten, vermag dabei aber nicht zu überzeugen. Filmkritik
Wer nach Ocean’s Twelve (2004) eigentlich eine Julia-Roberts-Pause einlegen müsste, kann dennoch entspannt in Hautnah gehen, denn es handelt sich nicht um ein Starvehikel für die junge Mutter. In der seltenen Konstellation mit drei weiteren, gleichgestellten Hauptdarstellern ist Roberts Teil eines Viererensembles. Neben ihr spielen Clive Owen, Jude Law und Natalie Portman in einer außergewöhnlichen Bühnenverfilmung. Filmkritik
Zwischen Philippe (Benoit Magimel) und Senta (Laura Smet) entsteht in kürzester Zeit eine intensive, gar mystische Liebesbeziehung. Claude Chabrol inszeniert sie in einem Spiel mit den Konventionen der Komödie und des Thrillers, schafft damit aber kaum mehr als ein Übergangswerk. Filmkritik
Mit House of Flying Daggers schafft Zhang Yimou ein garantiert vieldiskutiertes Gegenstück zu seinem Meisterwerk Hero. Er schickt Andy Lau und Takeshi Kaneshiro in den Kampf um Zhang Ziyi, der sich als entscheidende Spiegelschlacht eines ganzen Volkes entpuppt. Bombastisch! Filmkritik
Gwyneth Paltrow spielt Sylvia Plath, eine der bedeutendsten amerikanischen Schriftstellerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie war mit dem englischen Lyriker Ted Hughes verheiratet und nahm sich mit nur 30 Jahren 1962 das Leben. Sylvia konzentriert sich jedoch zu sehr auf das Paar Plath/Hughes und verliert dabei manchmal die Titelheldin aus den Augen. Filmkritik
Weil sie sich in der Tür geirrt hat, vertraut Anna dem Steuerberater William Faber ihre Eheprobleme an. Zwischen dem vermeintlichen Psychoanalytiker und seiner attraktiven Klientin entspinnt sich eine Beziehung voller Rätsel und erotischem Verlangen. Der Film besticht durch ein erstklassiges Schauspielerduo, enttäuscht aber durch manch plattes Klischee. Filmkritik
Während er in seinem Hotelzimmer an einem Science-Fiction-Roman schreibt, verliert sich der Schriftsteller Chow (Tony Leung) zunehmend in einem Strudel von Erinnerungen an verflossene Affären. Der neue Film des Kultregisseurs Wong Kar Wai ist ein hoch stilisiertes Meisterwerk über die Neurosen der Liebe, das filmästhetisch radikal, wie subtil die Innenwelt seiner Hauptfigur erforscht. Dabei zeichnet er ein düsteres Bild der Vereinsamung des modernen Menschen und reflektiert gleichzeitig die politisch-kulturelle Situation Hongkongs. Filmkritik
Anna (Nicole Kidman) trauert ihrer verstorbenen Liebe hinterher und glaubt diese in einem zehnjährigen Jungen wiederzufinden. Reinkarnation ist jedoch nur vordergründig das Thema dieses Films, der den Fall einer liebeskranken Frau mit namhaften Schauspielern schildert, sich dabei allerdings über weite Strecken in einem Mystery-Rätsel verläuft und keine ästhetische Ausgewogenheit entwickelt. Filmkritik
Jonathan Glazer versucht in seiner exzellenten zweiten Regiearbeit zu ergründen, wie weit der Glaube eines Menschen über seinen Verstand triumphieren kann. Nicole Kidman spielt die Witwe Anna, deren Leben aus den Fugen gerät, als ein kleiner Junge behauptet, die Wiedergeburt ihres verstorbenen Mannes Sean zu sein. Filmkritik
Sandra Nettelbecks zweite Regiearbeit ist ein erfrischender Kinderfilm um die Freundschaft zwischen einem Hund namens Sergeant Pepper, der von seinem Besitzer Haus und Vermögen erbt, und einem kleinen Jungen namens Felix, der am liebsten im Tigerkostüm herumläuft. Filmkritik
Oliver Stone hat Martin Scorsese und andere ausgestochen, sich einen Lebenstraum erfüllt und die Geschichte des größten Eroberers aller Zeiten in zumeist opulenten Bildern aufwendig erzählt. Dabei fehlt ihm jedoch die ästhetische Gesamtkonzeption und so zerbirst das Epos in einzelne Episoden, zwischen denen immer wieder eine penetrant störende Erzählerfigur zu vermitteln sucht. Filmkritik