Eine Schauspielerin ohne Rolle, eine Anwältin ohne Fall und ein nicht abreißender Strom idiotischer Männer: François Ozon verfilmt ein Theaterstück aus den 1930ern und deklariert seine weiblichen Hauptfiguren zu #metoo-Avantgardistinnen. Filmkritik
Klimaaktivismus als Heistfilm: Daniel Goldhaber macht Andreas Malms Ökoterrorismus-Gedankenspiel How to Blow Up a Pipeline zum greifbaren Thriller, tappt dabei aber auch in einige Fallen. Filmkritik
Sandra Hüller fulminant, Justine Triet so eloquent wie nuanciert: In Anatomie eines Falls wird die Wahrheitssuche in einem Mordprozess zur Psychoanalyse eines Ehe- und Familienlebens. Filmkritik
Neu auf DVD: Aus der Mundhöhle des Infizierten in die Welt gucken. Herman Yaus Hongkong-Sicko Ebola Syndrome ist ein greller Reigen der Widerwärtigkeiten und weiß von der Gleichheit der Menschen im Bösen. Filmkritik
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zieht es Muraki schnell in die Schatten des Verbrechens zurück. Im Gerüst ein klassischer Yakuza-Film, lebt Masahiro Shinodas Pale Flower (1964) mehr von stilisierten, teils aberwitzigen Momenten als von seiner Geschichte. Filmkritik
Im neuen Film um Keanu Reeves als Auftragskiller ist unsere Welt nur noch Hintergrund eines Videospiels, in dem sich die Figuren mit Hingabe die Lebenspunkte abziehen. Dabei verbindet John Wick 4 erneut Hochkultur mit Gore und Gekloppe. Filmkritik
Neu auf DVD: Stilistisch erinnert Josef von Bákys Justizirrtums-Krimi an Edgar-Wallace-Filme, nur ohne jede ironische Brechung. Unwirkliches Licht und lange Schatten geben Gestehen Sie, Dr. Corda! (1958) einen Flair, als greife Nosferatu persönlich nach den Seelen der Leute. Filmkritik
VoD: Das Krimigenre steckt voller Geschlechterbilder, die Bis ans Ende der Nacht betont selbstverständlich um eine trans Perspektive ergänzt. Dabei wird die Fußfessel von Protagonistin Leni zugleich zum Sinnbild für den Stand der Dinge im deutschen Film. Filmkritik
VoD: Schlafloser Kommissar verliebt sich in Witwe unter Mordverdacht. Das Vexierspiel zwischen einem ungleichen Paar verfolgt Park Chan-Wook bis in kaum wahrnehmbare Details. Die Frau im Nebel ist sein bisher unaufgeregtester und sublimster Film. Filmkritik
Ob es eine zweite Staffel geben wird, kann bezweifelt werden: Nicolas Winding Refns Netflix-Serie über die Unterwelt der dänischen Hauptstadt zeigt seine Obsessionen in ihrer schönsten Form und ist auch für Fans teils eine Grenzerfahrung. Ein Sehtagebuch. Filmkritik
Ist es ein Neo-Noir, ein Erotikthriller? Eine derangierte Großstadtkomödie, ein Sittenporträt eines zugekoksten 90er-Hamburgs? In jedem Fall ist Drop Out (1998) ein Film, der in seiner Großspurigkeit im deutschen Kino Seltenheitswert hat. Filmkritik
VoD: Neues aus Niederaltenkirchen. Diesmal muss Franz Eberhofer einen gewissen Lotto-Otto – der möglicherweise sein Sohn ist – vor Schuldeneintreibern retten. Guglhupfgeschwader versammelt die Stärken und Schwächen der Krimireihe, verzichtet aber glücklicherweise auf jegliche moralische Agenda. Filmkritik
VoD: Border-Regisseur Ali Abbasi kehrt mit einem Thriller über einen Frauenmörder im Iran zurück. Gedreht wurde Holy Spider in Jordanien – gerade dadurch ermöglicht er seltene Einblicke in die iranische Gesellschaft. Filmkritik
Keine Elegie, keine Gerechtigkeit, nur die blanke Tat, die ein Leben nimmt. Der belgische Regisseur Nabil Ben Yadir bringt in Animals eine der vielleicht bisher grausamsten Darstellungen queerfeindlicher Gewalt auf die Leinwand. Filmkritik
Netflix: Prostituierte, Zuhälterin, Drogenbaronin, Sexarbeit-Aktivistin – Sanjay Leela Bhansali macht aus dem Leben der mythischen Figur Gangubai Kathiawadi einen wilden Genre-Mix aus Gangsterepos, Musical und Italo-Western voller Pointen und Pathos. Filmkritik
VoD: Nüchterner Kapitalismus und mafiöses Copacabana. Ein aufstrebender US-Journalist ermittelt im Vergnügungsviertel Kabukicho zwischen Yakuza und korrupten Cops. Michael Mann baut in der Pilotfolge von Tokyo Vice eine Welt, der sich seine Regie-Nachfolger nicht mehr entziehen können. Filmkritik
Trümmer. Explosionen. Hände in Körpern. Organe. Geschwindigkeit. Michael Bays Ambulance feuert aus allen Rohren, steht nie still, weil schon das nächste Bild, der nächste Affekt, der nächste Hintergedanke nach vorne drängt. Filmkritik
VoD: In Raging Fire klammert sich ein fantasieloser Prinzipienreiter inmitten einer korrupten Umgebung an seine hehren Ideale. Das Innenleben seines Helden interessiert Benny Chan in seinem letzten Film dabei weniger als das, was Martial-Arts-Star Donnie Yen draus macht. Filmkritik
Drei Stunden nichts als Stilbewusstsein und Weltschmerz: Das Schönste des immer einen Tick zu dunklen The Batman ist vielleicht, wie wenig er daran setzt, unterhaltsam zu sein. Filmkritik
The Card Counter ist aus der Sicht eines Spielers und Ex-Soldaten erzählt, der strikt seinen Routinen folgt. Doch unter der aufgeräumten Oberfläche wird ein reißender Strom von Bedrohungen spürbar. Paul Schraders neuer Film ist von fiebriger Kälte Filmkritik
Ein unfallflüchtiger Fahrer nistet sich im Leben der Witwe seines Opfers ein – und wird allmählich zum Hauptdarsteller eines Thrillers. Are You Lonesome Tonight? wechselt Form und Look wie ein Chamäleon, Garstigkeit und Melancholie wechseln sich beständig ab. Filmkritik