Ein Junge und seine Mutter flüchten 1945 in den letzten Kriegstagen auf die norddeutsche Insel Amrum. Fatih Akin verarbeitet in seinem gleichnamigen Film die Kindheitserinnerungen seines Mentors Hark Bohm. Die sensible Coming-of-Age-Geschichte wird zum Ausdruck ihrer tiefen Freundschaft. Filmkritik
Neu auf Blu-ray: Ein historisches Verbrechen, ein Mann mit Kindheitstrauma und am Ende ein bisschen Gerechtigkeit: Tim Mielants’ Kleine Dinge wie diese klebt an der Performance von Hauptdarsteller Cillian Murphy, in der mehr steckt, als die simple Charakterisierung erahnen lässt. Filmkritik
In Leibniz - Chronik eines verschollenen Bildes sitzt der große Denker für ein Porträt Modell und der Akt des Malens wird zur hochphilosophischen Angelegenheit. Edgar Reitz’ Film ist eine Wunderkammer theoretischer Reflexionen, die vor allem von den Darsteller*innen mit Leben gefüllt wird. Filmkritik
Mediatheken-Tipp: Leidenschaft, superbes Schauspiel, exquisite Pracht. Die TV-Serie Versailles ist ein mit Esprit komponiertes, episches Juwel. An jeder Ecke muss man sich hier neu verlieben. Filmkritik
Mediatheken-Tipp: Elektrische Feen: Die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi folgt in ihrem 1989er Debüt zwei zeitgleich mit der Glühbirne geborenen Zwillingsschwestern durch das entstehende 20. Jahrhundert. Filmkritik
Jahrhundert in psychischen Innenräumen: Mascha Schilinskis brillantes Filmgedicht In die Sonne schauen inszeniert auf einem Bauernhof ein Spiegelkabinett der Geister und Echos, das von der Gewalt kündet, die im patriarchalen System steckt. Filmkritik
Mediatheken-Tipp: Das Verblühende und das Kommende. Luchino Visconti verabschiedet sich in seiner Nebelsymphonie Ludwig II. – gemeinsam mit Helmut Berger und Romy Schneider – von der deutschen Romantik. Filmkritik
Heranwachsende Töchter in einer italienischen Bauernfamilie während des 2. Weltkriegs: Vermiglio richtet mit kühler Bildsprache den Blick darauf, wie sich die gesellschaftliche Ordnung und die Notwendigkeit des Weitermachens in Körper einschreiben. Filmkritik
Die surrealistische Künstlerin Leonora Carrington wollte nicht Muse, sondern Subjekt des Blicks sein. Leonora im Morgenlicht macht es sich teilweise auf konventionellem Künstler-Biopic-Terrain bequem, entlässt uns aber dann doch versöhnt aus dem Kino. Filmkritik
Neu auf MUBI: Harvest erzählt von der Ankunft des Kapitalismus in einem mittelalterlichen englischen Dorf. Die traumwandlerische Parabel verbindet ein sinnliches Verhältnis zur Natur mit der harten Einsicht, dass Fortschritt meist nur ein Vorwand für Unterdrückung ist. Filmkritik
Neu bei MUBI: Eine Flucht durch Südostasien und eine Liebe, die nie Wirklichkeit wird. Miguel Gomes’ Grand Tour vermischt Fiktion und Dokumentation, Vergangenheit und Gegenwart, Melodram und Reisebericht. Poetisch wie verspielt, gibt sich der Film ganz dem offenen Erzählen hin. Filmkritik
Michael Lockshins Der Meister und Margarita fügt Versatzstücke aus der Romanvorlage zu einer wilden Liebes- und Rachegeschichte zusammen. Das Historien-Fantasy-Spektakel orientiert sich stilistisch am Blockbusterkino, entfesselt aber zugleich eine widerständige teuflische Kraft. Filmkritik
Streaming: Eine unerwartet schöne Mittelalter-Serie mit einem ungeahnt großartigen Rolf Zacher: die Ludwig-Ganghofer-Adaption Der Ochsenkrieg (Sigi Rothemund, 1988). Filmkritik
Basierend auf den Verhörprotokollen und Aufzeichnungen des KZ-Kommandanten Rudolf Höß inszeniert Theodor Kotulla in Aus einem deutschen Leben (1977) die bestechende Studie eines freiwillig dienlichen Massenmörders mit einem faszinierenden Götz George. Filmkritik
Raoul Pecks Dokumentarfilm Ernest Cole: Lost and Found nimmt das Leben des südafrikanischen Fotografen anhand verschollener Bilder in den Blick. Und spürt politisch existentiell einer Geschichte voller Abstände und Übergänge nach. Filmkritik
Schönheit, Jugend und Neapel: In Parthenope vereinen sich drei Obsessionen des für seine Hochglanzästhetik bekannten italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino. Leider verkommt dabei die weibliche Hauptfigur zum leeren Mythos. Filmkritik
In Ido Fluks Köln 75 geht es um Keith Jarretts legendären Jazzauftritt und die junge Konzertveranstalterin Vera Brandes, die ihn gegen alle Widerstände möglich machte. Leider tritt der Jazz aus Gründen in den Hintergrund in diesem zwar mitreißend, aber allzu gängig inszenierten Film. Filmkritik
Maskottchen-Massaker: Mike Chesliks Hundreds of Beavers greift zurück auf die Tradition des Stummfilm-Slapsticks und entfacht einen Wirbelwind an überdrehter Skurrilität. In seinem Gag-Dauerfeuer verliert der Film aber jene Reibung mit der Realität, die der Komik erst ihre Schlagkraft verleihen würde. Filmkritik
Mit schwungvollem Agitprop-Gestus verbindet Soundtrack für einen Staatsstreich den Unabhängigkeitskampf des Kongos mit dem Jazz der 60er und den globalen Wirren des Kalten Krieges. Johan Grimonprez’ Dokumentarfilm ist dabei nicht immer souverän, aber auf charmante Art undidaktisch. Filmkritik
Gelebte Kleinstadtsolidarität in Sepia gegen die matte Traurigkeit der Gegenwart. In Patrizia Fonts Der Lehrer, der uns das Meer versprach über einen freigeistigen Dorfpädagogen während des spanischen Bürgerkriegs sind die Gegensätze etwas arg grob gezeichnet. Filmkritik
Alles funkelt, atmet, malt und spielt. Den Theater- und Filmregisseuren Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte gelingt mit Der Graf von Monte-Cristo ein klassischer Abenteuerfarbfilm mit Feingefühl und Tiefgang. Filmkritik