Historienfilm

Mein 20. Jahrhundert

Mediatheken-Tipp: Elektrische Feen: Die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi folgt in ihrem 1989er Debüt zwei zeitgleich mit der Glühbirne geborenen Zwillingsschwestern durch das entstehende 20. Jahrhundert.  Filmkritik 

In die Sonne schauen

Jahrhundert in psychischen Innenräumen: Mascha Schilinskis brillantes Filmgedicht In die Sonne schauen inszeniert auf einem Bauernhof ein Spiegelkabinett der Geister und Echos, das von der Gewalt kündet, die im patriarchalen System steckt. Filmkritik 

Ludwig II.

Mediatheken-Tipp: Das Verblühende und das Kommende. Luchino Visconti verabschiedet sich in seiner Nebelsymphonie Ludwig II. – gemeinsam mit Helmut Berger und Romy Schneider – von der deutschen Romantik. Filmkritik 

Vermiglio

Heranwachsende Töchter in einer italienischen Bauernfamilie während des 2. Weltkriegs: Vermiglio richtet mit kühler Bildsprache den Blick darauf, wie sich die gesellschaftliche Ordnung und die Notwendigkeit des Weitermachens in Körper einschreiben. Filmkritik 

Leonora im Morgenlicht

Die surrealistische Künstlerin Leonora Carrington wollte nicht Muse, sondern Subjekt des Blicks sein. Leonora im Morgenlicht macht es sich teilweise auf konventionellem Künstler-Biopic-Terrain bequem, entlässt uns aber dann doch versöhnt aus dem Kino.  Filmkritik 

Harvest

Harvest erzählt von der Ankunft des Kapitalismus in einem mittelalterlichen englischen Dorf. Die traumwandlerische Parabel verbindet ein sinnliches Verhältnis zur Natur mit der harten Einsicht, dass Fortschritt meist nur ein Vorwand für Unterdrückung ist. Filmkritik 

Grand Tour

Neu bei MUBI: Eine Flucht durch Südostasien und eine Liebe, die nie Wirklichkeit wird. Miguel Gomes’ Grand Tour vermischt Fiktion und Dokumentation, Vergangenheit und Gegenwart, Melodram und Reisebericht. Poetisch wie verspielt, gibt sich der Film ganz dem offenen Erzählen hin. Filmkritik 

Der Meister und Margarita

Michael Lockshins Der Meister und Margarita fügt Versatzstücke aus der Romanvorlage zu einer wilden Liebes- und Rachegeschichte zusammen. Das Historien-Fantasy-Spektakel orientiert sich stilistisch am Blockbusterkino, entfesselt aber zugleich eine widerständige teuflische Kraft. Filmkritik 

Der Ochsenkrieg

Streaming: Eine unerwartet schöne Mittelalter-Serie mit einem ungeahnt großartigen Rolf Zacher: die Ludwig-Ganghofer-Adaption Der Ochsenkrieg (Sigi Rothemund, 1988). Filmkritik 

Aus einem deutschen Leben

Mediatheken-Tipp: Basierend auf den Verhörprotokollen und Aufzeichnungen des KZ-Kommandanten Rudolf Höß inszeniert Theodor Kotulla in Aus einem deutschen Leben (1977) die bestechende Studie eines freiwillig dienlichen Massenmörders mit einem faszinierenden Götz George. Filmkritik 

Ernest Cole: Lost and Found

Raoul Pecks Dokumentarfilm Ernest Cole: Lost and Found nimmt das Leben des südafrikanischen Fotografen anhand verschollener Bilder in den Blick. Und spürt politisch existentiell einer Geschichte voller Abstände und Übergänge nach. Filmkritik 

Parthenope

Schönheit, Jugend und Neapel: In Parthenope vereinen sich drei Obsessionen des für seine Hochglanzästhetik bekannten italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino. Leider verkommt dabei die weibliche Hauptfigur zum leeren Mythos. Filmkritik 

Köln 75

In Ido Fluks Köln 75 geht es um Keith Jarretts legendären Jazzauftritt und die junge Konzertveranstalterin Vera Brandes, die ihn gegen alle Widerstände möglich machte. Leider tritt der Jazz aus Gründen in den Hintergrund in diesem zwar mitreißend, aber allzu gängig inszenierten Film. Filmkritik 

Hundreds of Beavers

Maskottchen-Massaker: Mike Chesliks Hundreds of Beavers greift zurück auf die Tradition des Stummfilm-Slapsticks und entfacht einen Wirbelwind an überdrehter Skurrilität. In seinem Gag-Dauerfeuer verliert der Film aber jene Reibung mit der Realität, die der Komik erst ihre Schlagkraft verleihen würde. Filmkritik 

Soundtrack für einen Staatsstreich

Mit schwungvollem Agitprop-Gestus verbindet Soundtrack für einen Staatsstreich den Unabhängigkeitskampf des Kongos mit dem Jazz der 60er und den globalen Wirren des Kalten Krieges. Johan Grimonprez’ Dokumentarfilm ist dabei nicht immer souverän, aber auf charmante Art undidaktisch. Filmkritik 

Der Lehrer, der uns das Meer versprach

Gelebte Kleinstadtsolidarität in Sepia gegen die matte Traurigkeit der Gegenwart. In Patrizia Fonts Der Lehrer, der uns das Meer versprach über einen freigeistigen Dorfpädagogen während des spanischen Bürgerkriegs sind die Gegensätze etwas arg grob gezeichnet. Filmkritik 

Der Graf von Monte Christo

Alles funkelt, atmet, malt und spielt. Den Theater- und Filmregisseuren Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte gelingt mit Der Graf von Monte-Cristo ein klassischer Abenteuerfarbfilm mit Feingefühl und Tiefgang. Filmkritik 

Das Mädchen mit der Nadel

MUBI: Charles Dickens trifft David Lynch. Magnus von Horns Film erzählt von einer berüchtigten historischen Serienmörderin, stellt sie aber keineswegs als durchgeknallte Perverse dar. Vielmehr übersetzt sich die Brutalität, die Arbeiter im Kopenhagen des frühen 20. Jahrhunderts tagtäglich erfahren, in den Mord an Kleinstkindern. Filmkritik 

Gladiator II

Auch im Nachfolger zu seinem 2000er-Hit interessiert sich Ridley Scott für Todessehnsucht, blutige Weltlichkeit und den Kampf für die Tugend. Gladiator II wartet mit Seeschlachten im Kolosseum und Denzel Washington im Rampensau-Modus auf, verliert jenseits des Spektakels aber auch immer wieder an Fahrt. Filmkritik 

The Substance

Neu auf MUBI: Nehmt Kotztüten mit. In The Substance wagt eine alternde TV-Moderatorin eine experimentelle biomedizinische Verjüngungskur. Coralie Fargeats Film kombiniert deftigen Body Horror mit enormer Kinetik und klaustrophobischen Effekten. Filmkritik 

Made in England: The Films of Powell and Pressburger

Halb als persönliche Erinnerung, halb als pädagogische Handreichung widmet sich Martin Scorsese den bis ins Abgründige schillernden Filmen von Michael Powell und Emeric Pressburger. Made in England feiert ein Kino, das sich selbst genug liebt, um sich auszustellen. Filmkritik