Alles ist üppig und überbordend an diesem Dekadenzporträt des Hofes von Queen Anne. Doch neben pompösen Detailreichtum und maliziösen Bonmots zeigt Regisseur Yorgos Lanthimos in The Favourite etwas für ihn bisher Ungewohntes: Empathie. Filmkritik
Ein Liebespaar, das nicht nur von Ort zu Ort, sondern von einer musikalischen Ausdrucksform zur nächsten geworfen wird. Davon erzählt Cold War auf eine Weise, die jeden menschlichen Wildwuchs beharrlich zurechtstutzt. Filmkritik
Kälte, die die Haut vom Fleisch zieht: Die Serie The Terror folgt der Franklin-Expedition in die arktische Nacht, wo die Hybris der britischen Admiralität mit dem eisigen Hammer des Horrorgenres zerschlagen wird. Filmkritik
In seinem Film über eine spektakuläre Befreiungsaktion der israelischen Regierung stilisiert José Padilha Soldaten zu Tänzern. Doch hinter den mitreißenden Choreographien aus 7 Tage in Entebbe verbirgt sich ein Plädoyer für den Zweifel. Filmkritik
Eine Sternstunde des Journalismus als seelischer Überlebenskampf: Steven Spielberg kämpft in Die Verlegerin mit der tiefen Verunsicherung des journalistischen Standes – und ruft aus lauter Verzweiflung am Ende nach den Founding Fathers. Filmkritik
„Haha! What a story, Mark!“ – James Francos The Disaster Artist über den „schlechtesten Film aller Zeiten“ will selbst gar kein eigenständiger Film sein. Aber der Mond ist ja auch ganz schön, obwohl er nicht aus eigener Kraft leuchtet. Filmkritik
Eine Schulhof-Rangelei mit Standrecht – The Death of Stalin inszeniert die Machtkämpfe nach Stalins Tod als überdrehte Posse. Die Bilderarmut der tatsächlichen stalinistischen Herrschaft lässt die Energie des Films dabei unkontrolliert übersprudeln. Filmkritik
Die Last des Sehens und die Freiheit des Nicht-Sehen-Müssens – Barbara Alberts Licht blickt ins Antlitz der blinden Pianistin Maria Paradis. Was sie alles am eigenen Leib über gesellschaftliche Zwänge erfährt, hebelt der Film dabei immer wieder aus. Filmkritik
Warum Geschichte nicht als Actionfilm inszenieren? In Detroit versteht Kathryn Bigelow die Race Riots aus dem Jahr 1967 nicht als Geste schwarzer Selbstermächtigung – und setzt in ihrem Film doch auf die totale Mobilisierung, auch die des Zuschauers. Filmkritik
ARD-Mediathek: Der Anfang vom Ende der Weimarer Republik. Trotz Hauptfigur mit Weltkriegstrauma interessiert sich Babylon Berlin mehr für die Vorahnung des Kommenden. In den Straßenschlachten des Blutmai findet der erzählerische Druckkessel der Serie erstmals ein Ventil. Filmkritik
Ein Sturm über der Heide fegt die Bühnentragödie hinweg. In William Oldroyds Lady Macbeth geht es nicht um menschliche Konflikte und bewusste Entscheidungen, sondern um Naturkräfte und stumme Gesetze. Filmkritik
VoD: Wie jemand weiß und wieder schwarz wird. Ezra Edelman widmet einem der berühmtesten Justizfälle der neueren Geschichte einen epischen Dokumentarfilm – und führt nicht zuletzt die Vorstellung eines farbenblinden Amerikas ad absurdum. Filmkritik
Schon nach einer Viertelstunde ist man völlig erschöpft: In seinem Film über eine spektakuläre Rettungsaktion im Zweiten Weltkrieg immunisiert uns Christopher Nolan gegen seine eigene Großspurigkeit. Filmkritik
Der Front National würde in diesem Film nach wenigen Minuten verdursten. Und gleichzeitig können wir mit Bruno Dumonts tollem Rockmusical über die Kindheit Jeanne d’Arcs auch endlich La La Land vergessen. Filmkritik
Ein Jahr nach seiner umjubelten Premiere kommt Nate Parkers ambitionierter Film über einen Sklavenaufstand wie ein geprügelter Hund in die deutschen Kinos – nach der enthüllten Verwicklung des Regisseurs in einen Vergewaltigungsfall, einem Flop an den Kassen und einem Kritiker-Backlash. Versuch eines eigenen Bildes. Filmkritik
Heilige Mission oder kulturelles Kräftemessen? Martin Scorsese schickt einen portugiesischen Priester ins Herz der japanischen Christenverfolgung. Filmkritik
Eine Party von einem Film: Pablo Larraín stößt den großen chilenischen Dichter nicht vom Sockel, nimmt aber das Denkmal auseinander. Filmkritik
Ist Kino Wahrheit, 120 Mal in der Sekunde? Ang Lee beleuchtet mit digital aufgedonnerter Ästhetik eine PR-Tour der US-Army – und stellt im grellen Schimmer des Flutlichts eines Footballstadions das Verhältnis zwischen Heldentum und Kriegstrauma zur Disposition. Filmkritik
VoD: Die Regeln betreffen alle, aber sie treffen jeden anders. Whit Stillmans erste Jane-Austen-Verfilmung ist ein Sprachkunststück, das der Gesellschaft bei der Arbeit an sich selbst zusieht. Filmkritik
Wie kann man an einen Gott glauben, der so viel Leid zulässt? In seiner in Venedig mit dem Hauptpreis prämierten Tolstoi-Adaption lässt Lav Diaz seine Heldin an die Grenzen ihrer Barmherzigkeit kommen. Filmkritik
Vom Freud’schen Wiederholungszwang und der Notwendigkeit der Lüge. François Ozon wirft in seinem Lubitsch-Remake einen überraschend nüchternen Blick auf die Liebe. Filmkritik