Drama

Sentimental Value

Überall unterdrückte Gefühle und Vermeidungsstrategien. Joachim Triers Sentimental Value gibt sich viel Mühe, ambivalent und kunstsinnig zu erscheinen, dringt aber selten in die Tiefe seiner Familiengeschichte vor. Filmkritik 

Der geheimnisvolle Blick des Flamingos

In einer Siedlung inmitten der chilenischen Wüste herrscht der Glaube, dass der Blick einer Transfrau krank macht. Der geheimnisvolle Blick des Flamingos gestaltet diese Idee zu einer Ergründung von Liebe und Isolation aus, in der das Magische und das Körperliche verschmelzen. Filmkritik 

Zweitland

Zwei Brüder in den Wirren des separatistischen Terrors im Südtirol der 60er-Jahre: Michael Kofler versucht in Zweitland, anhand einer klassischen Familiengeschichte eine bewegte historische Epoche einzufangen. Aufklärerische und erzählerische Impulse gehen dabei eine prekäre Balance ein. Filmkritik 

Flux Gourmet

Neu auf Mubi: Es ist angerichtet: Flux Gourmet serviert feinste Soundfetische und private Obsessionen. Regisseur Peter Strickland identifiziert sich dabei mit den Verdauungsproblemen eines griechischen Schreiberlings. Filmkritik 

Die Entführung

Mediatheken-Tipp: In einem überfordernden Moment gibt die Hebamme Lydia das Kind einer Freundin als ihr eigenes aus und verstrickt sich zunehmend in ihren Lügen. Die eigentümliche Kraft von Iris Kaltenbäcks Debüt Die Entführung liegt in der Konzentration auf die Hilflosigkeit seiner Hauptfigur. Filmkritik 

Die, My Love

Jennifer Lawrence lässt alles raus. Lynne Ramsays neuer Film Die My Love ist keineswegs fein ausbalanciert; sondern übersetzt einen psychischen Zustand ziemlich ungefiltert und fulminant in Bilder und Sound und Performance. Filmkritik 

Yes

Ohne Zunge keine Speichellecker. In Nadav Lapids Yes manövriert sich ein power couple, das das Ja-Sagen zum Geschäftsmodell erhoben hat, durch die kriegsbesoffene israelische Oberschicht. Filmkritik 

Sehnsucht in Sangerhausen

Julian Radlmaiers vergnügliche Komödie Sehnsucht in Sangerhausen geht in der ostdeutschen Provinz auf Geisterjagd und findet allerlei Absurditäten – von nudistischen Wanderern mit Akkordeon bis zu einem koreanischen Touristenführer, der nicht gern abbiegt. Filmkritik 

Listen Up Philip

Neu auf MUBI: Die Mumblecore-Schraube weiterdrehen, bis es kracht. Alex Ross Perry nähert sich der Autonomiefiktion eitler Literaten nicht gehässig, aber ohne Erbarmen. Filmkritik 

The Secret Agent

Kleber Mendonça Filhos The Secret Agent ist zugleich Politthriller und quasi-autobiographische Hommage an die brasilianische Stadt Recife in den Seventies. Mit einem warmherzig-erschöpften Wagner Moura, einem schön genervten Udo Kier und einer zweigesichtigen Katze. Filmkritik 

Eddington

Ari Asters Eddington ist eine Parabel aus der unheimlichen Fast-Vergangenheit von Pandemie und Black-Lives-Matter. Außer dem Mut, in eine filmisch noch recht unerschlossene Epoche vorzudringen, zeichnet den Film leider wenig aus. Filmkritik 

Monster: Die Geschichte von Ed Gein

Netflix: Die Geschichte von Ed Gein, die neue Staffel von Ryan Murphys Monster-Anthologie, erzählt die Geschichte des Serienmörders, der Hitchcocks Psycho inspirierte. Die spärlichen Fakten des Falls reichert die Serie mit wilden Gastauftritten und einer kindlichen Freude am Tabubruch an. Filmkritik 

Frankenstein

Neu auf Netflix: Guillermo del Toro verpasst dem bekannten Mythos in seiner Frankenstein-Verfilmung nur sanfte ikonographische Updates. Bestechend sind vor allem die inszenatorische Liebe zum Detail und die schlaksige Eleganz von Jacob Elordis künstlich erschaffener Kreatur. Filmkritik 

Danke für nichts

Energiegeladen und formwandlerisch erzählt Stella Marie Markert in ihrem Spielfilmdebüt Danke für nichts von vier jungen Freundinnen in einer Berliner-WG. Eine Kampfansage ans Erwachsenwerden und ein Liebesbrief an die eigenen Figuren. Filmkritik 

After the Hunt

Neu bei Amazon Prime: In After the Hunt gerät Julia Roberts an einer US-Eliteuni in die Wirren des Geschlechterkampfs. Luca Guadagninos Film wirkt wie das Negativbild jener romantischen Komödien, die einst den Ruhm des Leinwandstars begründeten – will dabei aber in zu viele Richtungen gleichzeitig. Filmkritik 

Die toten Frauen

Netflix: Man liebt das böse Leben und singt davon: Die mexikanische Miniserie Die toten Frauen ist eine Rotlichtmoritat mit resigniertem Humor und tiefem Grauen, schön gefilmtem Sex und krasser Niedertracht. Filmkritik 

The Mastermind

Ein Familienvater versucht in den 1970ern mit einem Kunstraub seine Midlife-Crisis zu überwinden. Kelly Reichardts The Mastermind rückt das Scheitern des Einzelnen inmitten historischer Umwälzungen ins Zentrum. Filmkritik 

Chained for Life

Neu auf MUBI: Eine Satire über den Dreh eines Horrorfilms im Stil von Tod Brownings Freaks. Aaron Schimberg behält in Chained for Life stets im Blick, dass auch ein Meta-Film die Kamera auf Körper hält. Filmkritik 

Amrum

Ein Junge und seine Mutter flüchten 1945 in den letzten Kriegstagen auf die norddeutsche Insel Amrum. Fatih Akin verarbeitet in seinem gleichnamigen Film die Kindheitserinnerungen seines Mentors Hark Bohm. Die sensible Coming-of-Age-Geschichte wird zum Ausdruck ihrer tiefen Freundschaft. Filmkritik 

Copper

San Sebastiàn Filmfestival: Männer, die sich mit Zitrusfrüchten ins Leben zurücksaugen und spärlich beleuchtete Gemächer, die ausehen, als hätte Caravaggio sie persönlich in den Berg gegraben. Nicolás Peredas trockenhumoriger Copper fühlt sich vor allem im Zwielicht wohl.  Filmkritik