Oppenheimer, der Titan: Man mag Christopher Nolan die Überambition vorwerfen, mit der er seinem Helden Göttlichkeit aufbürdet. Doch dass wir uns wohl oder übel auf seine Seite stellen, liegt weniger in der Biopic-Dramaturgie begründet als in Nolans Ethos. Filmkritik
Die Purpursegel erzählt vom schwierigen Ankommen eines Kriegsheimkehrers in seinem französischen Heimatdorf. Die Symbolik, die Regisseur Pietro Marcello dafür findet, ist unverschämt nahe an der Romantik, die Bildsprache jedoch kompromisslos modern. Filmkritik
Neu auf Blu-ray: Die Machtergreifung in der Glaskugel. István Szabós Biografie über den in den 1930er Jahren populären Hellseher erzählt vom langsamen Gleiten in den Abgrund. Dabei erscheint Hanussen (1988) manchmal harmlos versöhnlich, und manchmal voller giftiger Widerhaken. Filmkritik
Neu auf DVD: Ausharren im Abgrund – Die Erde ist ein sündiges Lied (1973) zeigt den Familienalltag in einem finnischen Dorf als karge, kraftraubende Gegenwart. Doch in der niederdrückenden Wirklichkeit findet sich irgendwann auch das Schöne. Filmkritik
Klimaaktivismus als Heistfilm: Daniel Goldhaber macht Andreas Malms Ökoterrorismus-Gedankenspiel How to Blow Up a Pipeline zum greifbaren Thriller, tappt dabei aber auch in einige Fallen. Filmkritik
Nach 40 Jahren kehrt Felice ins heruntergekommene Neapel zurück und verliert sich trotz lauernder Camorra-Gefahr in Nostalgie. Mario Martones Film lässt uns mitschwelgen, aber nicht ohne Hintersinn. Filmkritik
Thomas Hardimans Debüt lockt mit einem grausigem Mord, einer einzigen Plansequenz und extravaganten Frisuren. Medusa Deluxe kommt konsequent vom Genreweg ab und führt in einen Mikrokosmos, in dem die große Geste mit dem Alltag kollidiert. Filmkritik
Geliebte Köchin ist radikales Kochkino. Vergnüglich, romantisch, immer ein bisschen schelmisch. Filmkritik
Marco Bellocchios neuer Film erzählt von der Entführung eines jüdischen Kindes durch den Papst und spiegelt meisterlich die große in seiner kleinen Geschichte. Die Bologna Entführung ist große Historienoper mit Raum fürs Surreale. Filmkritik
Aki Kaurismäki hängt seiner über 20 Jahre alten proletarischen Trilogie ein weiteres Kapitel an. Im so cinephilen wie weltgewandten Fallende Blätter muss eine neue Liebe gegen den Alkohol und ein Koma ankommen. Filmkritik
Sandra Hüller fulminant, Justine Triet so eloquent wie nuanciert: In Anatomie eines Falls wird die Wahrheitssuche in einem Mordprozess zur Psychoanalyse eines Ehe- und Familienlebens. Filmkritik
Jonathan Glazer befreit Martin Amis’ Roman von allem fiktionalen Ballast und widmet sich ganz dem Alltag eines NS-Lagerkommandanten und seiner Frau. The Zone of Interest ist eine Studie über die Banalität des Bösen, die ihr eigenes Konzept immer wieder aufbricht. Filmkritik
Die große Liebe als Skandal oder ein Skandal im Gewand der großen Liebe. Todd Haynes lässt Natalie Portman und Julianne Moore nach soapigen Geheimnissen suchen und die Lust am Altersunterschied erforschen. Filmkritik
Hirokazu Koreeda versetzt Rashomon in die Schule. Die Unschuld setzt seine Sozialkritik dreimal neu an und verliert sich dann in einer Fantasie. Filmkritik
VoD: Im zweiten Teil seines „Diptychons über zwei Brüder“ zwingt Ulrich Seidl sein Publikum dazu, den Blick des pädophilen Ewald auf Kinder einzunehmen. Sparta untersucht Machtverhältnisse, indem er uns die Brille des Überlegenen aufsetzt. Filmkritik
Harald Brauns Melodram um einen Arzt, der den dänischen Königin behandelt und sich in die Königin verliebt, nimmt den Geist von 1968 ebenso vorweg wie die ihm folgende Ernüchterung. Herrscher ohne Krone (1957) lebt vom Kampf zwischen der utopischen Einfachheit des O.W. Fischer und der fragilen Expressivität von Horst Buchholz. Filmkritik
Das Pferdemädchen als emanzipatorische Fantasie: Ann Orens Film über eine Frau, die als Geräuschemacherin einspringt und dabei das Terrain des Menschlichen verlässt, verbindet Body Horror mit Medienreflexion. In Piaffe müssen das Sehen und Hören erst noch zusammenfinden. Filmkritik
VoD: Wie die Welt geboren wird. In ihrem dokumentarisch anmutenden Film porträtiert Léa Fehner ein Gesundheitssystem, das Patienten und Personal malträtiert. Die Zukunft in unseren Händen lässt die Geburtsstation zur Fabrik werden. Filmkritik
Die achtjährige Vicky kann die Erinnerungen anderer Leute riechen und kommt so einem nie erloschenen Begehren ihrer Mutter auf die Spur. Léa Mysius’ Film The Five Devils ist eine sinnliche Reise, die in einem flammenden Inferno endet. Filmkritik
Neu auf MUBI: Zwei Frauen am See, der Horror ganz nah. Alex Ross Perry bedient sich in der Motivkiste der Filmgeschichte und erweitert sein pessimistisches Laberkino um ein feines kleines Psychodrama. Filmkritik
In Ben Afflecks Film über den ikonischen Basketballschuh spielt Matt Damon einen Apostel mit Plauze, der in Michael Jordan seinen Messias findet. In der religiösen Erweckungsgeschichte zwischen MTV und Adam Smith schwingt dabei stets eine ironische Note mit. Filmkritik