VoD: Céline Sciamma feiert in Petite Maman Übergangsszenarien und Herbstfarben. Ein Film, der nach seinem eigenen Platz sucht – nur dem Anschein nach mit weniger Wucht als Porträt einer jungen Frau in Flammen. Filmkritik
Kino als Schutzhülle. Betania Cappato steckt ihre autistische Protagonistin in eine Schule, in der man einander hilft. A School in Cerro Hueso ist ein Film nicht der großen Worte, sondern über das Große, das im Kleinen steckt. Filmkritik
VoD: Alexander Koberidze fordert uns auf, die Augen zu schließen und erst auf Signal wieder zu öffnen. Danach schenkt uns Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? ein echtes Sommermärchen und meint es ganz ernst damit. Filmkritik
Berlinale – Encounters: Zusammen mit Mariano Llinás erzählt Andreas Fontana in seinem Spielfilmdebüt Azor davon wie sich Geschichte wiederholt – und von Brandos Colonel Kurz, der schon lange nicht mehr im Urwald wohnt. Filmkritik
Liebe, Schuld, Entfremdung: Bence Fliegauf blickt mit seinem Episodenfilm in sieben Wohnungen und auf die zwischenmenschlichen Dramen, die sich dort abspielen. Die Welt da draußen bleibt ganz pandemisch ausgesperrt. Filmkritik
Ein paar junge Männer wollen ihre Unschuld bei einer Hure verlieren. In George Peter Barbaris Debütfilm entwickelt sich daraus eine der stärksten und zugleich deprimierendsten Sexszenen dieser Berlinale. Filmkritik
Wann endlich bemerken wir, dass alles schwankt? Auch in ihrem zweiten Film arbeiten Roman und Silvan Zürcher akribisch an der Errettung der äußeren Unwirklichkeit. Das Mädchen und die Spinne tauscht dabei nur familiäre gegen libidinöse Bande ein. Filmkritik
Auch Radu Judes neuer Film Bad Luck Banging or Loony Porn ist wieder ein filmischer Wirbel der Diskurse. Am Ende steht diesmal nicht das große Theaterstück, sondern eine Shitshow der Elite. Filmkritik
VoD: Dominik Grafs Kästner-Verfilmung Fabian oder Der Gang vor die Hunde handelt nicht einfach vom Berlin der Weimarer Republik, sondern aus ihrem Geist heraus. Filmkritik
Der Libanonkrieg und eine große Liebe werden vom Postboten aus den 1980ern in die Gegenwart geliefert. Joana Hadjithomas und Khalil Joreige haben einen klugen Film über Erinnerung gemacht, der sich nicht scheut, die ganz großen Gefühle zu triggern. Filmkritik
VoD: Sex essen Liebe auf. Hafsia Herzi spielt in ihrem Regiedebüt Du verdienst eine Liebe eine Frau, die sich in die Suche nach Liebe flüchtet, aber nur Flüchtiges findet. Lebensnah ist der Film vor allem in den Lücken der Erzählung. Filmkritik
Neu auf DVD: Bevor Menahem Golan nach Hollywood ging, drehte er in Israel diesen Film über eine austiegswillige Sexarbeiterin. Highway Queen (1971) spielt fast ausschließlich an heruntergekommenen Orten. Doch das Lächeln eines LKW-Fahrers wiegt alles andere auf. Filmkritik
VoD: In Catherine Breillats Kostümdrama vergewaltigt die „Kreatur“ Asia Argento ihren Liebhaber neben dem Scheiterhaufen ihrer Tochter. Filmkritik
Netflix: Jeder Versuch, gesellschaftlich aufzusteigen, endet für den Chauffeur Balram in einer Sackgasse. Der weiße Tiger erzählt von einem jungen Mann, der gelernt hat zu dienen, und konzentriert sich dabei weniger auf seine Wandlung als auf sein verhindertes Aufbegehren. Filmkritik
MUBI: Wie eine Sammlung bizarrer Short Stories. Tyler Taorminas Debütfilm Ham on Rye ist ein ebenso unheimliches wie schreiend komisches Jugendporträt aus flüchtigen Momenten und beiläufigen Gesten. Filmkritik
Joanna Hoggs The Souvenir und Shannon Murphys Babyteeth sind radikal subjektive Filme. Zugleich keimt in ihnen die Idee des Politischen als Ort, in dem das Intime unpersönlich wird. Special
Salzgeber Club: In einem Paris aus Nicht-Orten treffen sich Männer zum Sex – oder träumen davon. Die Darsteller des lange verschollenen Pornos Gleichung mit einem Unbekannten wirken wie hypnotisiert, als Zuschauer fühlt man sich wie in einem Loop gefangen. Filmkritik
Ein Teenager und eine Enddreißigerin verbringen eine Nacht auf hoher See: Aus Catherine Breillats wenig beachtetem Film spricht eine Zärtlichkeit, die der sonst so strengen Regie widersteht. Filmkritik
Neu auf MUBI: Ein Brandanschlag auf eine Kirche, eine Vergewaltigung am Fluss. Der Schock im Schönen, Gewalttaten inmitten gewaltiger Bilder, das ist das Prinzip von Dea Kulumbegashvilis Beginning. Filmkritik
Nancy Meckler erzählt von einem realen Mordfall um zwei Schwestern und ihre Dienstherrinnen als inzestuöses Eifersuchtsdrama. Der Salzgeber Club zeigt Sister My Sister (1994) in einer neu restaurierten Fassung als Deutschlandpremiere. Filmkritik
Mit Blaubarts jüngste Frau hat Catherine Breillat eine Märchenverfilmung geschaffen, in der die Heldin nicht aus Zwang oder Liebe, sondern aus Lust an der Angst heiratet. Filmkritik