Harvest erzählt von der Ankunft des Kapitalismus in einem mittelalterlichen englischen Dorf. Die traumwandlerische Parabel verbindet ein sinnliches Verhältnis zur Natur mit der harten Einsicht, dass Fortschritt meist nur ein Vorwand für Unterdrückung ist. Filmkritik
Offene Bücher sind nicht selten am Schwersten zu lesen: Steven Soderberghs Black Bag - Doppeltes Spiel ist ein eleganter Agententhriller, der sich bisweilen zum Agatha-Christie-Krimi verdichtet. Filmkritik
Die Genüsse der Welt bleiben genießbar. Der chinesische Regisseur Jia Zhang-ke hat im eigenen Bildarchiv herumgewühlt und aus Vergessenem, Übersehenem und Abseitigem seinen neuen Film Caught By the Tides gemacht. Filmkritik
Neu auf MUBI: Leos Carax’ anarchischer Essayfilm It's Not Me dauert nur 41 Minuten. Zeit genug für Katzen in Wärmebild-Optik, Esel und Hahn in vertauschten Rollen und Gute-Nacht-Geschichten mit Hitler. Und Denis Lavant in allen erdenklichen Variationen. Filmkritik
Ungeklärte Beziehungen im sonnigen Fuerteventura. Jan-Ole Gersters Islands inszeniert unausgesprochene Spannungen im Ferienparadies-Alltag eines Tennislehrers. Blicke erzählen dabei die eigentliche Geschichte. Filmkritik
Richard III. als postmigrantisches Gangster-Epos und sprachgewaltige Reflexion über Female Rage: In seiner Shakespeare-Adaption Kein Tier. So wild. erzählt Burhan Qurbani die Geschichte vom Aufstieg und Fall der ruchlosen Rashida York, die der Welt den Krieg erklärt, um frei zu sein. Filmkritik
Johanne verliebt sich in Johanna. Nur ein Buchstaben trennt die beiden Hauptfiguren in Dag Johan Haugeruds Berlinale-Gewinner Oslo-Stories: Träume. Erzählt wird – meisterlich - die intime Geschichte einer ersten Liebe, die aus der Literatur kommt und wieder in sie zurück fließt. Filmkritik
Als ein Student stirbt, trauern seine Freunde – und heimlich auch seine Geliebte. Rúnar Rúnarssons Wenn das Licht zerbricht erzählt vom schlecht abgestimmten Trauern in der Gruppe und spielt geschickt mit dem Wissensgefälle der Figuren. Filmkritik
Neu bei MUBI: Eine Flucht durch Südostasien und eine Liebe, die nie Wirklichkeit wird. Miguel Gomes’ Grand Tour vermischt Fiktion und Dokumentation, Vergangenheit und Gegenwart, Melodram und Reisebericht. Poetisch wie verspielt, gibt sich der Film ganz dem offenen Erzählen hin. Filmkritik
Michael Lockshins Der Meister und Margarita fügt Versatzstücke aus der Romanvorlage zu einer wilden Liebes- und Rachegeschichte zusammen. Das Historien-Fantasy-Spektakel orientiert sich stilistisch am Blockbusterkino, entfesselt aber zugleich eine widerständige teuflische Kraft. Filmkritik
Streaming: Eine unerwartet schöne Mittelalter-Serie mit einem ungeahnt großartigen Rolf Zacher: die Ludwig-Ganghofer-Adaption Der Ochsenkrieg (Sigi Rothemund, 1988). Filmkritik
Naoko Yamada, Shooting-Regie-Star des Animes, taucht in The Colors Within mit viel Gespür ein in die Ausdrucksdimensionen dreier junger Musiker während der ungewissen, kreativen Zeit vor dem Erwachsensein. Filmkritik
In Ryan Cooglers Blood & Sinners wird eine durch die Musik zusammengehaltene afroamerikanische Gemeinschaft von einer vampirischen Horde belagert. Der atmosphärische Gangsterfilm gibt sich ganz den Klängen des Blues hin – bis das Trommelfeuer der Tommy Guns alles übertönt. Filmkritik
Ohne Sprache kommt die Liebe nicht aus: Die langsame Annäherung zweier Menschen wird in Oslo Stories: Liebe stets in die Wirklichkeit des Alltags eingebettet. Intimität und Vertrautheit bleiben erkennbar von dieser Welt – und erscheinen gerade dadurch als etwas Utopisches. Filmkritik
Nach einer traumatischen Beziehung fasst Violet wieder den Mut für ein Date – und gerät in die Gewalt eines unsichtbaren Fremden. Die Stärken von Regisseur Christopher Landon liegen im durchaus spannenden Thriller Drop - Tödliches Date nicht unbedingt in der kammerspielartigen Feinmechanik. Filmkritik
Mediatheken-Tipp: Basierend auf den Verhörprotokollen und Aufzeichnungen des KZ-Kommandanten Rudolf Höß inszeniert Theodor Kotulla in Aus einem deutschen Leben (1977) die bestechende Studie eines freiwillig dienlichen Massenmörders mit einem faszinierenden Götz George. Filmkritik
Schönheit, Jugend und Neapel: In Parthenope vereinen sich drei Obsessionen des für seine Hochglanzästhetik bekannten italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino. Leider verkommt dabei die weibliche Hauptfigur zum leeren Mythos. Filmkritik
Minimalistisch, leicht und leise: Sebastian Fritzschs Der Wald in mir ist eine sorgfältige und berührende, maus- und marderhafte Studie über die Entwicklung eines Studenten zu einem Wahrnehmer von Tieren, Stimmen und Geräuschen. Besondere Highlights: das eigenwillige Schauspiel des Hauptdarstellers und die superbe Tonspur. Filmkritik
Eine von Todesvisionen heimgesuchte Teenagerin, eine geheimnisvolle Kostümparty und ein verwunschener Wald: Meine letzte Nacht mit einem Vampir verbindet Motive aus Schauerromantik und Young-Adult-Literatur. Dabei geht es dem Film vor allem um die sinnliche Wirkmacht seiner Bilder. Filmkritik
In ihrem Spielfilmdebüt − einer Adaption von Lukas Rietzschels Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen" – zeigt Regisseurin Constanze Klaue gradlinig und ohne KIischees das Aufwachsen zweier Jungs in einer westernhaften Ost-Landschaft, die zwar Weite suggeriert, doch keine Möglichkeiten bietet. Filmkritik
Geschult an 1980er-Romanzen und den Gangsterepen Martin Scorseses zielt Gilles Lellouches Beating Hearts auf großes Gefühlskino. Auf der Drehbuchebene ist der Film ein wenig holprig geraten – aber letztlich geht es darum, sich, begleitend von Popsongs, ins Flammenmeer einer alles verzehrenden Liebe zu stürzen. Filmkritik