In After the Hunt gerät Julia Roberts an einer US-Eliteuni in die Wirren des Geschlechterkampfs. Luca Guadagninos Film wirkt wie das Negativbild jener romantischen Komödien, die einst den Ruhm des Leinwandstars begründeten – will dabei aber in zu viele Richtungen gleichzeitig. Filmkritik
Netflix: Man liebt das böse Leben und singt davon: Die mexikanische Miniserie Die toten Frauen ist eine Rotlichtmoritat mit resigniertem Humor und tiefem Grauen, schön gefilmtem Sex und krasser Niedertracht. Filmkritik
Ein Familienvater versucht in den 1970ern mit einem Kunstraub seine Midlife-Crisis zu überwinden. Kelly Reichardts The Mastermind rückt das Scheitern des Einzelnen inmitten historischer Umwälzungen ins Zentrum. Filmkritik
Neu auf MUBI: Eine Satire über den Dreh eines Horrorfilms im Stil von Tod Brownings Freaks. Aaron Schimberg behält in Chained for Life stets im Blick, dass auch ein Meta-Film die Kamera auf Körper hält. Filmkritik
Ein Junge und seine Mutter flüchten 1945 in den letzten Kriegstagen auf die norddeutsche Insel Amrum. Fatih Akin verarbeitet in seinem gleichnamigen Film die Kindheitserinnerungen seines Mentors Hark Bohm. Die sensible Coming-of-Age-Geschichte wird zum Ausdruck ihrer tiefen Freundschaft. Filmkritik
Die junge Anna muss sowohl die Wirren der Pubertät als auch die Last der Klassenverhältnisse bewältigen. Doch Marie Luise Lehners Film ist kein wütender Rundumschlag, sein aufmerksamer Blick gilt vielmehr den kleinen Details des Alltags. Filmkritik
San Sebastiàn Filmfestival: Männer, die sich mit Zitrusfrüchten ins Leben zurücksaugen und spärlich beleuchtete Gemächer, die ausehen, als hätte Caravaggio sie persönlich in den Berg gegraben. Nicolás Peredas trockenhumoriger Copper fühlt sich vor allem im Zwielicht wohl. Filmkritik
Neu auf Blu-ray: Ein historisches Verbrechen, ein Mann mit Kindheitstrauma und am Ende ein bisschen Gerechtigkeit: Tim Mielants’ Kleine Dinge wie diese klebt an der Performance von Hauptdarsteller Cillian Murphy, in der mehr steckt, als die simple Charakterisierung erahnen lässt. Filmkritik
Taiwan Film Festival Berlin: Regisseur Tom Lin Shu-yu sucht nach Funken von Restwärme in den völlig vereisten Strukturen einer traumatisierten Familie. Mit Yen and Ai-Lee ist ihm ein ziemlich großer Wurf gelungen. Filmkritik
Ein Unterhändler, hinter dessen aalglatter Fassade sich doch etwas verstecken muss. David Mackenzie gelingt und misslingt mit The Negotiator ein schön dahingleitender Paranoiathriller, der die Angst zu sehr in Schach hält. Filmkritik
Taiwan Film Festival Berlin: Kleider machen Leute. Ai muss eine Uniform tragen, die sie als Schülerin zweiter Klasse stigmatisiert. Die Teenie-Komödie The Uniform erzählt vom enormen Druck des taiwanesischen Bildungssystems – und von einstürzenden Trennwänden. Filmkritik
Gesichtsmuskeln machen Überstunden, Politsignale führen ins Nirgendwo und auf der Tonspur macht sich musikalischer Dauerhagel breit: P.T. Andersons Pynchon-Paraphrase One Battle After Another ist ein Film, der vieles kann, aber längst nicht so crazy ist, wie er es gerne wäre. Filmkritik
Ein Werwolf-Stier in der Camargue: Kraftvoll inszeniert Emma Benestan in Animale die Geschichte einer jungen Stierkämpferin, die sich unter Männern behaupten muss und sich den Tieren immer näher fühlt. Filmkritik
Düstere Holzhäuser in Kyoto und farbenprächtige Leuchtreklamen in Tokio. Tradition und Moderne bekämpfen und verbinden sich in Kozaburo Yoshimuras Filmen, in denen (Geschäfts-)Frauen zwischen Karriereethos und privaten Gefühlen wählen müssen. Special
Ein Schicksalsschlag lässt in Christian Petzolds Miroirs No. 3 eine Gemeinschaft voller glücklicher Zufälle entstehen, die vielleicht gar keine sind. Das Drama um Verlust und neue Vertrautheit entspinnt sich nicht in emotionalen Ausbrüchen, sondern in kleinen Verschiebungen. Filmkritik
Mediatheken-Tipp: Leidenschaft, superbes Schauspiel, exquisite Pracht. Die TV-Serie Versailles ist ein mit Esprit komponiertes, episches Juwel. An jeder Ecke muss man sich hier neu verlieben. Filmkritik
Neu auf Apple TV+: Ein eindrucksvoller Thriller ist Spike Lees Highest 2 Lowest schon auch. Aber noch besser funktioniert das Kurosawa-Remake als Film über einen Mann, der es nur in wohlbekannten Mustern zu leben versteht. Filmkritik
Streaming-Tipp: In seinem halluzinatorischen, lange Zeit als Trash abestempeltem Regiedebüt Glen or Glenda erzählt Edward D. Wood Jr. von einem Transvestiten und seiner heimlichen Vorliebe für Angorapullover – und verarbeitet darin auch seinen eigenen inneren Kampf Filmkritik
Mediatheken-Tipp: Elektrische Feen: Die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi folgt in ihrem 1989er Debüt zwei zeitgleich mit der Glühbirne geborenen Zwillingsschwestern durch das entstehende 20. Jahrhundert. Filmkritik
Eine Renterin misstraut sich selbst: In Wenn der Herbst naht verbindet François Ozon angenehm subtil den klassischen Krimi mit einer gefühlvollen Meditation über das Älterwerden. Dabei spielt er gekonnt mit dem Wissen und Empfinden seines Publikums. Filmkritik
Jahrhundert in psychischen Innenräumen: Mascha Schilinskis brillantes Filmgedicht In die Sonne schauen inszeniert auf einem Bauernhof ein Spiegelkabinett der Geister und Echos, das von der Gewalt kündet, die im patriarchalen System steckt. Filmkritik