Louis Malle: Black Moon

In Black Moon (1974) vereint Malle Motive aus Alice im Wunderland und Goldlöckchen und die drei Bären mit dem Ergebnis einer surrealistischen Fantasie, die in einem Wald aus Zeichen doch noch ihre eigene Logik entwickelt. So scheint unter anderem die Umkehrung herkömmlicher Zuordnungen eines der narrativen Prinzipien zu sein: Junge Frauen geben alten die Brust, Tiere und Blumen sprechen, die menschlichen Charaktere merklich weniger oder gar nicht. Die Ausnahme bildet hier die trotzig-neugierige Lily (Cathryn Harrison), die Zentrum des fantastischen Treibens ist und vielleicht zum Teil auch dessen Urheberin. In einem abgelegenen Landhaus findet sie Zuflucht vor dem draußen tobenden Bürgerkrieg, zu dem sich der Kampf der Geschlechter ausgeweitet hat, und versucht fortan durch die wenig erfolgreiche Befragung der kryptischen Bewohner und eines sprechenden Einhorns, die sich vor ihr parallel ausbreitenden Welten von Schimären und Realität auseinander zu halten. Black Moon läuft heute um 0.20 Uhr auf Arte. (kst)