Regiedebüt: Die Räuberin
Markus Busch arbeitet seit etwa 15 Jahren als Drehbuchautor und ist besonders für seine Kooperationen mit Dominik Graf bekannt. Erst in Komm mir nicht nach, Grafs Episode aus Dreileben, verstand er es souverän verschiedene Genres und Nebenerzählstränge in ein Drehbuch münden zu lassen, das dichter und dynamischer eigentlich nicht sein kann.

Im „Filmforum“ der Nordischen Filmtage gab es nun mit Die Räuberin das Regiedebüt von Markus Busch zu sehen. Die Handlung wirkt auf den ersten Blick wie eine freie Variation auf Der Felsen: Ältere Frau trifft sehr jungen Mann, diesmal jedoch nicht auf Mallorca, sonder vor der malerischen Kulisse Nordfrieslands. Nach einigem Rummel in den Medien kehrt die Schauspielerin Tania in ihre Heimat zurück. Die Dorfbewohner tuscheln über sie und als sie sich auch noch mit dem minderjährigen Thore einlässt, treibt sie das nur weiter in die Isolation.
Anders als bei den Drehbüchern für Graf erzählt Busch diesmal betont langsam und konzentriert sich fast ausschließlich auf die beiden Hauptfiguren. Tania, etwas arg gekünstelt von Birge Schade verkörpert, ist allerdings das Zentrum des Films. Oft fokussiert die Kamera nur ihr Gesicht und lässt alles andere in der Unschärfe verschwinden. Mit seinen stark ästhetisierten Bildern und lyrischen Dialogen wirkt der Film etwas bemüht poetisch. Gerade durch die gemächliche Erzählweise zeichnen sich auch Klischees in der Figurenzeichnung stärker ab: Auf der einen Seite die gebildete Künstlerin, auf der anderen das emotional verunsicherte Arbeiterkind.
So sehr Die Räuberin mit seiner ebenso starken wie leidenden Protagonistin an die typischen Frauen-Melodramen aus dem deutschen Fernsehen erinnert, schafft es Busch doch der Beziehung zwischen Tania und Thore interessante Seiten abzugewinnen. Dabei wird immer wieder das ungleiche Machtverhältnis in den Vordergrund gerückt. Tania spielt mit dem Jungen, manipuliert ihn und ist ihm dabei selbst vollkommen ausgeliefert. Spannend wird es dann, wenn sie selbst nicht mehr weiß, ob sie nun Mutter oder Geliebte für Thore sein möchte. Die Stärke des Films besteht schließlich darin, eine unmögliche Beziehung möglich zu machen und dabei an keiner Stelle in eine moralisierende Haltung zu verfallen.
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