Bridget Jones 4 - Verrückt nach ihm – Kritik
Tollpatschig wie eh und je wirft sich die Titelheldin in Bridget Jones 4: Verrückt nach ihm ins Liebeschaos. Doch in den romantischen Überschwang mischen sich diesmal auch dunklere Noten von Trauer, Verlust und der Last des Älterwerdens.

Was ist nur mit Bridget Jones passiert? Der vierte Teil der auf Helen Fieldings Büchern basierenden Rom-Com-Reihe über die Abenteuer des unbedarften Dauersingles beginnt mit ungewohnter Ruhe und Häuslichkeit. Ihren Job als TV-Produzentin hat Bridget aufgegeben und lebt nun mit ihren beiden Kindern in einem stattlichen Haus in London. Trotzdem wirkt die von Renée Zellweger verkörperte Heldin gequälter denn je: Wie sie beim Gehen watschelt, beim Sprechen unaufhaltsam mit dem Kopf wackelt, dabei zweifelnd den Mund verzieht, das alles nimmt diesmal fast groteske Dimensionen an. Zunächst befremdet dieses manierierte Spiel ein wenig – bis man dessen Ursprung begreift.

Die Katze ist nach ein paar Minuten aus dem Sack: Ehemann Mark Darcy (Colin Firth) ist bereits vor einigen Jahren gestorben und die Trauer hat tiefe Spuren in Bridgets Körpersprache hinterlassen. Großmütterlich und in sich gefangen wirkt sie nun, mit ihren ungelenken Bewegungen und den zugekniffenen Augen. Doch dann singt David Bowie auf der Tonspur „I know when to go out“ und die Kamera gleitet durchs Wohnzimmer. Vor dem inneren Auge der Heldin ziehen all die Bekannten aus den letzten Jahren vorbei, die für sie nur Beileidsbekundungen und ungefragte Ratschläge parat hatten. Und Bridget beschließt, endlich zu tun, was sie schon lange nicht mehr getan hat: zu leben.
Zwischen Fremdscham und Optimismus

Schon der Vorspann von Bridget Jones 4: Verrückt nach ihm schießt so zielsicher ins Herz, dass einem die Augen feucht werden. Tatsächlich ist der von Michael Morris inszenierte vierte Teil deutlich näher am Wasser gebaut als seine Vorgänger, was sicher auch Bridgets Alter geschuldet ist – wenn man nach der Größe ihrer Kinder geht, müsste sie nun Ende Vierzig sein. Wo es früher noch romantische Luftschlösser und Neugier auf etwas Neues gab, herrschen mittlerweile Erschöpfung und Melancholie.

Nun jedoch wieder: leben. Was im Film vor allem heißt: daten! Die Heldin kleidet sich wieder adretter, stellt eine Nanny an, lädt sich Tinder runter und stolpert zurück auf den Beziehungsmarkt. Und siehe da, im Rahmen einer demütigenden Rettungsaktion fällt sie in die Arme des hemdsärmelig knackigen Park Rangers Roxster (Leo Woodall), der mehr als nur ein bisschen jünger ist als sie.

Was Verrückt nach ihm auszeichnet, ist seine gelungene Balance zwischen Fremdscham und Optimismus. Wir selbst sind Bridget, eben weil der Film jeden ihrer peinlichen Momente auskostet und sie damit umso nahbarer macht. Mal plappert sie sich selbstironisch um Kopf und Kragen, dann versucht sie wieder mit schamlosem Hochstaplertum vorzutäuschen, sie wäre so perfekt wie die blasierte Supermama aus der Schule. Wir erkennen uns selbst in ihrem alltäglichen, aber komödiantisch zugespitzten Scheitern: Wenn sie beim Kondome-Kaufen den Lehrer ihres Sohnes trifft, ihr im denkbar ungünstigsten Moment eine Syphilis-Broschüre aus der Tasche fällt oder sie sich mit einem fragwürdigen Mittel und noch fragwürdigerem Resultat die Lippen aufspritzen lässt.
Tollpatschiges Stolpern ins unverhoffte Glück

Zugleich besteht das Geheimnis dieser Filmreihe darin, dass sich die Heldin zwischen solchen Peinlichkeiten etwas wünschen darf, von dem sie eigentlich denkt, sie hätte es gar nicht verdient. Wie im Märchen hat Bridget auf einmal einen Mann neben sich, um den sie alle beneiden, und der Film überzeichnet diesen Moment des unverhofften Glücks, indem er Roxster wie einen jungen Gott aus einer Jeans-Werbung inszeniert.

Bald schon bricht aber für Bridget wieder die unordentliche und überfordernde Wirklichkeit herein. Ihre verschiedenen potenziellen Lebenswege manifestieren sich dabei in unterschiedlichen Männertypen. Neben Roxster ist das auch wieder der ewige Hallodri Daniel Cleaver (Hugh Grant) – der zwar aufgrund seiner unverbesserlichen Schürzenjägerei nicht wirklich als Partner in Frage kommt, aber doch zur emotionalen Konstante in Bridgets Leben geworden ist – sowie der verstockt ordnungsliebende Lehrer Mr. Walliker (Chiwetel Ejiofor), der während eines Schulausflugs mit guten Ratschlägen und gestähltem Oberkörper dennoch Boyfriend-Qualitäten beweist.
Alle wurden eingeladen, alle sind gekommen

Zwischen gekonnt ausgespieltem Blödsinn und treffsicheren Tränendrüsen-Momenten leidet Verrückt nach ihm ein wenig an typischen Sequel-Problemen. Viel möchte der Film unterbringen, zu viel für seine zwei Stunden Laufzeit. Bridgets frühere Gefährten etwa treten nur noch pflichtschuldig am Rand des Geschehens auf und auch von Hugh Grant – der in seiner Rolle gereift ist wie ein guter Käse und der den Film mit zotigen Sprüchen veredelt – hätte man gerne mehr gesehen. Was der Geschichte aber manchmal an innerer Entwicklung fehlt, gleicht Morris mit sentimentalen Einlagen aus. Wenn nicht genug Zeit ist, um Sohn Billys Trauer um den fehlenden Vater im Detail zu behandeln, lässt man ihn einfach ein rührendes Lied singen.

Und letztlich ist dieses Zuviel an Figuren und Handlungssträngen dann auch treffend für einen Film, der zumindest nebenbei ums Altern kreist. Verrückt nach ihm will alle miteinbeziehen, auch wenn sie nicht mehr gleichermaßen Platz in Bridgets Leben haben. Selbst Colin Firth taucht immer wieder als Geist mit mild verständnisvollem Blick auf. Symbolträchtig endet der Film mit einer Neujahrsparty und damit an der Schwelle zwischen Vergangenem und Kommendem. Die Erinnerungen bleiben, aber Bridgets Augen haben sich im Laufe des Films wieder geöffnet, um entschlossen nach vorne zu blicken.
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