Desperate Housewives

Die Hausfrauen verschwinden durch eine Tür auf deren anderer Seite fünf Jahre wie im Fluge vergangen sind.

Desperate Housewives ist zurzeit die einzige erfolgreiche Serie, in deren Mittelpunkt ausschließlich weibliche Protagonisten stehen. Die Geschicke der Hausfrauen werden vom Off-Kommentar einer weiteren verzweifelten Hausfrau und Selbstmörderin begleitet.
Der Zuschauer wird in die Vorhölle einer Vorstadtsiedlung der gehobenen amerikanischen Mittelklasse geführt, die sich gegenüber den 1950er Jahren kaum verändert haben kann. Zwischen selbstgemachter Limonade und liebevoll gepflegten Rosenbeeten werden die Banalitäten des Vorstadtlebens zu Dramen, die nicht selten im Absurden gipfeln.

Die Hausfrauen der Wisteria Lane praktizieren die völlige soziale Kontrolle wie sie eben nur in einem solchen Milieu möglich ist. Alles wird hier ans Licht gezerrt. Die sprichwörtlichen Leichen im Keller sind nicht selten wirkliche Leichen in den Kellern der Nachbarn.
Zum Charme der Serie gehört, dass sie den Diebstahl eines Kuchenrezepts mit der gleichen Sorgfalt behandelt, wie den tiefgekühlten Ehemann. Dabei kann sich der Vertrauensbruch des Diebstahls durchaus als das größere Drama herausstellen. Die Charaktere der Hausfrauen entsprechen der üblichen Ensembletypologie: Bree, die Perfekte; Lynette, die Entschlossene; Gabrielle, die Glamouröse; Susan, die Chaotische; Edie, die skandalöse Antagonistin. Gemeinsam haben sie vor allem dass sie - jede auf ihre Weise - Kinder, Freundinnen, Ehemänner, Liebhaber und Nachbarn manipulieren.

Die fünfte Staffel widmet sich der Frage wie die Hausfrauen wurden, was sie sind. Nach zuletzt sinkenden Einschaltquoten konzentrieren sich die kommenden Folgen auf die Erkundung der Persönlichkeiten der Protagonistinnen. Das Mittel der übersprungenen fünf Jahre lässt dabei dramaturgischen Raum für das pointierte wie verdichtete Erzählen langwieriger Entwicklungen und vergangener Schlüsselereignisse, die überraschende Wandlungen hervorgebracht haben. (nbk)