Vice - Der zweite Mann – Kritik

Adam McKays Vice untersucht und karikiert die private und politische Karriere Dick Cheneys vor und während des Irakkriegs und ruft viele unsägliche Details in Erinnerung – präzise, intelligent und giftig.

Ich habe den Irakkrieg Anfang des Jahrtausends entsetzt in den Medien mitverfolgt und gedacht, dass Kunst und Pop dieses verlogene Theater schon bald groß aufgreifen und ihrer Empörung Ausdruck geben würden. Mit allem Schmackes gegen diese katastrophale und bis heute folgenreiche Politik. Was dann kam, war mir viel zu zögerlich, zu wenig. Ich erinnere mich noch an die löblichen Ausnahmen in Gestalt des ätzend spöttischen Musikvideoclips von George Michael oder später an die süffisante Darstellung Tony Blairs durch Michael Sheen in The Queen (2007) von Stephen Frears. Aber ansonsten …

Ich habe auf diesen Film gewartet und wünschte, es hätte ihn viel früher gegeben. Ja, stimmt (manche Kollegen wandten das ein): Einige der erklärenden Einblendungen in Vice hätte es auch für mich nicht gebraucht. Aber das Ausmaß zum Beispiel der Rolle von Vizepräsident Dick Cheney bei der Planung und Veranlassung der Untaten war auch mir bis zu diesem Film nicht klar gewesen.

Vice schildert, untersucht und karikiert in der Form einer einfallsreichen, scharfsinnigen Satire die private und politische Karriere Cheneys und sein Umfeld in den Jahren vor und während des Irakkriegs und ruft viele unsägliche Details wieder in Erinnerung. Die haarsträubenden Statements. Die erfundenen Angriffskriegsrechtfertigungen. Das lächerliche Gebaren. Buch, Regie, Maske, Schauspiel: Alles ist brillant auf dem Punkt, präzise, intelligent und giftig. Sam Rockwell als George W. Bush, Steve Carell als Donald Rumsfeld, Amy Adams als Lynne Cheney, Tyler Perry als Colin Powell, dem man immerhin ansah, wie mulmig ihm war bei den Entscheidungen, die er mittragen musste … Vice setzt sich den prominenten Protagonisten auf die Brust wie ein frecher und erboster Clown. Er zeigt ihre Getriebenheit von persönlichem Ehrgeiz und nimmt es sich heraus, ihnen ihr charakterliches, moralisches und politisches Versagen vorzuwerfen. Ein hochinspirierter, grimmig-sarkastischer Karneval. (PS: „Nulpe“! Wer auch immer die lustigen deutschen Untertitel geschrieben hat: sehr guter Job.)

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