Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm – Kritik

In Jonás Truebas Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm wollen zwei Menschen mal nicht den Anfang, sondern das Ende ihrer Liebesbeziehung feiern und irritieren damit ihr Umfeld. Dass das eine schöne Idee für einen Film ist, wissen die beiden selbst. 

Ein Film, nicht mehr als eine Idee: Was wäre, fragen sich Ale (Itsaso Arana) und Alex (Vito Sanz) – die nach 14 Jahren Beziehung zu dem Schluss gekommen sind, eine Trennung sei für beide das Beste – wenn sie aus eben diesem Anlass eine große Party veranstalten? Wie Ales Hippie-Vater einst zu sagen pflegte, in einer besseren Welt würde man nicht die Anfänge, sondern die Schlüsse feiern, denn durch diese befreie man sich ja. Und so beginnen die beiden damit, gegenüber Freunden und Familie nicht nur ihre Trennung bekanntzugeben, sondern damit gleich eine Einladung zur Party auszusprechen. Der Weg zu dieser Party, den Jonás Truebas Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm aufzeichnet, ist indes nicht nur von allerlei schöner Situationskomik, sondern auch von leisen Zweifeln geprägt, ob eine einvernehmliche Trennung wirklich so schmerzfrei über die Bühne gehen kann, ob die beiden da wirklich wissen, was sie tun.

Meta-Ebenen, ganz entspannt

Ein Film, dann doch mehr als diese Idee: Denn dass so eine selbstbewusste Trennungsfeier eine schöne Idee für einen Film ist, das spricht Ale gleich in der ersten Szene selbst aus. Und wie es der Zufall so will, arbeiten die beiden auch noch beim Film, er als Schauspieler, sie als Regisseurin, und so schieben sich bald Wirklichkeit und Fiktion beziehungsweise fiktive Wirklichkeit und fiktive Fiktion ineinander, nirgends so schön inszeniert wie in dem Moment, als Ale am Schneidetisch sitzt, die Kamera auf ihren großen Monitor fährt und wir auf einmal mitten in der geschnittenen Szene, mitten in den Film eintreten, den wir ja gerade sehen, aus dem wir ja nie ausgetreten sind.

Die Meta-Ebene wird zum Glück ganz entspannt und uneitel eingezogen, und auf ihr liegen ein paar schöne Momente und Erkenntnisse herum, so etwa ganz am Ende: Wenn Alex dort für ein Castingvideo ausgerechnet eine Trennungsszene sprechen muss und Ale das Video freund(schaft)licherweise für ihn aufnimmt und den Gegenpart übernimmt, dann geht alles nochmal the other way around (wie der internationale Titel lautet): Im Casting-Dialog ist auf einmal der ganze Schmerz da, der in den Dialogen zwischen Ale und Alex und ihrem Umfeld zuvor gefehlt hat, die allesamt ein bisschen verlogen, ein bisschen wie ein Schauspiel wirkten.

Ganz entspannt, auch ohne Meta-Spielereien

Worauf Trueba hier wohl hinauswill: dass nicht nur Schauspieler:innen viel von sich preisgeben müssen, wenn sie spielen, sondern wir auch manchmal ganz schön schauspielern, wenn wir viel von uns preiszugeben meinen. Das liefert hier auch einfach guten Comedy-Stoff: Wenn Ale und Alex ihr Trennungsgeständnis gegenüber ihrem Freundeskreis immer wieder aufs Neue so vorbereiten, als würden sie erzählen, sie heirateten oder bekämen ein Kind – wir wollten euch noch was sagen –, immer wieder die gleichen Sätze hinterherschieben – aber es geht uns gut damit, wir mögen uns ja noch, es ist eine gemeinsame Entscheidung –, das Wir der Beziehung noch in der Trennung performen, dann macht das jedes Mal aufs Neue Spaß.

„Ein bisschen repetitiv“, sagt allerdings ein Freund beim Screening der Rohschnittfassung eines Films von Ale, und natürlich ist das auch ein Kommentar auf Truebas Film selbst. Aber auch ohne diese Meta-Spielereien wäre Volveréis eine entspannte, angenehm augenzwinkernde und gut gespielte Comedy of Remarriage, angesiedelt im emotionalen Limbo zwischen einer getroffenen Entscheidung und dem Gewahrwerden ihrer Konsequenzen, die mit einem schön unzeitgemäßen Plädoyer für die Kraft der Wiederholung aufwartet, die die Liebe selbst ist.

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