Predator: Badlands – Kritik
Im Predator-Franchise bekommt nun auch ein sanftmütiger Alien-Junge mit traurigen Äuglein seinen Platz. Zwischen intergalaktischem Coming-of-Age und verquerem Buddy Movie erforscht Badlands mit kindlicher Neugier den gefährlichsten Planeten des Universums.

Die kaltblütigen Raubtier-Aliens, die alles töten, was ihnen gefährlich werden könnte, wohnen naheliegenderweise nicht auf einem sehr heimeligen Planeten. Schwarze, monumentale Felsformationen prägen die karge, farblose Landschaft, in die kein Sonnenstrahl dringt. Zwei der Predators fallen dort übereinander her, wirbeln erbittert kämpfend durch verwinkelte Höhlen. Tatsächlich sind es zwei Brüder, die sich hier duellieren, um aus Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi), dem kleineren und sanftmütigeren der beiden, endlich einen anständigen Krieger zu machen. Der monströse Körper mit den Dreadlock-artigen Haaren und dem auffaltbaren, von spitzen Zähnen flankierten Mund wirkt fast schon niedlich, wenn der Alien-Junge einen aus seinen traurigen kleinen Äuglein anblickt.
Lehrstunde über toxische Männlichkeit

Was mit John McTiernans Predator (1987) – in dem eine von Arnold Schwarzenegger geleitete Söldnertruppe im Dschungel von der titelgebenden Kreatur dezimiert wurde – begann, ist über die Jahre zu einem umfangreichen und vielgestaltigen Franchise mutiert. Regisseur Dan Trachtenberg, der bereits das sehr ordentliche, unter Comanchen angesiedelte Prequel Prey inszenierte, wechselt nun im neuesten Film die Perspektive. Die ikonischen Wärmebild-Aufnahmen aus der Sicht des Predators, seine Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen oder auch das charakteristische Knackgeräusch, das meist den sicheren Tod bedeutet, spielen diesmal kaum noch eine Rolle. Dafür steht Dek nicht nur im Mittelpunkt der Geschichte, er wird auch gnadenlos vermenschlicht, während er sich zögerlich gegen das patriarchale System der Yautja-Rasse aufzulehnen beginnt.
Zugegeben, das ist zwar ein ungewohnter, aber auch ziemlich ernüchternder Ansatz für das Franchise, weil der Predator damit nicht nur seine dunkle Faszination verliert, sondern auch ein schon ziemlich schal gewordenes aktuelles Kino-Phänomen weitergeführt wird, das jede noch so fiese Kreatur zu einem emotional verwundbaren Wesen degradiert. Bei den hypermaskulinen Predators („bloß keine Schwäche zeigen“) wird daraus gar noch eine Lehrstunde über toxische Männlichkeit. Hat man seine Erwartungen jedoch erstmal umjustiert, entwickelt Predator: Badlands mit seiner intergalaktischen Coming-of-Age-Geschichte, die an Menschlichkeit appelliert, ohne dass im Film ein einziger Erdbewohner auftaucht, doch einen sympathisch naiven Charme.
Huckepack zum verloren gegangenen Unterleib

Nachdem Dek knapp dem Schwert seines Vaters entgangen ist, landet er auf dem angeblich gefährlichsten Planeten des Universums. Es macht Spaß, diese sonderbare tropische Welt zu erkunden, die wie ein kitschiger Bildschirmschoner aussieht. Die Tiere und Pflanzen wirken hier vertraut, bekommen aber jeweils einen bösartigen Dreh. Es gibt dinosaurierartige Ungeheuer, schleimige Würmer, die glühend rote Blasen werfen, bevor sie explodieren, Schilffelder aus Rasierklingen und garstige Schlingpflanzen.
Mehr noch als eine Coming-of-Age-Geschichte ist Badlands ein verqueres Buddy Movie. Dek trifft nämlich bald auf die hoch entwickelte Roboter-Dame Thia (Elle Fanning), die im Rahmen einer Expedition von der Erde hierhergeschickt wurde und beim Kampf mit dem allseits gefürchteten Ungeheuer des Planeten ihre Beine verlor. Dek und Thia finden einen Deal, der beiden nützt: Er trägt sie wie einen Rucksack zu ihrem verloren gegangenen Unterleib, sie hilft ihm dafür mit ihrem Wissen, in der feindlichen Umwelt zu überleben.
Szenen voll kindlich antagonistischer Energie

Mit ihrem, von gelegentlichen Wackelkontakten gestörten, menschlichen Erscheinungsbild verleiht Fanning ihrem Cyborg eine altklug kindliche Gutherzigkeit. Während Dek seine Gefühlswelt von der martialischen Ideologie der Yautja befreien muss, fehlt es Thia an Vernunft, um ihre Euphorie zu filtern. Beharrlich versucht sie deshalb ihre verschollene „Schwester“ Tessa (ebenfalls Fanning, diesmal bleich und böse) zu kontaktieren. Jeder muss hier letztlich etwas lernen.
Trachtenberg setzt sogar noch eins drauf und lässt ein quirliges Äffchen mit Glubschaugen und schiefen Zähnen zu dem Duo stoßen. Man fühlt sich teilweise wie bei den Bremer Stadtmusikanten, was aber als Kompliment für Szenen voll kindlich antagonistischer Energie zu verstehen ist. Badlands wirkt fast wie ein Disney-Film, was er – da das produzierende Studio 20th Century Fox mittlerweile zum Disney-Konzern gehört – streng genommen auch ist. Geköpft werden im Film nur die identisch aussehenden Mitglieder einer faschistischen Cyborg-Armee und Wesen, die entweder sehr böse sind oder deren Haupt ohnehin automatisch wieder anwächst. Das Drehbuch von Patrick Aison (Prey) ist etwas simpel und auf therapeutisches Empowerment ausgerichtet, aber ein brauchbares „Werkzeug“ – wie Dek Thia konsequent degradierend nennt – um das Spektakel des Films zu tragen.
Ein Erlebnis auf der großen Leinwand ist Badlands nämlich allemal, weil man seinem durchweg überzeugenden Look ansieht, dass viele fähige Menschen an der Produktion beteiligt waren. Das markige detailverliebte Creature- und Production-Design etwa verleiht der fremden Welt und ihren Bewohnern eine wuchernde Lebendigkeit. Zudem fühlt sich Trachtenberg nicht nur im Protz des Monster-Genres wohl – wie bereits im Finale von 10 Cloverfield Lane bewiesen – sondern ist auch ein gekonnter Actionregisseur, der mit klaren und pointierten Kampfszenen die räumlichen Möglichkeiten auszureizen weiß und auch den ein oder anderen fantasievollen Einfall hat. Wie es mit dem Franchise weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Am Ende von Badlands wird zwar das Hintertürchen für eine Fortsetzung offengelassen, vielleicht darf der Predator beim nächsten Mal aber auch wieder böse sein.
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