Piranha 3DD – Kritik
Die Körperfresser sind zurück. Oder: Wie David Hasselhoff einen Film vor dem Absaufen rettet.

Schon das „Original“ war nur eine Aufarbeitung filmischer Genrekonventionen im State-of-the-Art-Look: Als Horror-Spezialist Alexandre Aja (High Tension, 2003) mit seinem Beißer-Reißer Piranha 3D (2010) das Genre zur Abwechslung mal auf Hochform brachte, huldigte er mit Der weiße Hai (Jaws, 1975) nicht nur den Prototypen des „Schockbusters“ schlechthin, sondern motzte gerade die B-Movie-Qualitäten von dessen Ablegern (wie eben Piranha, 1978, Joe Dante) gehörig auf. Zusammen mit der schamlos-garstigen Rotfärbung der Leinwand innerhalb der folgenden 80 Minuten ergab Ajas Mix aus Sex und schwarzem Humor einen erfrischenden Cocktail, den man immer wieder genießen kann.
Piranha 3DD heißt nun also das alles noch einmal mehr auf die Spitze treibende Sequel, das uns hierzulande nur beim Fantasy Filmfest im Kino dargeboten wird. Wie der Titel erahnen lässt, hat man an den Grundzutaten nichts geändert; lediglich ein weiteres „D“ wurde ergänzt, sodass mit gerade mal drei Buchstaben die wohl populärste technische Entwicklung des gegenwärtigen Mainstreamkinos mit jener erhöhten Körbchengröße verbunden wird, die primär auf englischsprachigen Modemaßtabellen vorzufinden ist. Dieser Buchstabe kann nun abwechselnd für „dreist“, „derb“ oder einfach nur „dämlich“ stehen – je nachdem, von welcher Seite man das Ganze betrachtet.

Tatsächlich tummeln sich in John Gulagers Fortsetzung noch mehr großbusige Badenixen in knappen Bikinis, um den titelgebenden, immer hungrigen Wassertierchen eine noch größere Anbissfläche zu bieten. Wieder in den sonnig-heißen USA verortet, dient diesmal kein Beachparty-Ressort am See, sondern ein künstlich bewässerter Aquapark als Hauptschauplatz, der vom geldgeilen Veranstalter trotz der bekannten Gefahr nicht unter Quarantäne gestellt wird. Es kommt, wie es kommen muss – denn sicherlich ein Hauptgrund, warum man als Zuschauer einen Streifen wie Piranha 3DD besucht, ist just das Resultat einer kaum vorhandenen Story, also jene explizite Blut- und Gewaltorgie, die sich in Detailbesessenheit hoffentlich immer weiter übertreffen wird. Bei Ajas Schocker vor zwei Jahren visualisierten Blut, Gedärm und Muskelfaserfetzen in zahllosen Nahaufnahmen die ultimative Zerstörung der jungen menschlichen Körper, die zuvor nicht weniger voyeuristisch in Szene gesetzt wurden.

Im Gegensatz zu Aja schert sich Gulager (Feast, 2005) nicht im Geringsten um eine Form von Dramaturgie, die zumindest hin und wieder Spannung aufkommen lassen könnte. Der Film ist purer Trash, was ihm als Monsterfilm-Remake – auch Piranha 3DD ist eine Neuauflage, und zwar von James Camerons Debüt Piranha II (1981) – auch durchaus zusteht, allerdings setzt er sich dadurch fast automatisch der Gefahr aus, durch Redundanz und Einfallslosigkeit zu langweilen. Letztlich wäre all dies auch kaum der Rede wert, hätten Maskenbildner und Special-Effects-Crew im lang ersehnten Splatter-Finale gute Arbeit geleistet. Wo der Vorgänger manch narrative Leere noch mit visueller Drastik übertünchen konnte, schockiert hier wirklich wenig, wenn billige Prothesen immer auch als solche erkennbar sind und die Todesszenen durchgängig plump und vorhersehbar inszeniert werden.
Selbst als die nächtliche Liebesszene eines Pärchens abrupt abgebrochen wird und der ungebetene Besucher in einem geburtsähnlichen Austrittsvorgang aus der menschlichen Hülle (und dem männlichen Partner direkt ans Geschlechtsteil) rutscht, erzeugt dies höchstens Ekel und Fadesse, keineswegs jedoch Spannung oder gar Entsetzen. Auch die dritte Dimension eröffnet hier im Zusammenhang mit sinnfreiem Erwachsenenkino nur selten eine Wahrnehmungsebene, die über zahllose plastisch gefilmte Frauenbrüste und -hintern hinausgeht.

Auch wenn die Gesetzmäßigkeiten des Horrorfilms nur halbgar funktionieren und eher dürftige Unterhaltung bieten, ein Ass hat der Film dann doch noch im Ärmel. Wie im ersten Teil birgt auch hier eine Nebenfigur den halben Spaß, und gemäß dem Verdoppelungsprinzip im Titel gibt es neben dem wiederaufgewärmten Auftritt von Zurück in die Zukunft-Professor Christopher Lloyd, der die Menschheit erneut in überdrehter Manier vor ihrem Schicksal warnt, nun auch denjenigen, der für die Rettung der Bade- und Spaßsüchtigen geradezu prädestiniert scheint. Es ist jener selbstironische Auftritt eines ins Rettungsschwimmeroutfit gepackten David Hasselhoff, der ihn desinteressiert-arrogant auf die vielen Hilfeschreie reagieren lässt, und der zwar keinesfalls die Menschen vor dem Tod, jedoch den Film vor der bloßen Abkupferung rettet: „I’m not a lifeguard, never was.“

Die besten Sekunden des Films befinden sich genau hier, auf Hasselhoffs gealterter Visage. Mit einem viermal (!) wiederholten Dolly-Zoom, dessen effektive Anwendung einmal mehr auf Spielbergs Klassiker verweist, wird hier bewusst nur Herablassung und Bereitschaftslosigkeit des Helden eingefangen. Später versucht der ehemalige Baywatch-Mime im wohl unterhaltsamsten Cameo der letzten Zeit doch noch zu sprinten (natürlich in Slow-Motion und zur Original-Baywatch-Titelmelodie, es folgt ungebändigter Szenenapplaus) und scheitert gleich nach wenigen Schritten aufgrund mangelnder Kondition. Zuvor wurde er als alkohol- und sexsüchtiger Möchtegernmusiker im billigen Hotelzimmer inszeniert, und später, im 12-minütigen Abspann, gibt es noch eine eigene Hasselhoff-Outtake-Show. Dann weiß man als Zuschauer auch, wofür das zweite „D“ steht, nämlich für „durchgeknallt“.
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Kommentare
Thilo
Also ich muss sagen, dass der film, wenn man abends nichts zu tun hat, das gehirn ausschaltet und sich ein bierchen dazuholt, wirklich unterhaltsam ist! klar der film hat eine dünne story aber die interessiert bei so einem film eh nicht, wie ich finde. ich muss dazu sagen, dass ich den 1. teil schon sehr gut fande von daher ist der film ein muss für jeden, der auf splatter, nackte frauen, den 1. teil, wahnsinn und schwarzen humor steht! :) ansonsten gute kritik!
MfG Thilo
1 Kommentar