Ludwig II. – Kritik

Mediatheken-Tipp: Das Verblühende und das Kommende. Luchino Visconti verabschiedet sich in seiner Nebelsymphonie Ludwig II. – gemeinsam mit Helmut Berger und Romy Schneider – von der deutschen Romantik.

Es dämmert in Bayern - nahezu ganztägig. Der Nebel kommt von den Voralpenseen in die Schlossgärten geschlichen. Dort verhakt er sich in den Springbrunnen und im Kalkstein und im Marmor der Gartenplastiken. Fast immer liegt ein Schleier über Luchino Viscontis Ludwig II., mal über den Bildern, mal über dem Ton, den Dialogen, der Musik, aber auch in den Blicken, die so häufig und zunehmend häufiger ins Leere gehen, vor allem aber über dem Gesicht Romy Schneiders (abermals als Sissi), die viel seltener ins Bild tritt, als man es sich wünscht.

Einmal aber hat man sie ganz für sich, da reist sie mit Kutsche und Schiff von Schloss zu Schloss auf der Suche nach ihrem Cousin, dem jungen, der Welt schon entsunkenen König von Bayern, Ludwig 2 (Helmut Berger). Sie schreitet mit hohlem Klang durch das trüb beleuchtete Herrenchiemsee und lacht. Und alles zusammen ist unüberhörbar Echo auf diese todestrunkene, verklingende Zeit, die da von draußen hineindämmert und die hier, im Spiegelsaal, bereits damit begonnen hat, sich auf die Interieurs zu legen, um Farbe und Glanz zu rabsorbieren.

Im Niedergang

Ludwig II. ist eine Art filmische Abschiedssymphonie für die (deutsche) Romantik. Am Rande wird im dunstigen Hintergrund des Films der Deutsch-Deutsche Krieg verloren. Im Ministerkabinett steckt man konspirativ die Köpfe zusammen, der König wird entmachtet und muss ertrinken. Politisch ist die Welt im Niedergang. Während sich der Deutsche Bund auflöst, das Kaiserreich entsteht und das Jahrhundert sich dem Ende neigt, mischt sich in Bergers ebenmäßiges Gesicht mehr und mehr der pastöse Ausdruck einer Leiche. Das viele Karamel lässt ihm die Zähne faulen und macht sein Gesicht immer endgültiger zum Vexierbild dessen, was verblüht und vergangen ist und was bald kommen mag.

Ein gigantischer Film, das muss man wahrscheinlich nicht dazusagen.

Ludwig II. steht bis zum 21.09.2025 in der BR-Mediathek

Neue Kritiken

Trailer zu „Ludwig II.“


Trailer ansehen (1)

Neue Trailer

alle neuen Trailer

Kommentare

Es gibt bisher noch keine Kommentare.






Kommentare der Nutzer geben nur deren Meinung wieder. Durch das Schreiben eines Kommentars stimmen sie unseren Regeln zu.