Hautnah – Kritik
Wer nach Ocean’s Twelve (2004) eigentlich eine Julia-Roberts-Pause einlegen müsste, kann dennoch entspannt in Hautnah gehen, denn es handelt sich nicht um ein Starvehikel für die junge Mutter. In der seltenen Konstellation mit drei weiteren, gleichgestellten Hauptdarstellern ist Roberts Teil eines Viererensembles. Neben ihr spielen Clive Owen, Jude Law und Natalie Portman in einer außergewöhnlichen Bühnenverfilmung.

Würden die Dialoge aus Mike Nichols’ jüngsten Film Hautnah (Closer) in einem Rapsong verwendet werden, müsste auf dem CD-Cover der Vermerk stehen: „Parental Advisory – Explicit Content“. Wenn es um Sex geht, äußern sich die erfolgreiche Fotografin Anna (Julia Roberts), der Kolumnist Dan (Jude Law), der Hautarzt Larry (Clive Owen) und die Stripperin Alice (Natalie Portman) ungewohnt freizügig. Es kommt einem schon wie eine kleine Sensation vor, dass gerade Hollywoodstar Julia Roberts als Filmfigur Anna über unterschiedliche Geschmacksrichtungen von Sperma spricht und einräumt, dass es ihr gefällt ‚hart gefickt zu werden’. Nicht nur verbal hingegen gibt sich Natalie Portman als Kindfrau Alice die Blöße. Sie lässt ihre Hüllen nicht gänzlich fallen, aber sie posiert doch recht eindeutig vor der Kamera. Stars in gewagten Rollen machen noch keinen guten Film jedoch hat Closer mehr zu bieten.
Zum Inhalt: Dan arbeitet für eine Londoner Tageszeitung im Ressort „Nachrufe“. Unzufrieden mit seinem Leben (Arbeit + Freundin), beginnt er mit der Zufallsbekanntschaft Alice eine Affäre. Ein Jahr später, inzwischen sind beide ein Paar, hat Dan seinen Traum wahr gemacht und einen Roman veröffentlicht. Beim Fototermin im Atelier verliebt sich Dan in Anna…
So beginnen Beziehungskrisen. Bald gesellt sich noch Larry dazu, gespielt von Clive Owen. Der lange unterschätzte, britische Schauspieler, dessen Leinwandpräsenz angeboren scheint, arbeitet erstmals mit den ganz großen Namen Hollywoods zusammen. In variierenden Paarkonstellationen vollziehen die vier Hauptfiguren in ihren Auseinandersetzungen nicht nur einen Seelenstrip nach dem anderen, wie zu erwarten spinnt sich auch ein komplexes Netz aus Lügen und Intrigen. Unglückliche Beziehungsgeflechte sieht man nicht selten im Kino, auf der Bühne und im Fernsehen, aber Closer hat mehr zu bieten.

Was kann der Regisseur Mike Nichols zu einem dialoglastigen Drehbuch beisteuern, das vom Autor der erfolgreichen Bühnenvorlage, Patrick Marber, selbst verfasst wurde? Dass Nichols ein ausgezeichnetes Gespür für Timing hat, besonders in Verbindung mit populärerer Musik, bewies er nicht zuletzt mit seinem Geniestreich Die Reifeprüfung (The Graduate, 1967). Auch, dass er seine Schauspieler hervorragend führen kann, zeigte sich bereits in seinem Regiedebüt Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Who’s Afraid of Virginia Woolf?, 1966). Nichols knüpft mit Closer an frühre Erfolge an, wobei der Film noch weitere Qualitäten in sich trägt, die erst allmählich zum Vorschein kommen. Beinahe nebenbei gelingt es Nichols die kleinen Momente festzuhalten, denen meist keine erklärende Filmhandlung voraus gehen und die keines erklärenden Dialoges benötigen. Stellen, die auf einer Drehbuchseite weiß bleiben. Es sind Erkenntnismomente zwischen den Protagonisten, wie auch Momente ihrer Selbstreflexion. Dabei schafft es Nichols auch die großen Momente von schmerzvoller Erkenntnis, die seine Figuren unvermittelt und somit umso stärker treffen, in Filmsprache zu übersetzen. Leitmotivisch exerziert der Regisseur immer wieder die Inszenierung dieser abstrakten Ereignisse durch, die sich in den Köpfen der Figuren abspielen und sich in das Gedächtnis des Zuschauers einbrennen, als seien sie selbst empfunden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass am Ende des Films das Geflecht der Untreue in einem kathartischen Moment der Erkenntnis, für eine der vier Hauptfiguren, aufgelöst wird.

Nichols’ Karriere verlief nie geradlinig. Nach dem Durchhängerfilm Good Vibrations – Sex vom anderen Stern (What Planet Are You From? , 2000) erntete er Lob, Anerkennung und einen Emmy für die Miniserie Angels in America (2003). Nun hat der Regisseur und Produzent, der auch des Öfteren auf der Bühne Regie führt, in Closer, nach langer Zeit, einen Kinostoff gefunden, in dem er seine Talente voll ausspielen kann. Im Gegensatz zu aktuellen Arbeiten einiger Regiekollegen selben Alters, die nicht selten Anzeichen von Altersschwäche aufzeigen, besticht Closer mit einer stets hellwachen Inszenierung. Der Film steckt voller Energie, woran auch die Schauspieler nicht unwesentlich beteiligt sind. Bleibt zu hoffen, dass Nichols’ Leistung, trotz der überschattenden „skandalösen“ Dialoge der Vorlage, welche die Figuren einerseits mit uneitler, teils mutiger Ehrlichkeit zeichnen und andererseits der Männerphantasie des Autors entsprungen sein müssen, die verdiente Anerkennung findet. Aber vielleicht verbirgt sich hier für ein Deutsches Publikum gar kein Konfliktpotential, da der Verleih eine Altersfreigabe ab sechs Jahren beantragt hat. Bleibt also abzuwarten, was sich Larry, Alice, Dan und Anna in der Synchronfassung zu sagen haben.
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Kommentare
julia
der film is tiefgründiger schund
haha
zu porno-haft...viel zu porno-haft
Basti
Ein ziemlich komplizierter Film nach dem Roman von Patrick Marber.Klar ist viel Erotik im Spiel aber "Sex sells!" Außerdem vermittelt Damien Rice´s "Blower´s Daughter" eine Liebesatmosphäre, die eigentlich gar keine ist.Trotzdem ist dieser Film meiner Meinung nach zu empfehlen, man muss ihn nur erstmal verstehen.
sabretooth
Wunderbare Dialoge (wenn auch abwegig).
Tolle Leistungen.
Wunderbare Einstellung.
Die filmische Entdeckung des Porno-Chic.
hensebikatrin
0 punkte für einen viel zu langen film..
oberlangweilig.. i love you.
Savenna
ich finde den Film sehr gelungen, eine gute Umsetzung des Buches. Würde ich jedem empfehlen. Man sollte sich den Film aber im Orginal anschauen, da kommt die Intensität viel besser rüber. Vorallem überzeugt Clive Owen als Larry, ich habe ihn schon im Theater als Dan gesehen, aber als Larry ist er wesentlich überzeugender.
sori
einfach fantastisch! immer noch einer der besten filme aus hollwood seit jahren, der den darstellern einfach alles abverlangt, der auf alles überflüssige verzichtet, sich auf das wesentliche konzentriert und in jeder hinsicht schonungslos ist! leider gibt heutzutage viel zu wenige filme dieses kalbers..:(
Zimbo
kann mich dem grossteil meiner redner nur anschliessen:
ein richtig guter film
Shiva 111
Ich denke, dass die meisten Zuschauer den Film gar nicht verstehen. Hier wird der Engel Jane, der in die Identität einer Alice schlüpft, die einst durch Ihr beherztes Verhalten 3 Kindern das Leben rettete und selbst dabei in jungen Jahren sterben musste, auf die Erde geschickt um diesmal drei Erwachsenen das Leben zu retten, indem ihnen der rechte Weg und die eigene Unzulänglichkeit vorgehalten wird. Sie (der Engel) streunt durch die Straßen (so auch der filmische Abgang) und sucht sich den Menschen, der gerettet werden muss. Sie hat das Gesicht eines Engels (Zitat)und ihre Allerwerteste schmeckt nach "heaven" (ebenfalls Zitat). Dan wird begreifen, dass er als Egoist nur verlieren kann und wird am Ende geläutert.
Max Payne
Ein so langweiliger und versauter Film wie dieser gibt es kaum noch ! Dagegen fand ich sogar Miami Vice spannender ^^ !
Die Story war so daneben und dieser ständige Partnerwechsel hat mich irgendwann auch angekotzt.
Bei dem Film gibt es Einschlaf Garantie Pur !
Schicken sie ihr Baby vor die Glotze während dieser Sinnlose Film läuft und es wir spätestens nacht 20 min. eingepennt sein!
Ein einfach total bescheuerter Film, den ich niemand Empfehle !
Donky Kong
Wohl der mit einer der dümmsten Filme neben Miami Vice.
Klar das der Film nichts für Action Fans ist. Ich habe ihn auch nur wegen Natalie Portman geguckt. Aber als ich aus dem Kino kam fühlte ich mich kein bisschen Unterhalten. Die schlechte schauspielerei und diese demotivierende und vorallem langweilige Atmosphäre war zum kotzen. Der schlechteste Film des Jahres !!!!!
Dominique
Ein super Film. Sehr gut gemacht! Kann ich nur weiterempfehlen.
12 Kommentare