Die Hollywood-Verschwörung – Kritik

Regisseur Allen Coulter hat für Die Hollywood-Verschwörung einen spannenden Stoff ausgegraben: Im Stil des Film Noir erzählt er die wahre Geschichte des Schauspielers George Reeves und die rätselhaften Umstände seines Todes. Ein Krimi über das Scheitern und die Selbstüberschätzung.

Die Hollywood-Verschwörung

Natürlich ist in Hollywood alles möglich. Hier kann ein österreichischer Bodybuilder zum Filmstar werden. Und ein Filmstar zum Gouverneur von Kalifornien. Der gigantische Schriftzug auf den Hügeln zieht Glücksritter magisch an. Im englischen Original ist der Film auch nach den überdimensionalen Buchstaben benannt: Hollywoodland. Ursprünglich waren die riesigen Lettern eine Werbung für einen Immobilienverkäufer. Das „Land“ gibt es nicht mehr, dafür steht „Hollywood“ umso mehr für einen Ort, an dem man sich seine Träume vom Aufstieg und Erfolg erfüllen kann.

Allen Coulters erster Kinofilm Die Hollywood-Verschwörung handelt jedoch vom Scheitern in dieser Glamour-Stadt. Der Regisseur erzählt die Geschichte zweier Männer, die im Los Angeles der fünfziger Jahre groß herauskommen wollen: der adrette Schauspieler George Reeves (Ben Affleck) und der verbissene Detektiv Joe Simo (Adrien Brody). Die Schilderungen von Reeves’ Leben beruhen auf wahren Begebenheiten. Der Schönling angelte sich tatsächlich die Frau des MGM-Studiobosses (Diane Lane) und wurde als Superman-Darsteller in einer Fernsehserie berühmt. Doch Reeves wollte sich mit der Rolle, mit der er nur bei Kindern beliebt war, nicht zufrieden geben. Nach einer Party findet man ihn erschossen auf seinem Bett. Alles spricht für Selbstmord.

Die Hollywood-Verschwörung

Jetzt tritt Joe Simo auf den Plan. Mit den fiktiven Ermittlungen des Privatdetektivs ergänzt Coulter die wahre Geschichte um den mysteriösen Tod des Schauspielers. Mit Simo schuf er eine Figur, die Reeves in vielem ähnelt. Auch er will ein Großer werden, fühlt sich mit kleinen Schnüffeljobs unterfordert, und daher kommt ihm der große Medienrummel gerade recht. Aber auch er ist zum Scheitern verurteilt.

Simo und Reeves scheitern am eigenen Anspruch und an der Wirklichkeit. Die Welt sieht sie nicht so, wie beide es gerne hätten. Der Regisseur will das an jeder Stelle des Films mit aller Vehemenz vermitteln. So schildert er beiläufig in einer Art Parabel das ganze Dilemma der Wahrnehmungsstörungen: Privatdetektiv Simo hat den Auftrag eines Ehemanns, dessen Frau zu beschatten. Der Mann vermutet, sie betrüge ihn. Auch als Simo die Frau entlastet, rückt er von seinen Mutmaßungen nicht ab und ermordet sie schließlich. Ähnlich unbeirrbar und uneinsichtig wie der Ehemann, der es einfach nicht wahr haben will, dass seine Frau unschuldig ist, handeln Reeves und Simo. Bis zur Selbstzerfleischung folgen sie ihrem Traum vom Erfolg und können den Fakten doch nicht entfliehen. Mögen beide Männer vordergründig noch so unterschiedlich sein, Coulter findet ihre Gemeinsamkeit im Scheitern.

Die Hollywood-Verschwörung

Doch die Unterbrechungen der einzelnen Handlungsstränge schaden dem Film. Vor allem die Ermittlungen um den rätselhaften Tod von Reeves verlieren schnell an Spannung. Während Simo nichts Beweiskräftiges findet, das seine Mordthese unterstützen würde, steigert sich die Frequenz der Zeitsprünge zurück in das Leben des Superman-Darstellers. Das Whodunnit gerät dabei schnell in den Hintergrund. Doch wenn Simo an den Tatort zurückkehrt und die alternativen Versionen von Reeves’ Tod durchgeht, gewinnt der Film an Intensivität. In dunklen Bildern, etwas zeitverzögert, erleben auch die Zuschauer die unterschiedlichen Szenarien mit. Genau in diesen Momenten, wo sich der Detektiv und der Schauspieler am nächsten sind, kommt auch das Publikum den Figuren nahe. Man wählt sein eigenes Szenario und wünscht sich, der Krimi sei doch nach der Schilderung der Lieblingsversion vorbei.

Dabei gerät das Noir-Setting schnell in den Hintergrund. Coulter liegt nur wenig an einer Nachbildung der fünfziger-Jahre-Ikonografie. Die meisten Szenen spielen in Restaurants und Wohnungen, die sich kaum von der heutigen Zeit absetzen. Große Lichtblicke innerhalb dieser Interieurs sind die Schauspieler. Adrien Brody beweist sein Können spielerisch. Ben Afflecks Interpretation eines zweifelnden Sonnyboys übertrifft die Erwartungen vollends. Beide trumpfen groß auf. Doch so stark und so mitreißend wie die Darsteller sind Drehbuch und Regie leider nicht. Die Charaktere bleiben einem fremd und verschwinden beinahe vor dem Hintergrund einer etwas plakativen Analyse des Scheiterns.

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Kommentare


Hardener

Toller Film. Gut besetzt, klare Empfehlung!






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