Mignonnes – Kritik
Neu auf Netflix: Twerking-Performances, Crop-Tops, Smartphone-Displays und Glitzer-Zopfgummis. Maïmouna Doucourés Debütfilm widmet sich den künstlichen, glänzenden, anziehenden Oberflächen in der Welt der heutigen Pre-Teens.

Als die aus dem Senegal zugezogene, elfjährige Amy auf dem Hof ihrer neuen Pariser Schule schüchtern die bunt-aufgestylt tanzenden Mädchen in ihrem Alter beobachtet, bleibt die Zeit plötzlich stehen, alles friert ein, keiner bewegt sich mehr. Noch so ein Subjektivierungskunstgriff, denke ich ganz abgeklärt. Noch so ein debütfilmisch-kreativer Weg, zum Inneren der Hauptfigur durchzudringen. Doch dann läuft plötzlich ein Junge mit filmendem Smartphone durch die gefreezte Menge, entlarvt das Ganze als trendige Internetperformance und hält mich gleichzeitig zum Narren. Diesem Moment könnte das Innenleben gar nicht egaler sein, und überhaupt geht es in Maïmouna Doucourés Mignonnes vor allem um die künstlichen, glänzenden, anziehenden Oberflächen in der Welt der heutigen Pre-Teens. Um Selbstinszenierungen für die girlgang und die boycrushes, um Twerking-Performances, Crop-Tops, Smartphone-Displays, Glitzer-Zopfgummis und mit dem Bügeleisen geglättete Haare. Um eine Generation in einer Phase, in der sie Äußerlichkeiten schon bestens durchdrungen hat und gleichzeitig in Richtung Innenleben noch so wunderbar naiv ist, dass die Affekte immer wieder ganz unvermittelt ausbrechen. Der Film braucht sein wildwüchsiges Sujet kaum in eine künstliche Form pressen, um ihm nahe zu kommen – das macht es hier schon ganz allein.
Der Text ist im Rahmen unserer Berlinale-Empfehlungen 2020 erschienen.
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