C'est la vie - So sind wir, so ist das Leben – Kritik
Ein Familienporträt in „Sternform“. Aus fünf Perspektiven erzählt der Episodenfilm und französische Publikumserfolg von der zarten Zerbrechlichkeit einer Familie im Wandel der Zeit.

Im Gedächtnis bleibt eine zutiefst komische Großaufnahme: Da ist das erstarrte, faltige Gesicht und der trübe Blick des in jeder Hinsicht ergrauten Vaters, der alles andere ist als ein Patriarch. Der phlegmatische und dünnhäutige Robert, gespielt von Jacques Gamblin, ist ein Taxifahrer, der in sanftem Gleichmut milde und passiv über den Dingen schwebt, statt ein gestandenes Vorbild für seine Söhne darzustellen. In einem seltenen Moment der Kommunikation zwischen Vater und Sohn, als Robert seinem Sohn Raphaël in einer Bar das Luftgitarrenspielen, die Grimassen und Zungenbewegungen von Jimi Hendrix beibringt, blüht dieses so regungslose Gesicht urplötzlich auf.

Es sind die Widersprüchlichkeiten der so skizzenhaft wie liebevoll und treffend gezeichneten Charaktere, die den Charme der luftigen Komödie C’est la vie – So sind wir, so ist das Leben (Le premier jour du reste de ta vie) ausmachen. Regisseur und Drehbuchautor Rémi Bezançon, der seine Konstruktion „sternförmig“ nennt, erzählt jeweils einen Tag aus dem Leben von fünf Menschen an Wendepunkten ihres familiären Daseins. Da ist Roberts Frau Marie-Jeanne (Zabou Breitman), die sich auf der Suche nach ihrer verlorenen Jugend wieder an der Uni einschreibt und nebenbei versucht, ihre rebellische Tochter Fleur (Déborah François) und das Phänomen Grunge zu verstehen. Und schließlich zwei Söhne, die kaum gegensätzlicher sein könnten: Während Albert (Pio Marmaï), ein solider Medizinstudent, versucht, sich von der Familie zu lösen und dabei immer wieder leicht cholerische Ausfälle hat, sinnt Raphaël (Marc-André Grondin), sensibel und romantisch, in Tagträumen noch immer seiner ersten Liebe nach.

Doch trotz des fein ausgearbeiteten Drehbuchs und der hervorragenden Darsteller wirkt die Inszenierung bisweilen uninspiriert und überladen. Bezançon scheint stets bemüht, die fünf Episoden so elegant und bruchlos wie möglich zu verschränken, und unterlegt einen Großteil des Films mit einem Musikteppich, in dem Lou Reed, David Bowie, französische Popsongs und träumerisch bis melancholische Streicher- und Klavierarrangements miteinander verwoben sind. Ein Soundtrack, der zwar Kultqualitäten hat, aber jede Art von subtiler Komik im Keim erstickt. Eine leise, collagenhafte Erzählform wäre dem Sujet der fragilen Familie wohl angemessener gewesen und hätte dabei die Fantasie des Zuschauers ungleich mehr herausgefordert. Nur ganz selten erreicht C’est la vie – So sind wir, so ist das Leben die assoziative Offenheit und ironische Leichtigkeit, die die Komödien von Cédric Klapisch auszeichnet. Meist dann, wenn das rätselhaft unbewegte Gesicht von Jacques Gamblin im Close-up zu sehen ist.
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