Bunohan: Return to Murder – Kritik
Von wegen schwereloses Kampfkunstkino: Dain Saids Arthouse-Kickboxerdrama Bunohan: Return to Murder trägt schwer an Kryptizismus und Symbolik.

Kampf, Blut, Tod. Kickboxen. Wer den ziemlich knalligen Trailer des malaysischen Films Bunohan: Return to Murder sieht, entwickelt eine recht exakte Vorstellung davon, was ihn in den knapp 100 Minuten Laufzeit erwarten könnte. Unverhohlen lehnt man sich hier an den Boom des südostasiatischen Kampfkunstkinos an, das durch die Filme von Prachya Pinkaew (Ong-Bak [2003], Revenge of the Warrior [2005], Chocolate [2008]), Tony Jaa & Panna Rittikrai (Ong-Bak 2 [2008], Ong-Bak 3 [2010]) oder jüngst Gareth Evans (The Raid [2011]) auch hierzulande zunehmende Popularität genießt. Nach Thailand und Indonesien scheint sich also nun auch in Malaysia eine Quelle aufzutun für jene Art des geradlinigen, körperbetonten No-Nonsense-Actioninfernos, die in Hollywood und auch Hongkong in der Ära des High-Concept-Blockbusters inzwischen immer seltener produziert wird. Könnte man meinen, wenn man den Trailer von Bunohan: Return to Murder sieht. Was man dann allerdings bekommt, das ist etwas ganz grundsätzlich Anderes.

Dabei wirft Regisseur Dain Said uns schon nach wenigen Filmminuten in die blutige, knochenbrecherische Hölle eines thailändischen Deathmatches, aus dem der Kickboxer Adil nur mit Mühe gerettet werden kann. Vom Auftragsmörder Ilham gejagt, flüchtet Adil in sein malaysisches Heimatdorf Bunohan – übersetzt so viel wie: Mord –, wo er an den zwielichtigen Bakar gerät, der sich den Landbesitz seines Vaters zu erschwindeln versucht, um ihn anschließend an vermögende Grundstücksspekulanten zu verkaufen. Die Konflikte, die sich auf der Grundlage von Bakars intriganter Geschäftemacherei zwischen den dreien entfalten, verschärfen sich, als sich herausstellt, dass sie alle als Halbbrüder miteinander verwandt sind.
Diesen Plot allerdings aus dem Film herauszulesen ist, dafür sorgt die ziemlich verquaste und überaus langsame Erzählweise, gar nicht mal so einfach. Scheinbar zusammenhanglos stellt Regisseur Said über weite Strecken von Bunohan Erzählfragmente neben einigermaßen atemberaubende Landschaftspanoramen und kreiert damit eher atmosphärische Studien denn eine zielführende Dramaturgie. Weite Himmel, endlose Felder, spiegelnde Wasseroberflächen und komplexeste Baumwurzelgeflechte – Bunohan ist ein in Seelenlandschaften nur so schwelgender und visuell ungeheuer imposanter Film. Allerdings ist er eben auch alles andere als Bewegungskino.

Seine Grundstimmung ist vielmehr die meditative Kontemplation, von der Tropenhitze in eine bleierne Schwere gebannt. So gesehen eine atmosphärische Spezifik, die Dain Said recht passgenau abbildet, denn starr, schwelend, brütend schleppt sich auch Bunohan über mitunter recht zähflüssige 100 Minuten dahin. Wer sich zuvor von der europäischen Marketing-Kampagne des Films dazu verleiten ließ, auf einen knochenharten Martial-Arts-Overkill zu setzen, der wird mit solcherlei eigensinnigem Arthouse-Kino – und Bunohan hat definitiv mehr mit Apichatpong Weerasethakul zu tun als mit dessen Landsmann Tony Jaa – wohl ohnehin nicht recht glücklich werden, aber auch dem weniger auf Genrestandards festgelegten Zuschauer könnte sich zwischenzeitlich durchaus die Frage stellen, in welche Tiefen denn all die ausgestellte Pracht nun eigentlich vorstoßen soll.

Auf Dauer nämlich ermüdet der Kryptizismus, mit dem die fragmentarische Struktur und die omnipräsente Natursymbolik hier ständig und reichlich unsubtil hantieren, dann doch gewaltig –wohl vor allem, weil er wie eine vom Gehalt des Erzählten abgekoppelte Strategie erscheint, um Bedeutung zu evozieren. Noch die schwelgerischste Landschaftsaufnahme gerinnt Bunohan zum tiefenscharfen HD-Desktophintergrund, weil Dain Said derart finster entschlossen ist, sie mit Bedeutungsschwere zu belegen, dass er schließlich die Bedeutung aus den Augen verliert und nur noch die Schwere übrigbleibt. Darin liegt vielleicht der deutlichste Unterschied zu den besten Vertretern jenes Martial-Arts-Kinos, mit dessen Stoffen und Ikonografien Said hier zu spielen vorgibt: Während einem großen Kampfkunstfilm immer auch ein wenig an der Überwindung der Schwerkraft gelegen ist, ist Bunohan: Return to Murder ein zwar keineswegs uninteressanter, aber erdschwerer und passagenweise an seiner eigenen Ambition erstickender Klotz von einem Film.
Neue Kritiken

Mein 20. Jahrhundert

Caught Stealing

Wenn der Herbst naht

In die Sonne schauen
Trailer zu „Bunohan: Return to Murder“

Trailer ansehen (1)
Bilder




zur Galerie (16 Bilder)
Neue Trailer
Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.