Beetlejuice Beetlejuice – Kritik
Im Sequel der 1988er Haunted-House-Komödie treffen wir auf alte Figuren oder ihre Entsprechung. Beetlejuice Beetlejuice ist eine Wiederkehr des Bekannten, die sich zunehmend von den Fesseln ihrer Handlung befreit. Die gute Nachricht: Tim Burton hat wieder Spaß mit seinem Spielzeug.

Lydia Deetz (Winona Ryder) und ihre Tochter Astrid (Jenna Ortega) gehen durch eine Tür, die mit dem Wort Notausgang überschrieben ist. Sie landen aber nicht in einem nächsten Raum oder Gang, sondern fallen in eine Wüste. Hier und da ist diese von Felsen durchzogen, die wie große, steinerne Luftschlangen aussehen. Wir wissen, dass der Angriff der Sandwürmer nicht lange auf sich warten lassen wird. Bevor diese aber auftauchen, stellt Astrid fest, dass Saturn riesig am Himmel prangt und sie sich dementsprechend auf einem seiner Monde befinden müssen. Das Jenseits sei ganz schön willkürlich, ist ihr Urteil.
Selbstmörder und Restkörper

In dem auf den Kopf gestellten Haunted-House-Film Beetlejuice (1988), Tim Burtons erstem Hit, wollten die Maitlands, ein frischverstorbenes Ehepaar, ihr Haus von der Familie Deetz befreien, die es nach ihrem Tod gekauft hat und nun völlig umkrempelt. Dafür bot der sogenannte Bio-Exorzist Betelgeuse (Michael Keaton) seine Dienste an, eine verwesende, cartoonartige Figur, die auf die Verbitterung seiner Klienten baut – die Parallelen zu Donald Trump sind kaum von der Hand zu weisen, damals aber noch unbeabsichtigt. Die verschiedenen Parteien des Hauses – die Toten (idyllisches Landleben), das neu eingezogene Ehepaar (sie: exzentrischer Kunstsnob; er: Geschäftsmann, der sich nach Ruhe sehnt) und die Tochter Lydia (suizidaler Gothic-Teenager) – konnten ihre Differenzen aber überwinden und dem (gegenseitigen) Schrecken und damit Betelgeuse Einhalt bieten.

Beetlejuice Beetlejuice ist in erster Linie eine Wiederkehr des Bekannten. Das Zentrum der Handlung bildet wieder das Haus der Maitlands, das auf einem Hügel über der kleinen beschaulichen Kleinstadt Winter River thront. Dorthin kehrt die Familie Deetz für eine Trauerfeier zurück. Von da geht es wieder in den Teil des Nachlebens, in dem die Toten auf die Abwicklung ihres Falls warten – eine bürokratische Vorhölle, in dem Selbstmörder zu Dienst an den Gestorbenen verdonnert sind. Hier treffen wir auch wieder auf faszinierende Charaktere beziehungsweise Restkörpern, die den Film allein mit ihrer Anwesenheit bereichern. Und wer einen falschen Schritt macht, landet eben in besagter Wüste. Die Sache startet zwar in New York und Winter River als auch das Jenseits werden einen Tick mehr erkundet, aber das Hauptaugenmerk bleibt gleich.
Seelsaugerin auf Rachefeldzug

Die Maitlands, so wird uns erzählt, haben es inzwischen ins Jenseits geschafft und tauchen nicht wieder auf. Auch gibt es neue Figuren wie den Schauspieler Wolf Jackson (Willem Dafoe), der entsprechend seiner größten Rolle nun Polizeiinspektor im Leben nach dem Tod ist. Aber ansonsten ändert sich in der filmischen Welt kaum etwas. Lydia ist inzwischen Fernsehmoderatorin einer übernatürlichen Sendung, aber im Herzen immer noch das Goth Girl, das die Welt um sich herum nicht versteht. Sie hat immer noch mit ihrer exaltierten Stiefmutter Delia zu kämpfen (herausragend: Catherine O’Hara) und der Abwesenheit ihres Vaters – Jeffrey Jones wird zwar aus Gründen nicht wieder gecastet, aber Burton findet einen gelungenen Weg, den originalen Schauspieler nicht mehr einsetzen zu müssen.

Hinzu kommen die Figuren, die den originalen Cast spiegeln. Astrid ist die Wiederkehr Lydias als Teenager, die sich für ihre höchst verschrobene Mutter schämt und keinen Platz in ihrer Umwelt, in ihrem Leben findet. Lydias Verlobter Roy (Justin Theroux) ist Delia nochmal und Ersatz für ihren nicht mehr aufgegriffenen Handlanger. Und selbst Betelgeuse bekommt seinen Wiedergänger, in Form seiner Ex-Ehefrau (Monica Bellucci), einer ausgebrochenen Seelsaugerin auf Rachefeldzug – diese löst auch den halbwegs alles zusammenhaltenden Plot aus, da Betelgeuse nun Lydia wieder verfolgt, damit sie ihn heirate, womit er die Geisterwelt verlassen kann und vor seiner Ex sicher wäre.
Horror, Gore und Cartoon

Der zentrale Punkt an Beetlejuice Beetlejuice ist aber nicht, dass die Orte und die Figuren wiederauftauchen, dass Lydia gleich zweifach wieder da ist, dass wieder Leute durch Türen in surreale Wüsten auf einen Mond des Saturns fallen, sondern dass alles im besten Sinne willkürlich ist. Schon der erste Teil war aus dramaturgischer Sicht ein langer Aufbau für die Entfesselung Betelgeuses. Sobald er aber von den Ketten gelassen ist, bricht der Film auch schon knapp und unmotiviert mit dem Happy End über uns herein. Monica Belluccis Figur bleibt größte Teile des Films abwesend und ergibt dramaturgisch nur bedingt Sinn – und doch sorgt sie für einen der traurigsten Momente des Films. Auch die ins Düstere kippende Liebesgeschichte Astrids funktioniert eher Holter die Polter, als dass sie effektiv erzählt wäre.

Aber es geht hier eben nicht um erzählerische Notwendig- und Zwangsläufigkeit. Auch wenn im Gegenteil zum Vorgänger nicht alles funktioniert (Theroux und Dafoe), so löst sich der Film mit dem Wegfall der Maitlands von den letzten Fesseln eines Plots und einer zu verfolgenden Linie. Zeigte sich Burton zuletzt weit von der Form ehemaliger Großtaten entfernt, gelingt ihm mit dieser Fortsetzung die Rückkehr zu alten Tugenden – und er kann sich ausleben.

Horror und Gore vermengt er mit der Sensibilität von Cartoons – eine Bombe wird mit Kreide an eine Wand gezeichnet und explodiert doch, Augen treten vor Schreck aus Augen. Den Film macht er zur Spielwiese von kruden, detailverliebten Ideen, aus Abgründen, die mit Musikalität und Spielfreude zu etwas Eigenem umgeformt werden – besonders schön, wenn Betelgeuse die Rückblende seiner Ehe als Erzähler in Italienisch mit Untertiteln begleitet und die Liebe zum italienischen Horrorkino der 1960er Jahre auf höchst eigenwillige und unerwartete Art ausdrückt. Beetlejuice Beetlejuice treibt das Vergnügen an, vor Ort zu sein und der Kreativität sowie den fantasievollen und oft handgemachten Special Effects beizuwohnen. Manchmal ist es ein wenig hölzern darin, den ersten Teil wieder aufleben zu lassen, eher bemüht als gut, aber größtenteils zeigt diese Fortsetzung einen Burton, der lange nicht mehr zu sehen war, der sichtlich wieder Spaß mit seinem Spielzeug hat.
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