Wenn wir zusammen sind – Kritik
Lorraine Levy verfilmt einen Roman ihres Vaters als leichtfüßige Familienkomödie: Die wirkt sehr französisch, spielt aber angeblich in London.

Als er auch noch seinen Job verliert, verlässt Buchhändler Mathias (Vincent Lindon) Paris – schon länger hat ihn sein bester Freund Antoine (Pascal Elbé) beschwatzt, doch zu ihm nach London zu ziehen. Das Reihenhaus direkt neben Antoines steht gerade leer, und eine französische Buchhandlung zum Verkauf – schnell ist der Neuankömmling in die kleine französische Gemeinde in der Straße integriert. Sogar seine Tochter Emilie (Garance Le Guillermic), die sich bestens mit Antoines Sohn Louis (Tom Invernizzi) versteht, zieht bei ihm ein – und weil alles auf ein harmonisches Miteinander zuläuft, reißen die beiden Freunde noch schnell die Wand ein, die die Erdgeschosse ihrer beiden Häuser trennt, und stellen ein paar Regeln auf (keine Babysitter, keine Frau im Haus): Zwei Väter, zwei Kinder, one happy family.

Natürlich bleibt das nicht lange so, sonst gäbe es keine Geschichte zu erzählen. Wenn wir zusammen sind – im französischen Originaltitel mit treffend lakonischem Ton: Mes amis – mes amours – lässt Mathias schwanken zwischen alter Zuneigung zu seiner Ex-Frau und der neuen Liebe Audrey (Virginie Ledoyen), während Antoine in der jetzt gemeinsamen Wohnung seine Einsamkeit durch Regelwerke und unaufhörliches Putzen mehr schlecht als recht kompensiert. Und die Nachbarn von gegenüber vermuten in den beiden ein Schwulenpaar mit Kindern.
Gesellschaftliches wird in diesem Film aber deshalb nicht thematisiert. Lorraine Levy hat für ihre schlichte Komödie einen Roman ihres Vaters Marc Levy adaptiert und konzentriert sich ganz auf die Beziehungen zwischen ihren Figuren. Konflikte und Herausforderungen werden alle auf kleiner, freundlicher Flamme gekocht, und der Film hält kaum einen Augenblick inne, selbst in den ernsteren Szenen: Eine Beerdigung wird nach einem nur kurzen Moment schon zu einer eher heiteren Veranstaltung. Immerhin ist der Anlass für die gute Laune der Verstorbenen sehr angemessen.

Was Wenn wir zusammen sind nämlich fehlt, um ihn zu einem über Genrestereotype hinausweisenden Film zu machen, ist eine Andeutung von charakterlicher Komplexität, die das rein Komödiantisch-Leichte übersteigt. Die Probleme von Mathias, Antoine und der sie umgebenden Frauen wirken aber seltsam unerwachsen; so versteht Mathias’ neue Geliebte eine aus der Ferne beobachtete, sehr französische Verabschiedung von der Exfrau mit Küsschen gleich derart falsch, dass sie sofort das Land verlassen will. Eine direkte Konfrontation wäre da nicht nur reifer gewesen, sondern womöglich für den Zuschauer auch unterhaltsamer.
So wenig ausgefeilt das ist, so lieblos geht der Film auch mit der Wahl des Handlungsortes um. Den ganzen Vorspann über wird die Stadt London mit von der Themse aus gefilmten Bildern angepriesen – und anschließend wird die Stadt hinter der Ansammlung von Franzosen praktisch unsichtbar. Wenn die Handlung mal nach Paris wechselt, merkt man das nur an den typischen Straßenschildern. Als sei es so ganz egal, wo man zusammen ist.
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