Zeit der Unschuld
VoD: Edith Wharton wurde 1921 der Pulitzer Preis für ihre Romanvorlage verliehen. Die Drehbuchadaption von Martin Scorsese und Jay Cocks erhielt 1994 keine Oscarnominierung.

Die Kamera gleitet über die Zuschauerränge, bleibt an silbernen Manschettenknöpfen, Abendhandschuhen aus Satin und einer weißen Rose im Revers hängen, schwebt über den Köpfen des Zuschauerraums, schwenkt auf die Bühne bei wechselnden Ran- und Rückfahrten. Im New York des 19. Jahrhunderts scheint nur eine frei zu sein – und das ist die Kamera von Michael Ballhaus.
Die aufgerissenen Augen und Münder der Opernsänger, Wehklagen auf Italienisch, doch der Paukenschlag des Abends, der die New Yorker Gesellschaft aus der einschläfernden Wiederkehr des Immergleichen reißt und für guten Gesprächsstoff sorgt, kommt aus Europa und heißt Gräfin Ellen Olenska (Michelle Pfeiffer). Sie ist es auch, die die Verbindung ihrer Kusine May Welland (Winona Ryder) mit Newland Archer (Daniel Day-Lewis) gefährdet. Ihr Mut, sich über Gesetze der Schicklichkeit und Heuchelei hinwegzusetzen, öffnet Archer den Blick für das wahre Leben. Doch um diese Frau lieben zu können, muss er sie aufgeben, muss er sich selbst aufgeben und sie vergessen, doch gerade die Erinnerung an Ellen hält ihn am Leben. Mit der Einengung von Archer, der den ehelichen Verpflichtungen gesellschaftlicher Konventionen nicht mehr entfliehen kann, gerät auch die Kamera zunehmend in Gefangenschaft: Hauptschauplatz der in Handlung wird der Innenraum; das Zimmer ist der Ort, in dem sich die wichtigsten Ereignisse Archers Leben abspielen – ein Ort allerdings, an dem sein Bild von Ellen mit jedem Jahr, das vergeht, ein bisschen mehr verblasst.
Der Film steht bis 07.04.2024 in der 3Sat-Mediathek. (arh)
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