Rad der Zeit

Herzogs Werk umfasst neben seinen Spielfilmen zahlreiche Dokumentationen. Dabei fügt er dem Dokumentierten mitunter fiktionale Elemente zu, die den Gegenstand der Filme weniger unterlaufen als komplementieren. Das Konzept einer objektiven Wahrheit hat Herzog für sich ohnehin verworfen, geht es ihm doch seit jeher um das Herausarbeiten einer, wie er selbst sagt, ‚ekstatischen Wahrheit’, die im Kern über die Bilder zu Tage treten kann. Hierfür ist das von ihm aus nächster Nähe, gleichsam aus respektvoller Distanz eingefangene, intensive Gebet der Pilger, die im indischen Bodh Gaya am buddhistischen Ritual der Kalachakra-Initiation teilnehmen, ein angemessenes Beispiel. Rad der Zeit (2003) ist unter Mitwirkung des 14. Dalai Lama entstanden und dokumentiert neben den Abläufen in Bodh Gaya eine Pilgerfahrt zum heiligen Berg Kailash in Tibet sowie einen weiteren Initiationsritus im österreichischen Graz. Auf ergänzende Fiktionalisierung scheint Herzog hier zu verzichten, auch mag der Film weniger radikal daherkommen als seinerzeit Flucht aus Laos (Little Dieter Needs to Fly, 1997) oder Grizzly Man (2005), dennoch erreicht er in manchen Szenen große Intensität, wie sie nur ein Werner Herzog herzustellen vermag.   (kst)

Sendetermine

, Arte

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