Elem Klimov: Geh und sieh
Ähnlich wie Tarkowskjis Iwans Kindheit (Iwanowo detstwo, 1962) ist Elem Klimovs letztes Werk Geh und sieh (Idi i smotri, 1985) ein Kriegsfilm, der die Sicht eines Jungen auf die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges privilegiert. Weißrussland, 1943: Der pubertierende Florja (Aleksej Kravcenko) schließt sich voller kindlicher Abenteuerlust den Partisanen an und wird nach dem Massaker an seiner Familie bald Zeuge, wie die Nazis ein ganzes Dorf in Flammen setzen und dessen Bevölkerung exekutieren. Die Bilder, die Klimov in seinem Film findet, sind wahrhaft die einer Apokalypse, mit einer Intensität, die im Kino selten so physisch wahrnehmbar war. Obwohl die Ereignisse eine historische Basis besitzen, inszeniert der Regisseur sie weniger mit dokumentarischer Direktheit, filtert sie eher stets durch den ohnmächtigen, subjektiven Blickwinkel von Florja. Geh und sieh ist eine beizeiten impressionistisch anmutende Höllenvision, die ohne Pathos registriert, wie im Krieg beide Parteien zu Monstren werden, Nazis sowie Partisanen. Und die Szene, in der Florja während eines Bombenangriffs kurzzeitig sein Gerhör verliert, dürfte zweifelsohne Steven Spielberg in seinem Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan, 1998) inspiriert haben. (kst)
Sendetermine
, 3Sat
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