Das Urteil von Nürnberg
Mit dem 1961 entstandenen Film Das Urteil von Nürnberg (Judgement at Nuremberg) nahm der Regisseur und Produzent Stanley Kramer das vermutlich größte Ereignis der Prozessgeschichte des 20. Jahrhunderts als Vorlage für einen vielschichtigen Film über den Holocaust und dessen Folgen.

Bereits ein Jahr zuvor hatte der stets linksliberal engagierte Filmemacher, der wie kein anderer in den 50er Jahren, zurzeit der McCarthy-Ära, die Sparte des sogenannten message movie prägte, mit Wer den Wind sät (Inherit the Wind, 1960) ein zentrales Werk des Gerichtsfilmgenres geschaffen. War das damalige Hollywood-Urgestein Spencer Tracy in diesem Film, der ebenfalls auf einem wahren Fall basiert, noch der Verteidiger eines Lehrers der Darwins Evolutionstheorie vertrat, steht Tracy hier als US-Richter Dan Haywood vor der Kamera. Er soll 1947 einem der Nürnberger Prozesse gegen einflussreiche Protagonisten des NS-Regimes vorsitzen und das Urteil über Anklagepunkte wie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit fällen. Nicht allein der kühne Schachzug Kramers, ein internationales Starensemble für die Rollen der Opfer, Täter und Mitwisser zu besetzen und die oft brillant geschriebenen Dialogpassagen macht Das Urteil von Nürnberg zu einem auch heute noch bemerkenswerten Film. Das Zentrum von Das Urteil von Nürnberg bildet eine wenige Minuten lange Szene in der im Zuge des Prozesses Dokumentarfilmmaterial aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau und Bergen-Belsen gezeigt wird. Kramer knüpft das Wissen um den Holocaust an die unmittelbare Wirkung der gezeigten Bilddokumente und verhandelt so in seinem insgesamt drei Stunden langen Film nicht zuletzt auch die Frage nach den Möglichkeiten der filmischen Aufarbeitung des Völkermords in einem Spannungsverhältnis von Dokument und Fiktion. (dg)
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