Der Konformist
Jean-Louis Trintignant ist Marcello, der Konformist. Er hat sich mit Mussollinis Faschisten nicht nur arrangiert, er arbeitet sogar für sie und bekommt den Auftrag, seinen ehemaligen Professor in Paris umzubringen. In der französischen Hauptstadt wird er von seiner politischen Vergangenheit und zugleich von einer alten Liebe eingeholt.

Bernardo Bertolucci inszenierte 1970 sein nach Der letzte Tango in Paris (1972) wahrscheinlich bekanntestes Werk, einen eleganten, melancholischen Politthriller, der Sex und Politik entlang des platonischen Höhlengleichnisses engführt. Der Konformist (Il Conformista) gilt als Wendepunkt in Bertoluccis Filmografie und wird von den Bewunderern seines Frühwerks teilweise heftig angegriffen. In der Tat erscheint der extrem aufwändig produzierte Streifen auf den ersten, vielleicht auch noch auf den zweiten Blick wie ein prototypischer Pastiche-Film, der eine nostalgisch verklärte Vergangenheit entwirft, die keinerlei Bezug zur Gegenwart mehr aufweisen kann. Aus dieser Perspektive ist der Film dann, bei aller formalen und intellektuellen Brillanz, ein Dokument des Scheiterns eines politischen Programmes, ein Dokument der Resignation. Der zumindest seinerzeit bekennende Marxist Bertolucci wies solche Lesarten stets zurück. In der Tat sind seinem Film, zum Beispiel im Schauspiel Trintignants, der sich selbst mit dieser Rolle ein Denkmal setzte, kleine Irritationen eingeschrieben, die Der Konformist vielleicht nicht direkt subversiv, aber doch vieldeutiger erscheinen lassen. Trintignants Konformist weiß um seine Lächerlichkeit und untergräbt subtil die freudianische Oberfläche des Films, die faschistische Gewalt auf unterdrückte Homosexualität zu reduzieren droht. (lf)
Sendetermine
, 3 Sat
Kommentare zu „Der Konformist“
Es gibt bisher noch keine Kommentare.