Anatomie eines Mordes

Der Titel von Premingers Gerichtsdrama aus dem Jahre 1959 suggeriert, dass im Laufe seiner Handlung ein Verbrechen und dessen Motive klinisch seziert werden. Tatsächlich stehen jedoch die Unschlüssigkeiten und Grauzonen eines Mordfalls im Vordergrund von Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder), derer sich zudem jeder Beteiligte im Film bewusst ist. James Stewart spielt Paul Biegler, den Verteidiger eines Mannes, der im Affekt den vermeintlichen Vergewaltiger seiner Frau erschossen hat, vielleicht entspricht dieser Tatbestand aber auch nicht der Wahrheit. Der Angeklagte und seine Angetraute mögen selbst für Biegler fragwürdig erscheinen, Preminger erhellt das Ganze aber weder durch Flashbacks noch sonstige Beweisführungen auf der optischen Ebene. Es bleibt die Momentaufnahme und das Schauspiel, und Biegler verwandelt den Gerichtssaal in eine Bühne, auf der seine Verteidigung kalkuliert und meisterhaft ausgefochten wird. Premingers zynischer Film ist ein Klassiker seines Genres und gleichzeitig einer seiner ungewöhnlichsten Vertreter. Der Jazz-Soundtrack stammt von Duke Ellington, dem auch ein kleiner Cameoauftritt zugestanden wird. (kst)
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