Richard III. als postmigrantisches Gangster-Epos und sprachgewaltige Reflexion über Female Rage: In seiner Shakespeare-Adaption Kein Tier. So wild. erzählt Burhan Qurbani die Geschichte vom Aufstieg und Fall der ruchlosen Rashida York, die der Welt den Krieg erklärt, um frei zu sein. Filmkritik
Michael Lockshins Der Meister und Margarita fügt Versatzstücke aus der Romanvorlage zu einer wilden Liebes- und Rachegeschichte zusammen. Das Historien-Fantasy-Spektakel orientiert sich stilistisch am Blockbusterkino, entfesselt aber zugleich eine widerständige teuflische Kraft. Filmkritik
Nie kann man sich sicher sein, was der Andere fühlt. Luca Guadagninos Adaption von William S. Burroughs' autobiographischer Novelle handelt von Begierde und Sucht. Dabei kennt Queer in seiner artifiziellen Welt nur eine Realität: die der menschlichen Berührung. Filmkritik
Neu auf DVD: In Wolfgang Staudtes Gerhard-Hauptmann-Adaption Rose Bernd (1957) implodiert eine Frau zwischen den Ansprüchen, die drei Männer auf sie erheben. Das Melodrama ist dabei derart intensiv, das es bisweilen zum Terrorkino wird. Filmkritik
Sein neuer Roman The Shards zeigt einmal mehr, dass American-Psycho-Autor Bret Easton Ellis ein ziemlich cinephiler Schriftsteller ist. Schon darum liegt die Adaption seiner Werke für die Leinwand nahe. Ein Essay über Kurzschlüsse zwischen Literatur und Film sowie Autobiografie und Fiktion. Special
Ein ambitionierter Dichter verliert schon zwei Jahrhunderte vor der Fake-News-Debatte den Glauben an die Integrität des Journalismus. Xavier Giannolis Balzac-Verfilmung Verlorene Illusionen versprüht Routine, wäre aber eigentlich gern so wild wie der Wolf of Wall Street. Filmkritik
Entzauberte Machtspiele: 22 Jahre nach seiner ersten Fassbinder-Adaption eröffnet François Ozon die Berlinale mit einer Gender-Umkehr, in der aus Petra Peter geworden ist. Ach ja. Filmkritik
Apple TV+: English Gothic, Expressionismus, Film Noir. Joel Coens Macbeth ist eine einzige Synthese der Traditionen, in der sich zusammenfügt, was vielleicht ohnehin zusammengehört. Filmkritik
Denis Villeneuve hat einen Designer-Science-Fiction-Film gedreht, der nicht zuletzt die politischen Aspekte der Vorlage betont. Zugleich zieht Dune als modernes Schlachtschiff in den Krieg der Franchises – mit einem großen Versprechen. Filmkritik
VoD: Dominik Grafs Kästner-Verfilmung Fabian oder Der Gang vor die Hunde handelt nicht einfach vom Berlin der Weimarer Republik, sondern aus ihrem Geist heraus. Filmkritik
Direct-to-Video: An den Rand gedrängte Helden und ein magisches Kleidungsstück, das sie unwiderstehlich macht. Stuart Gordons The Wonderful Ice Cream Suit ist eine eigenwillige Mischung aus Musical, volkstümlicher Komödie und moralischem Lehrstück, die in ihren virtuosen Slapstickszenen zur Höchstform aufläuft. Filmkritik
Neu auf Netflix: Kurz nach Trumps Abwahl erscheint die Verfilmung eines Buches, das als Schlüssel zum Mindset seiner Wähler galt. Ron Howard träumt in Hillbilly Elegy aber ganz unverdrossen den American Dream. Filmkritik
Der übermächtige Schatten der Vorgängerin: Mr. de Winters neue Ehefrau fühlt sich auf seinem Anwesen wie ein Fremdkörper. Im Remake von Hitchcocks erstem US-Film Rebecca setzt Ben Wheatley auf Nahbarkeit und klare Fronten. Filmkritik
Bewusstsein und Materie: In seiner Neuverfilmung des Klassikers reiht Matteo Garrone Abenteuer an Abenteuer, aber Pinocchio durchzieht auch eine fundamentale Verunsicherung und eine Sehnsucht nach Verwandlung. Filmkritik
VoD: Aus dem Knasti Franz Biberkopf wird der Geflüchtete Francis aus Bissau. Von dessen Versuchen, in der deutschen Gegenwart anzukommen, erzählt Berlin Alexanderplatz episch breit, stylish realistisch und mit klassischem Orchesterscore. Filmkritik
Nach seinem großen Erfolg mit Moonlight widmet sich Barry Jenkins einem späten Roman von James Baldwin über eine junge Liebe in Harlem. In Beale Street teilen sich Hoffnung und Verzweiflung jedes Bild. Filmkritik
Nicht auf die Femme Fatale blicken, sondern aus ihr heraus: Bei der Émile-Zola-Verfilmung Nana sprang Dorothy Arzner spontan als Regisseurin ein. Dabei verschrieb sie sich ganz einer Figur, die für Samuel Goldwyn eigentlich nur Star-Vehikel sein sollte. Filmkritik
Zum ewigen Dasein auf der Durchreise verdammt. In Christian Petzolds Adaption von Anna Seghers’ Exilroman Transit ist Marseille kein realer Ort, sondern ein Fegefeuer, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr voneinander trennen lassen. Filmkritik
Ein Sturm über der Heide fegt die Bühnentragödie hinweg. In William Oldroyds Lady Macbeth geht es nicht um menschliche Konflikte und bewusste Entscheidungen, sondern um Naturkräfte und stumme Gesetze. Filmkritik
Schaltzentren, Umschlagplätze und miteinander vernähte Leben. Die Französin Katell Quillévéré hat mit Die Lebenden reparieren einen Film gedreht, der analytisch kombiniert und erklärt, um dann in der kleinsten Regung plötzlich leidenschaftlich zu entflammen. Filmkritik
Die Götter neu stylen: Der französische Filmemacher Christophe Honoré tobt in Ovids Metamorphosen und lässt Jupiter und Konsorten auf eine moderne Europa los. Filmkritik