When Evil Lurks – Kritik

Das Flickwerk des Teufels: In Demián Rugnas Horrorfilm stiftet ein Dämon in einer dystopischen argentinischen Provinz Chaos und Zerstörung. When Evil Lurks entwickelt eine gewisse Rasanz, erweist sich insgesamt jedoch als zu regelverliebt.

In gewisser Weise verlässt „When Evil Lurks“ seine erste Kameraeinstellung nie vollständig: der Blick aus einem Fenster in die tiefe Nacht. Eine Welt im Dunkeln. Ein Schuss durchschneidet die Stille, die Brüder Pedro und Jaime verlassen ihren Hof in der argentinischen Steppe, um nachzusehen. Sie finden einen Mann, brutal zerstückelt, und die Überreste eines geheimnisvollen Instrumentariums. Eine Spur führt sie weiter zu einem Verschlag, dort lebt María Elena mit ihren zwei Söhnen, Uriel und Eduardo. Der Mann, den sie zuvor fanden, war auf dem Weg zur Familie, denn Uriel liegt im Hinterzimmer, monströs aufgequollen. Er ist ein Besessener. Eine Hülle für einen Dämon, der den Weg zur Welt sucht. Der „Reiniger“ hätte ihn vernichten sollen.

Klassische Horrortropen

Der neuste Film des argentinischen Horrorregisseurs Demián Rugna stößt den Zuschauer unvermittelt in eine Welt, von der erst nach und nach klar wird, nach welchen Spielregeln sie funktioniert. Wir befinden uns in einem dystopischen Zukunftsszenario, in dem die argentinische Gesellschaft sich von Religion und Kirche abgewendet hat. Das religiöse Vakuum hat den Platz freigemacht für dämonische Wesen, die sich zunächst parasitär einnisten, bevor sie sich ihren Weg nach draußen bahnen. When Evil Lurks verbindet gleich zwei klassische Horrortropen, die immer schon nah verwandt waren: den Besessenen und den Parasiten.

Zurück in der Hütte von María Elena sind alle ratlos, wie nun vorzugehen ist. Die Behörden wollen sich nicht kümmern, der „Reiniger“ liegt in Einzelteilen vorm Haus. Also beschließt Großgrundbesitzer Ruiz, der mittlerweile zum Tatort dazugekommen ist, zusammen mit Pedro und Jaime den aufgequollenen Uriel wegzukarren und ihn zum Problem anderer zu machen. Doch natürlich geht etwas schief und Ruiz zieht den Zorn des Dämons auf sich.

Roadmovie auf der Flucht vor Dämon

Von da an verändert der Film sein Tempo, entwickelt gar zeitweise Rasanz. Mit all seinem manipulativen Talent trickst der Dämon sich von Wirt zu Wirt. In dem Motiv des überspringenden Parasiten erinnert der Film dramaturgisch an It Follows, ohne jedoch an dessen Wucht heranzureichen. When Evil Lurks wird von einem ziemlich statischen Film zu einem Roadmovie auf der Flucht vor dem Dämon, bis es schließlich zum Showdown kommt.

Dass man, wie anfangs angesprochen, trotzdem das Gefühl hat, die ganze Zeit durch ein Fenster in die tiefe Nacht zu schauen, liegt an Rugnas Worldbuilding. Der Regisseur konstruiert seine dämonische Dystopie so, dass für die Figuren alles ganz deutlich und logisch erscheint, während das Publikum im Dunklen tappt. Das führt zu der witzigen Konstellation, dass die örtliche Polizei fast gelangweilt reagiert, als Pedro von der Existenz des Besessenen berichten möchte, während man selbst noch gar nicht richtig fassen kann, was passiert.

Regeln ohne Anwendung

In der Theorie könnte das zu einer interessanten Form emotionaler Dissonanzen führen; mit zunehmender Laufzeit hat man jedoch eher den Eindruck, dass die Welt, in die Rugna uns führen will, unausgegoren ist. Da wären zum Beispiel die sieben Regeln im Umgang mit dem Dämon, die der Film mehrfach erwähnt und die während einer langen Autofahrt ausführlich ausgebreitet werden; wirklich zur Anwendung kommen nur die wenigsten. Auch die Kaste der „Reiniger“ bringt keine Spannung oder Tiefe in die erzählte Welt, sondern wirkt eher wie eine weitere Verkomplizierung eines eh schon regelverliebten Films.

„When Evil Lurks“ begnügt sich damit, vorgezeichnete Genre-Narrative zu bedienen, Fragen von Religiosität, transzendentaler Leere und dem Dämonischen anzutippen und schließlich mit etwas Bodyhorror und argentinischer Gesellschaftssatire zu vermischen. Unsympathisch ist Rugnas Film keineswegs, aber das eh schon traditionsbewusste Genre des Horrors wird hier endgültig zur Referenzmaschine.

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