Trap: No Way Out – Kritik
Ein Popkonzert wird abgeriegelt, um einen Serienkiller zu fangen, der zugleich liebender Daddy ist: Erneut nutzt M. Night Shyamalan eine haarsträubende Prämisse als Chance. Trap: No Way Out ist so konstruiert, dass es Spaß macht, ihm beim Arbeiten zuzusehen.

Um es vorwegzunehmen: Trap bleibt wohl vor allem eine Fingerübung, M. Night Shyamalan fährt die Fallhöhe etwas runter, lässt damit aber auch die Dichte und Emotionalität von Knock At The Cabin (2023) und besonders Old (2021) vermissen. Was nicht bedeutet, dass Shyamalan verlernt hat zu unterhalten oder seine üblichen Einflüsse nicht zur Geltung kommen.
„These seats slap, dad!“

Riley (Ariel Donoghue) ist aufgeregt. Die Popsängerin Lady Raven (Saleka Shyamalan) macht Halt in Philadelphia, und Rileys Vater hat Tickets für sie bekommen. Cooper (Josh Hartnett) ist das Abziehbild eines Girl Dads, underdressed und overexcited, mit der Nonchalance, alles, was cool ist – oh, und wie schön „Gen-Z-Slang“ hier cringen darf: von „these seats slap, dad!“ zu „crispy“ –, einfach ein bisschen langweiliger zu machen.
Shyamalan hatte bereits in Knock At The Cabin mit der Konstruktion der von ihm erwarteten Twists gespielt, was sich auch in Trap fortsetzt. Früh zeigt der Regisseur, dass Cooper nicht nur Familienvater ist, sondern auch Serienkiller. Das FBI hat einen Hinweis bekommen, dass „The Butcher“ Lady Ravens Konzert besuchen wird, und mit deren Kollaboration und unter Leitung der Profilerin Dr. Grant (Hayley Mills) die gesamte Arena abgeriegelt, um ihn zu finden.

Das ist als Prämisse natürlich haarsträubend, und es ist Shyamalan wieder mal hoch anzurechnen, dass er sich nicht dafür schämt, sondern dies als Chance wahrnimmt. Es ist ein Film, den man immer anmerkt, dass er so konstruiert ist, dass es Spaß machen soll, ihm beim Arbeiten zuzusehen. Es erinnert stark an Vince Gilligan und Peter Gould, die sich während dem Schreiben von Breaking Bad (2008–2013) bewusst in Sackgassen manövrierten, um sich dann wieder aus ihnen herauszuschreiben. Nun ist Shyamalan nicht Gilligan/Gould, und die Lösungen hier sind bewusst grobschlächtiger, die psychologische Ebene purer Pop, aber nach all diesen Jahren schätzt man dies einfach an ihm.
„Talent is process“

Seit er mit The Visit (2015) begonnen hat, seine Filme selbst zu produzieren und nur die Distribution an das Studio abzutreten, macht Shyamalan das Bestmögliche aus diesen bewusst limitierten Produktionsmechanismen. Es sind Filme, die ständig versuchen, sich weiterzuentwickeln, deren Ambition immer auch Teil ihres Charmes sind. Das Endziel ist unklar. Wichtiger ist der Prozess, die Beziehung zwischen dem Künstler und seiner Kunst. Kunst als Arbeit, oder „talent is process“, wie Shyamalan es in einem Interview mit AP zusammenfasste.
Für die Bildgestaltung zeichnet Sayombhu Mukdeeprom verantwortlich, bekannt durch seine Kollaborationen mit Apichatpong Weerasethakul und Luca Guadagnino. Auch wenn hier nichts an die Tennissequenzen herankommt, die Mukdeeprom für Challengers (2024) drehte, hat Shyamalan einen ähnlichen Sinn für Dynamik, was Trap niemals die Luft ausgehen lässt. Oft zeigt er Dialogszenen in extrem nahen POV-Einzeleinstellungen der Gesichter, stellt die Schauspieler an die Seite des Frames, um den negativen Raum zu betonen, oder konstruiert schöne Kompositionen mit den gigantischen Bildschirmen, die das Konzert selbst wiedergeben. Die vielleicht schönste Sequenz ist ein von Cooper initiierter „Unfall“, der in einer Weitaufnahme gezeigt wird. Cooper flüchtet auf das Dach, wird aber fast entdeckt und muss zurückgehen. Als er das Treppenhaus verlässt, sieht man das Opfer auf einer Trage mit seinen Brandwunden. Shyamalan versucht, Cooper zu verstehen, aber nicht, Sympathien zu erwecken. Das erzeugt auch eine konstante Spannung zu der Vater-Tochter-Beziehung.
Liebenswerte Ernsthaftigkeit

Shyamalan sieht sich selbst als Girl Dad, ist Vater dreier Töchter, von denen Ishana und Saleka bereits ihre eigenen Karrieren gestartet haben. Der Regisseur genießt es, mit ihnen zu kollaborieren – hier sei besonders Servant, seine Serie für Apple TV erwähnt – und schrieb Trap auch, um Saleka einen Showcase zu geben. Womöglich sind die Songs dafür nicht gut genug, was den Film etwas runterzieht, aber die Geste an sich nicht schmälert. Diese Sentimentalität und Ernsthaftigkeit ist das, was Shyamalan so liebenswert macht, und ich höre ihm einfach gerne zu, wenn er über die kreativen Prozesse und Potenziale seiner Töchter spricht. Trotzdem funktioniert Trap auch als Konzertfilm nur begrenzt, weil Shyamalan den Performances kaum Platz gibt. Lady Raven wird wenig überraschend tiefer in den Film hineingeschrieben, und auch wenn Saleka vielleicht nicht das Starpotenzial hat, das ihre Figur verspricht, sind ihre Szenen neben denen zwischen Hartnett und Alison Pill die einprägsamsten des Films.
Wenn Shyamalan den Film in der zweiten Hälfte wandern lässt – und von hier aus Spoiler – , findet er auch die Ernsthaftigkeit und emotionale Aufrichtigkeit, die seine Filmografie auszeichnet. Pill spielt Rachel, Coopers Frau, und Shyamalan nimmt den Fallout ihrer Ehe ernst. Die Szenen zwischen ihr und Hartnett sind durchzogen von einer Traurigkeit, weil Cooper diese Ehe oder seine Beziehung zu seiner Tochter niemals aufgab, immer als das sah, was ihn einen Ausweg eröffnete. Es wird eine lange Umarmung zwischen den beiden geben, nach der nichts mehr so sein wird, wie es einst war. Es gibt Umstände, von denen ein Mensch nicht heilen kann, die ihr Leben für immer prägen werden, und wenige sind besser, diese in ihrer Banalität und Tragweite auszuarbeiten als Shyamalan.
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