Red Riding Hood – Kritik
Hexensabbat mit Werwolf.

Catherine Hardwicke verpasst dem Rotkäppchen-Stoff die Twilight-Rundumerneuerung – ein bisschen Thriller, ein bisschen Fantasy und vor allem viel Teenie-Geschmachte. Der großmütterliche Wolf ist zeitgemäß zum Werwesen mutiert; des Vollmonds stromert er um ein Dörfchen im tiefen dunklen Märchenwald und terrorisiert die braven Bewohner von außen wie von innen. Denn irgendeiner von ihnen muss ja der Teilzeit-Schäfchenreißer sein. Das sät nicht nur viel Misstrauen zwischen allen und jedem, sondern bringt vor allem die schmolllippige Valerie (Amanda Seyfried) in existenzielle Nöte. Als wäre es nicht schon schwierig genug, zwischen dem armen, aber ledermäßig scharfen Holzfäller (Shiloh Fernandez) und dem reichen, aber hasenfüßigen Schmied (Max Irons) entscheiden zu müssen, nein, jetzt muss man auch noch Angst haben, dass einer von beiden die eigene Schwester verspeist hat.

Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond ist ein aller wirklich mythischer Elemente beraubtes Retortenprodukt, in dem die Poesiealbenfantasien amerikanischer Neo-Gothic-Teenies vor Kulissen vom letzten Mittelaltermarkt zur Aufführung gebracht werden. Manchmal hat das natürlich durchaus trashigen Charme, wenn etwa Gary Oldman als fanatischer Werwolf-Inquisitor in die modemäßig eher rustikale, hundertprozenting kaukasische Dorfgemeinschaft einreitet, angetan in wallendem Purpur und in Begleitung asiatisch- und afrikanischstämmiger Milizionäre, die eine bronzene Elefantenstatue mit sich herumschleifen. Die globalisierte Gesellschaft bricht ein ins rein weiße Märchenrefugium! Aber solche Freuden, ohnehin nur Fluchtbewegung vor den teils haarsträubend-reaktionären Gesellschaftsmodellen des Filmes, sind stets von kurzer Dauer. Am Ende wird das Mysterium dann auch brav nach dem Ödipus-Script ausbuchstabiert.
Was bleibt, ist ein bisschen mehr fleischliche Hingabe als im Twilight-Zyklus, aber ansonsten die gleiche schnarchige Melange aus den Oberflächlichkeiten zeitgenössischer Fantasywelten. Affirmationsware für solche, die genauso träumen wie alle anderen.
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Kommentare
Katlyncat
Langweilig, seicht, kitschig, Postkartenfilm, Twilight neu aufgekocht, nur schöne und junge Menschen ohne Kontur, Kostüm und Kulisse
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