Norwegian Ninja – Kritik
Ninjas verteidigen aufopferungsvoll den „Norwegian Way Of Life“.

1985 wird der norwegische Diplomat Arne Treholt wegen Spionage für die Sowjetunion verhaftet und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Mit diesem realen Ereignis, das mittels einer nachgestellten Reportage wiedergegeben wird, lässt Thomas Cappelen Malling Norwegian Ninja (Kommandør Treholt & Ninjatroppen) beginnen. Anschließend erklärt eine weibliche Erzählerstimme, dass es hinter dieser in den skandinavischen Medien publizierten Begebenheit eine andere, „wahre“ Geschichte gibt. Die Stimme endet in einer Tonlage, die ein Werk epischen Ausmaßes erwarten lässt, mit dem Wort, das sich keiner auszusprechen traut: Ninja.
Denn Treholts (Mads Ousdal) wahre Aufgabe während des Kalten Krieges, so Malling, besteht darin, eine Truppe norwegischer Ninjas anzuführen. Diese leben in Einklang mit der Natur, den Tieren und dem Kosmos auf einer paradiesähnlichen Insel irgendwo im Oslofjord. Sie handeln im direkten Auftrag von König Olav (Trond-Viggo Torgersen) und kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Neutralität ihres Landes auf dem Spiel steht. Dabei ist es für die nordischen Wurfstern-Partisanen eine Ehrensache, sich selbst dem Allgemeinwohl unterzuordnen. Natürlich ist diese elitäre Sondereinheit streng geheim, unsichtbar wie Ninjas eben. Allerdings verfügt sie über eigene Recruiting-Videos und Bewerbungsunterlagen. Ihre Gegenspieler sind Otto Meyer (Jon Øigarden) und seine ebenso geheime Organisation „Stay Behind“. Diese ist der CIA unterstellt und opfert lieber Unschuldige, wenn sie für selbst durchgeführte Attentate die Russen beschuldigt, um dafür zu sorgen, dass sich Norwegen auf die Seite der schutzversprechenden USA schlägt.
Beide Gruppen kämpfen in bester Agentenmanier zu Wasser, zu Lande und in der Luft für das, was ihrer Ansicht nach dem Wohl des Vaterlandes dient. Die Handlung an sich ist äußerst simpel – Arne Treholt und die „guten“ Ninjas gegen den „bösen“ Otto Meyer und seine Leute –, wenngleich sehr konfus, absurd und teilweise unlogisch umgesetzt. Damit passt sie selbstverständlich wunderbar ins Konzept von Mallings Fake-Trash. Dieses Konzept, das aus Filmen wie Planet Terror (2007) oder Black Dynamite (2009) bekannt ist, besteht aus einer Hommage an Exploitation-, B-und C-Movies vergangener Tage, die vor allem das unfreiwillig Komische solcher Machwerke imitiert.

Entsprechend gestaltet sich die Inszenierung, die gängige Produktionsphilosophien auf den Kopf stellt. Norwegian Ninja gibt sich alle Mühe, möglichst billig zu wirken. Größere Natur- und Stadtansichten geben ebenso deutlich die verwendeten Modelle zu erkennen wie die Flugzeuge darstellenden Miniaturen ihre Schnüre, durch die sie bewegt werden. Die oft unscharfen, weichen und gelbstichigen Bilder erinnern an alte Super-8--Aufnahmen. Die Schauspieler in ihren für heutige Gewohnheiten äußerst albern wirkenden Outfits agieren entweder hölzern oder maßlos überzogen. Viele Szenen triefen nur so vor Pathos. Dabei lassen sie selten ein Klischee aus. So wird beispielsweise Treholt nicht müde, bei seinen Auftritten und Abgängen plötzlich in Rauchwolken zu erscheinen oder zu verschwinden. Das alles verleiht dem Film einen ganz eigenen Charme. Man spürt stellenweise förmlich den Spaß, den der Regisseur an der Inszenierung gehabt haben muss, womit sich dieser auch auf den Zuschauer – und nicht nur auf den Trashfan – überträgt. Den ganzen Film kann diese Form der Inszenierung jedoch leider nicht tragen. Bald stellen sich Redundanzen ein, die angesichts des kaum vorhandenen Spannungsbogens umso stärker ins Auge fallen.
Mallings Erstlingswerk bedient sich verschiedenster Versatzstücke aus Eastern, Spionage- und Science-Fiction-Filmen. Ebenso eklektizistisch gestaltet sich die Erzählweise. Die eigentliche Handlung situiert sich zwischen Elementen wie besagten Recruting-Videos und Ausschnitten aus Talk-Show- und Nachrichtensendungen, die wiederum ihre eigene Perspektive und Art des Erzählens in die Geschichte mit einbringen. Der Regisseur verweist damit immer wieder auf die Norwegian Ninja zugrunde liegende Idee des Pseudo-Geschichtsrevisionismus. Häufige Blicke durch Überwachungs- und Dokumentarkameras oder Nachtsichtgeräte vervollständigen die visuelle Collage.

Malling setzt sich also mit seinem Fake-Trash konzeptionell und visuell gegen ähnliche Produktionen ab. Gleichzeitig macht die Fragmentierung des Films in unterschiedliche narrative und optische Formate es umso anstrengender, der ohnehin schon wirren Erzählung zu folgen. Der damit geminderte Unterhaltungswert ist vor allem deswegen bedauerlich, weil hierin die Hauptfunktion dieser Art von Filmen liegt. Dabei mangelt es Norwegian Ninja prinzipiell gar nicht so an humorvollen Ideen über den Spaß am Trash hinaus. Einige der witzigsten Momente liegen aber gerade in den Details und subtileren Tönen. Diese drohen jedoch aufgrund der – den ohnehin schon geringen 77 Minuten Spielzeit zum Trotz – früher oder später einsetzenden Ermüdungserscheinungen unterzugehen.
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