Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich – Kritik

Taxi Driver vs Marathon Man, Raging Bull vs The Graduate. Meet the Fockers bezieht seinen Reiz aus der Konfrontation von Robert De Niro und Dustin Hoffman, doch das Duell wird nur angedeutet. Hoffman dient hier lediglich als Sidekick. Allerdings liefert er aus dieser Position bevorzugt grandiose Leistungen, wie etwa in Asphalt-Cowboy (Midnight Cowboy, 1969) an der Seite von Jon Voight oder in Papillon 1973 neben Steve McQueen. Dies bestätigt er nun erneut und bleibt somit der einzige Lichtblick in diesem mäßigen Aufguss.

Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich

Focker ist im Amerikanischen nur einen Buchstaben von einem unflätigen Ausdruck entfernt. Spricht man den Namen Martha schnell und undeutlich davor aus, kann das als Beschimpfung eines ödipalen Menschen verstanden werden. Der Name Gaylord schließlich kann als Auszeichnung im Sinne von Herr und Meister der Homophilie gedeutet werden.

Gaylord, genannt Gary mit dem Nachnamen Focker (Ben Stiller) liebt nun ausgerechnet eine Pam Martha. Außerdem arbeitet er als „Nurse“, was im Amerikanischen deutlich weiblich konnotiert ist und mit Krankenschwester zu übersetzen ist.

Schon in Meine Braut, ihr Vater und ich (Meet the Parents, 2000) nutzte Regisseur Jay Roach dies für allerlei Gags. Auch Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich (Meet the Fockers) startet mit den altbekannten Wortspielen. So offenbaren die ersten Momente das Dilemma des Films: Meet the Fockers ist keine Fortsetzung von Meet the Parents, sondern dessen Wiederholung. Ähnlich wie bei den Lethal Weapon-Streifen (1987-1998) sind die einzelnen Filme nicht als Weiterentwicklungen, sondern als Variationen zu verstehen.

Bei einer Komödie kann dies jedoch schnell zu mangelndem Witz und Langeweile führen. Roach bewies dies schon bei den von ihm inszenierten Austin Powers-Filmen The Spy who shagged me (1999) und Goldmember (2002).

Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich

Es ist, als betrachte man vergilbte Fotos des ersten Films, die neu bearbeitet wurden. Alle bekannten Motive, der „Kreis des Vertrauens“, die eigenwillige Katze, oder des Vaters „I am watching you“ tauchen wieder auf. Selbstverständlich erhält der Höhepunkt des ersten Teils, ein familiäres Wasserballspiel, hier ein Pendant - in Form eines Footballmatches. So geht man wie bei einer Einkaufsliste alle potentiellen Lacher ab. Auch dramaturgisch durchlebt man ein déjà-vu.

Wie der erste Teil, so beginnt auch Meet the Fockers schleppend, weiß im Mittelteil insgesamt zu überzeugen, um sich im letzten Drittel in der mühsamen Klärung aller vorher geschaffenen Probleme zu verlieren. Dabei ist das von Gaylord im Original angezettelte Chaos nicht zu überbieten. Dafür konzentriert sich das Drehbuch diesmal auf das genuin witzige Thema Sexualität. Pam wird vor der Hochzeit schwanger und Papa darf’s nicht erfahren. Gaylords Mutter ist ausgerechnet Sexualtherapeutin und am Tisch wird des Jungen Vorhaut gereicht. Natürlich ist es mächtig witzig, beim Dinner das Wort Penis in den Mund zu nehmen, oder vom Masturbieren zu sprechen.

Nun gut, wenn hierzulande Bully Herbig noch immer mit Schwulenwitzen und einer Periode im Titel die Nation ins Kino zieht, dann sei den Amerikanern auch ihre Prüderie zugestanden. Allerdings verweisen die Schwächen des Drehbuchs und der Inszenierung bei Meet the Fockers auf ein ganz anderes Problem: Der Vorgänger hatte in beiden Sparten mehr zu bieten, verdankte seinen globalen Erfolg jedoch einem anderen Umstand: der Besetzung Robert De Niros, der mit diesem Film nach Reine Nervensache (Analyse This, 1999) den kaum noch erwarteten Sprung zum Box-Office-Star, ausgerechnet im Komödiengenre, schaffte, als konservativen Vater Jack Byrnes.

Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich

Glücklich über die späte Anerkennung des breiten Publikums unterzeichnete der eifrige Geschäftsmann und Chef der Produktionsfirma Tribeca für beide Filme Fortsetzungsverträge, die ihm je 20 Millionen Dollar garantierten und fungierte zusätzlich gewinnbringend als Mitproduzent.

1991, drei Jahre nach der Gründung von Tribeca, spielte de Niro in Backdraft zum ersten Mal eine lukrative Nebenrolle und erreichte ausgerechnet damit erstmals das magische Einspiel von über 100 Millionen Dollar. In der Folge übernahm er immer mehr, vor allem kleinere Rollen, um Geld für die Produktionsfirma zu akquirieren, oder aber deren Filme (bspw. 15 Minuten Ruhm, Fifteen Minutes 2001, Showtime 2002) zu promoten. So feiert er in seinem eigentlichen Metier, dem Schauspiel, dieses Jahr ein trauriges Jubiläum: Zehn Jahre ist es her, dass De Niro in einem wirklich bedeutsamen Film mitgewirkt hat. In Michael Manns Heat lieferte er sich ein denkwürdiges Leinwandduell mit Pacino.

Während Meet the Parents von dem Duell zwischen Ben Stiller und Robert De Niro lebte, bekommt es der Altstar hier, wie schon in Barry Levinsons Wag the Dog (1997), mit Dustin Hoffman zu tun. Der mimt Gaylords alternativen Späthippie-Vater Ray und weist mit seiner facettenreichen Darstellung De Niro die Grenzen auf. So gehört Rays Blockade vor Jacks Van, einer wandelnden Kommandozentrale, zu den Höhepunkten des Films. Gleichzeitig schwächt diese Konstellation den Film, da Ben Stiller, Außenseiter und De Niros Gegenspieler im Original, hier eher als Vermittler auftritt, um beizeiten dann doch wieder zum Kontrahenten aufzusteigen. Im Grunde genommen übernimmt De Niro diesmal seinen Part als Außenseiter.

Trotz dieser dramaturgischen Fehlkonstellation gibt es vereinzelt amüsante Szenen, so etwa den Zweikampf der beiden Haustiere. Wer sich also bei manchem Schmunzeln die lebenden Legenden Hoffman und De Niro ansehen und dabei kontemplativ dem guten alten New Hollywood in Erinnerungen nachhängen möchte, darf sich einfach nicht an der Handlung stören. Oder aber er schaut Wag the Dog...

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Kommentare


Beat

hmmm... also zu dem Film fällt mir nur soviel ein:
die Kunst mit sovielen hochkarätigen Schauspielern einen Film so zu versemmeln muß man auch mal beherrschen.

Und ich bin wohl einer der Wenigen, die immer noch an die schauspielerischen und komödiantischen Qualitäten des Herrn Stiller glauben. Auch wenn die, geschätzten, letzten zwei Dutzend Filme mit ihm allesamt schrott waren.


newbe

Hab den ersten Teil nicht gesehn und hat mir ganz gut gefallen! Einige meiner Freunde, die den ersten Teil sahen, waren auch ein wenig enttäuscht. Fand ihn unterhaltsam und lustig, lockerer Familien/Freundinfilm.


TomWaits

Man könnte meinen, dass sich B. Streisand nach 10 Jahren für einen Film entscheidet, der wenigstens ein Fünkchen Witz und Verstand hat. Auch könnte man meinen, dass D. Hoffman es eigentlich nicht nötig hat, sich zum Affen zu machen. R. De Niro hat es bestimmt nicht nötig so einen Schwachsinn zu produzieren...könnte man meinen! Aber irgendwie ist es auch schön zu wissen, dass unsere so geliebten Hollywood-Stars so unberechenbar sein können...leider!






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