Lonely Hearts Killers – Kritik
Das bereits zweite Remake von Leonard Kastles Low-Budget-Film The Honeymoon Killers (1970) macht aus der verstörenden Geschichte eines mordenden Paares einen Hochglanz-Thriller.

Todd Robinson beginnt seinen Film mit der ambitionierten Montage eines Selbstmordes. Geschickt geschnittene Wechsel aus Schwarzweißfotografien, einer blonden Frau bei der Küchenarbeit und Tatortmotiven bauen Spannung auf, die aber schon bald nach Beginn aufgelöst wird: Es war die Frau von Detective Elmer Robinson (John Travolta), die tot in der Badewanne lag. Der mit dieser schnell umrissenen Vorgeschichte belastete Robinson und sein Partner Charles Hildebrandt (Sopranos-Star James Gandolfini) werden bald auf den Fall der Lonely Hearts Killers angesetzt, eines Pärchens, das reiche alleinstehende Frauen ausnimmt und tötet.

Der Film erzählt fortan zwei parallele Handlungsstränge: den der Polizisten bei ihrer Ermittlungsarbeit, und den der Mörder Martha Beck und Ray Martinez Fernandez (Salma Hayek und Jared Leto). Beide nehmen ungefähr gleich viel Raum ein - auf der einen Seite die psychopathischen Täter, auf der anderen der seelisch belastete Cop. Die Sequenz vom Anfang scheint dabei nur die Funktion zu haben, Travoltas Elmer Robinson interessanter zu machen, um die viele Zeit, die ihm gewidmet wird, zu rechtfertigen. Eine weitere Nebenhandlung, die um seinen Sohn (Dan Byrd) und eine mögliche neue Liebesbeziehung zu einer Kollegin (Laura Dern) kreist, ist dramaturgisch noch schlechter eingebunden und steht völlig außerhalb der Geschichte.

Die Aufwertung des Polizisten zum tragenden Handlungselement ist ein grundlegender Unterschied des Remakes zum Original, dem 1970 gedrehten The Honeymoon Killers, der sich streng auf die Perspektive des mordenden Pärchens beschränkte. Ein anderer ist die Besetzung der Rolle der Martha. Im Original war die von Shirley Stoler gespielte Figur eine dicke, einsame (und übrigens auch auf hinterhältige Weise antisemitische) Frau, die niemand außer dem Westentaschen-Gigolo Ray wollte. Das machte ihre krankhafte Eifersucht, die letztlich der Motor hinter der gesamten Mordserie war, glaubwürdig. In der Neuverfilmung versprüht Salma Hayek viel zu viel Glamour, um so einer Figur Leben zu verleihen - und das obwohl sie bei weitem die bessere Schauspielerin ist. Stattdessen setzt Todd Robinson, der auch das Drehbuch geschrieben hat, auf vordergründige Effekte wie einen Blowjob bei einer Straßenkontrolle oder den Anblick der schönen Hayek mit einer Säge in der Hand, bereit zur Zerteilung einer Leiche. Am Ende, nach der Verhaftung, gibt Salma Hayek beim Verhör eine formvollendete Femme Fatale. In manch anderem Detail wird The Honeymoon Killers zitiert, so etwa beim quälend langen Todeskampf eines der Opfer.

So wie das Remake (das zweite übrigens nach dem mexikanischen Profundo carmesí, 1996, von Arturo Ripstein) die erste Arbeit von Regisseur Robinson ist, so war das Original damals das Debüt von Leonard Kastle. Es sollte außerdem sein letzter Film bleiben. Kastle musste mit einfachsten Mitteln auskommen. Er drehte in Schwarzweiß und mit einem eher schlechten Ensemble, aber er machte aus der Not eine Tugend. Fast der gesamte Film ist mit einer sich bewegenden Kamera aufgenommen und besteht aus schlichten, aber effektiven Schwenks und Fahrten. Die dadurch entstehende Unruhe trägt viel zum verstörenden Charakter des Films bei, und eine fragwürdige Nähe zu den durchweg unsympathischen und Angst einflößenden Charakteren macht sich breit.
Lonely Hearts Killers ist in rein handwerklicher Hinsicht natürlich der bessere - und mit mehr Geld produzierte - Film. Kostüme und Bühnenbild sowie Kameraführung lassen die vierziger Jahre aufleben, und die abgründige, auf einem authentischen Fall basierende Story ist auch heute noch fesselnd. Freilich ist sie, anders als bei Kastle, eingebettet in ein moralisches Koordinatensystem, das mit dem breiten Raum für die Perspektive der Polizisten zusammenhängt. Indem Robinson deren Fassungslosigkeit zeigt, als sie das letzte Verbrechen von Martha und Ray entdecken, gibt er dem Zuschauer ein Gegenüber, das so empfindet wie er. Auch wenn die Mordszenen in der neuen Version also noch blutiger und brutaler sind als vor 37 Jahren, ist ihr Anblick doch leichter. Ein weiterer Grund für die große Rolle, die der Polizist Robinson im Film des Regisseurs Robinson spielt, dürfte aber ganz persönlich sein: Der eine ist der Großvater des anderen.
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