Animal Kingdom - Königreich des Verbrechens – Kritik
Königreich des Verbrechens ist eine Mogelpackung – und viel besser, als man zunächst denken mag.

In Deutschland, so will es der Verleih, wird das Langfilmdebüt von David Michod als harter Thriller, als Gewaltorgie beworben. Auf dem Cover Guy Pearce mit Wumme in der Hand. Folgendes kann getrost verraten werden: Pearce spielt eine untergeordnete Nebenrolle, und er macht in dem ganzen Film nicht einmal Gebrauch von seiner Waffe. Überhaupt gibt es keinen einzigen echten Shootout. Action? Fehlanzeige.
Widmen wir uns also einem scheinbar anderen Film: Animal Kingdom. Ein beeindruckendes, düsteres Drama, das im vergangenen Jahr in Sundance mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde, etliche Kritikerpreise erhielt und sogar bei den Golden Globes und Academy Awards ins Rampenlicht getreten ist.
Joshua (James Frecheville) kommt nach dem Drogentod seiner Mutter zu Oma Janine (Jackie Weaver). Deren Söhne werden von der Polizei beschattet und gesucht. Animal Kingdom widmet sich ganz Joshua und dem Dilemma, in das er bald gezogen wird. Sein Antagonist ist Onkel Andrew, den alle nur Pope nennen. Ben Mendelsohn spielt einen Psychopathen, wie ihn das Kino lange nicht mehr gesehen hat: Ruhig, still abwartend. Hier spricht der Wahnsinn nicht aus funkelnden Augen, sondern aus den Taten, die einer scheinbaren, furchtbaren Rationalität entspringen. Die Augen bleiben dabei immer dumpf. Der ganze Film ist dabei ruhig, still, abwartend. Perfekt orchestriert, mit gut dosiertem Musikeinsatz unterstützt, gerät Josh immer tiefer in den familiären Strudel des Verderbens. Auch James Frecheville spielt seinen Charakter zurückhaltend als einen Beobachter, der ungewollt zum Handeln gezwungen wird.

Die Bemühungen, ein solch intensives Drama als Gangsterthriller zu vermarkten, sind so bedauerlich wie verständlich. Wo Michods beeindruckende Studie eigentlich in Programmkinos gehört, startet er hierzulande in der Videothek. Und die kennt nur wenig Sympathie für düstere Stoffe, deren Akteure vor und hinter der Kamera unbekannt sind. So bleibt es Königreich des Verbrechens zu wünschen, dass er von seinem eigentlichen Publikum – den Cinephilen – trotz aller Täuschungsmanöver entdeckt wird.
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Kommentare
Rundone
Danke für den Tipp - hatte den Film gestern in der Videothek gesehen und habe mich ein bisschen gewundet und ihn stehengelassen. Werde ich heute Abend nicht machen.
Gerry
Wow..kam soeben in unsere Videothek...gleich mal ausgeliehen...angeschaut...begeistert...
2 Kommentare