Goliath – Kritik
Goliath setzt einen jungen werdenden Vater ins Bild, der beginnt, seinen Körper mithilfe von exzessivem Training und jeder Menge Anabolika zu verwandeln.

Abwärts, immer abwärts geht es in Dominik Lochers Wettbewerbsbeitrag. Er ist ein Bilderbuchexempel für ein Genre, das mit dem schillernden Begriff Sozialdrama für einen Strang in der Filmgeschichte steht, der zuletzt in den späten 1990ern und frühen 2000ern seinen westeuropäischen (Sichtbarkeits-)Höhepunkt hatte, vor allem mit Filmen von Ken Loach und den Dardennes-Brüdern. Das klingt so, als sei Lochers Film ein Nachzügler, aber grundsätzlich gibt es keinen Anlass, die Beschäftigung mit (zum Teil nun mal bitteren) zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Strukturen Filmemachern zum Beispiel aus Rumänien zu überlassen, nur weil sie es ästhetisch besonders erfolgreich vermögen, stringente Erzählformen für diese bekannten Narrative zu finden.
Goliath setzt einen jungen werdenden Vater ins Bild, der mit völlig eindeutigen Motiven – storytechnisch konsequent durch mehrere Demütigungen hergeleitet – beginnt, seinen Körper mithilfe von exzessivem Training und jeder Menge Anabolika zu verwandeln. Die Beobachtungen sind dezidiert nicht dokumentarisch, ein Schnitt tritt an die Stelle der größten körperlichen Veränderung. Stattdessen baut Locher Situationen, die das um sich greifende Elend illustrieren: Während David (Sven Schelker) zu Beginn noch sein Gesicht zwischen den Schenkeln seiner Freundin hält und offen für Ratschläge bei der oralen Befriedigung zu seiner Freundin aufschaut, verdüstert sich sein Blick zunehmend – und er kriegt keinen mehr hoch. Die Spirale dreht sich immer schneller, und David scheint immer weniger Subjekt in seinem eigenen Körper zu sein. Während anfangs recht plump mit Männlichkeitsbildern von physischer Kraft und trainierten Muskeln hantiert wird, dreht der Film das nicht nur nach und nach, sondern ruft auch noch ein latent homophobes Bild davon auf, dass sich Bodybuilder gerne penetrieren lassen. Es ist eine Randnotiz in einem Film, der alle Antworten auf seine Fragen in penetranten psychologischen Entwicklungen sieht und das Soziologische, das mit einem übertriebenen Wohnungskauf auf Pump sein größtes sichtbares Zeichen setzt, herunterbricht auf das Verhältnis vom Individuum zum Konsum.
Neue Kritiken

Pink Floyd: Live at Pompeii

Mein 20. Jahrhundert

Caught Stealing

Wenn der Herbst naht
Bilder zu „Goliath“


zur Galerie (2 Bilder)
Neue Trailer
Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.