Freakier Friday – Kritik

Freakier Friday wiederholt Bekanntes, erhöht im Vergleich zum Vorgänger aber die Intensität: Statt einem Körpertausch gibt es nun zwei, die Konflikte sind lauter und die Witze temporeicher. Die wahre Energiequelle des Films ist jedoch eine lustvoll aufdrehende Jamie Lee Curtis.

Wie schon in Freaky Friday (2003) findet auch in der Fortsetzung Freakier Friday ein Körpertausch zwischen Mutter und Tochter statt. Dabei ist die Mutter von jetzt die Tochter von damals: Anna (Lindsay Lohan) ist Managerin im Musikbusiness und muss ihre Acts ebenso bemuttern wie ihre Teenagertochter Harper (Julia Butters). Diese geht ständig surfen, anstatt sich um die Schule zu kümmern. Doch flieht Harper dabei nicht nur vor den schulischen Anforderungen, sondern auch vor Annas allzu einengender Fürsorge. Kurzum: Mutter und Tochter sind beide füreinander beständige Stressquellen. Eine normale Kommunikation zwischen ihnen ist kaum noch möglich, schnell artet alles in Geschrei aus. Da sorgt ein plötzlicher Zauber dafür, dass die beiden ihre Körper tauschen und das Leben aus den Augen der jeweils anderen sehen müssen. Bevor die beiden schließlich wieder lernen, einander zu respektieren, genießt die Ältere erstmal ihren nunmehr jungen Körper mitsamt rasantem Stoffwechsel, während die Jüngere erstmal ausnutzt, dass ihr als nunmehr „Erwachsener“ plötzlich nichts mehr verboten zu sein scheint.

Bis hierhin gleicht die Struktur der Handlung weitgehend jener des Vorgängers. Regisseurin Nisha Ganatra und Drehbuchautorin Jordan Weiss folgen in Freakier Friday aber auch der alten Faustregel, dass Fortsetzungen einerseits eine Wiederholung des Gleichen bieten sollen, dass dieses Gleiche aber größer und schneller daherkommen muss. Dies führt zunächst einmal dazu, dass es einen zusätzlichen Körpertausch gibt, für den auch die Figurenkonstellation erweitert werden muss. Anna heiratet erneut und dadurch bekommt Harper eine neue Stiefschwester: ausgerechnet Lily (Sophia Hammons), ihre Erzfeindin aus der Schule. Lily hat ebenso keine Lust auf ihre neue Familie und schon gar nicht auf ihre neue Stiefgroßmutter Tess (Jamie Lee Curtis), die sich aus Angst vor Einsamkeit in alle Angelegenheiten ihrer Familie einmischt. Tess hatte im ersten Teil noch mit ihrer Tochter Anna den Körper getauscht, nun muss sie dies (infolge des genannten Zaubers) mit der modebewussten Lily tun, die ihren „neuen“ faltigen Körper als verwesenden Leichnam erlebt.

Die komische Kraft kleiner Gesten

Was in der Beschreibung reichlich kompliziert klingt, schafft der Film aber in wenigen Pinselstrichen effektiv zu vermitteln. Vor allem der Cast braucht kaum Zeit, um die Figuren an sich zu reißen und mit Leben zu füllen. Gerade Jamie Lee Curtis reichen wenige Gesten – eine Hand hält sie etwa oft wie ein Stoppschild vor sich, sobald die Konflikte zwischen Anna und Harper oder Harper und Lilly wieder ausbrechen –, um aus einem vordergründig harmlosen Versuch der Deeskalation eine unerträgliche Einmischung in persönliche Angelegenheiten zu machen. Die Irritationen zwischen den Figuren, aus denen der Film einen großen Teil seiner Energie bezieht, werden dadurch geradezu körperlich erfahrbar.

Die erweiterte Figurenkonstellation sorgt an sich schon dafür, dass Freakier Friday sich die Steigerungsform in seinem Titel verdient hat. Auch die Witze sind verspielter als im Vorgängerfilm – beispielsweise, wenn sich Lily (im Körper von Tess) in einem Plattenladen hinter diversen ikonischen Plattencovern versteckt. Und die Tatsache, dass Nebenfiguren wie Annas Bräutigam (Manny Jacinto) facettenreicher gezeichnet werden als im ersten Teil, sorgt dafür, dass der Film neben dem Komödiantischen auch seine romantische und emotionale Seite ausbauen kann. Außerdem werden wiederkehrende Figuren aus dem ersten Teil sinnvoll und wohltemperiert in die Handlung integriert, ohne je zu reinen Nostalgiewerkzeugen zu verkommen.

Lustvoll dem Unernst hingegeben

Ohne Jamie Lee Curtis würde das alles trotzdem nur halb so gut funktionieren. Wie im vorherigen Teil genießt Curtis es sichtlich, sich ganz dem Teenager in ihrem Körper hinzugeben – was vor allem auch heißt, dass sie sich von all jenen Erwartungen freimacht, die gemeinhin an einen erwachsenen Körper geknüpft sind. Mit dem im Vergleich zum ersten Teil nochmal gestiegenen Altersgefälle zwischen den Körpertauschenden scheint auch die Lust gestiegen zu sein, jede schauspielerische Hemmung abzulegen. In einer Szene hüpft Curtis dann für ein Fotoshooting in die überzogenen Posen eines Teenagers, dessen Selbstwahrnehmung durch Instagram und TikTok geformt wurde. Sie trägt mit Botox aufgepumpte Lippen, wilde Outfits und zunehmend bunte Frisuren und zieht mit grenzenlosem Entsetzen über ihr äußerliches Alter her. Die Lust, sich in dem Wegfall jeglicher Ernsthaftigkeit regelrecht zu suhlen, ist bei Curtis aber nie gegen die Figuren gerichtet, gegen Lilys jugendliche Naivität oder gegen Tess’ tatsächliches Alter. Mit ihrem herzlichen, einnehmenden Lächeln macht Curtis deutlich, dass es ihr nur um den Abbau allzu fester Kategorisierungen geht.

Wer Jamie Lee Curtis in diesem Film oder auch zuletzt in The Last Showgirl (2024) gesehen hat, wo sie leichtbekleidet durch Las Vegas tanzte, kann sich kaum des Eindrucks erwehren, dass hier eine Schauspielerin mehr als je zuvor mit sich im Reinen ist. Spielerisch stellt sie alle Vorurteile bezüglich dessen infrage, was sich für eine bald 70-jährige Frau gehört und was nicht. Eigentlich hatte Jamie Lee Curtis ja kurz nach Freaky Friday ihre Schauspielkarriere offiziell beendet. Zu unserem Glück währte ihr Ruhestand aber nicht lange, sondern mündete – im Anschluss an die neue Halloween-Trilogie und die Reprise ihrer dortigen Rolle als Laurie Strode – in eine anhaltende Karriere-Renaissance. Wie können also hoffen, dass sie auch in Zukunft noch zahlreiche Gelegenheiten haben wird, sich auf der Leinwand hemmungslos auszutoben.

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