F – Kritik
The school is under attack! Im Horror-Kammerspiel F dezimieren gesichtslose Jugendliche die abendliche Belegschaft einer britischen Schule.

F steht im britischen Schulnotensystem für „nicht bestanden“, eine Bewertung, die nur potenziell existiert, aufgrund ihrer demoralisierenden Wirkung aber nicht tatsächlich vergeben wird. Als der Lehrer Robert Anderson (David Schofield) dies angesichts eines seiner Meinung nach katastrophalen Klausurergebnisses dennoch tut, bricht ihm der betroffene Schüler kurzerhand die Nase. Anstatt den Schläger von der Schule zu verweisen, bittet die Schulleitung daraufhin Anderson, eine Pause einzulegen, da die Eltern des Jungen wegen der Benotung mit einer Klage drohen. Nach elf Monaten kehrt Anderson, dem Alkohol verfallen und von seiner Frau getrennt, an die Schule zurück. Die Zwischenzeit hat er damit verbracht, Zeitungsartikel über Gewalt an Schulen zu sammeln.
Entgegen der in High-School-Filmen gängigen Schülerperspektive steht diesmal ein Erwachsener im Zentrum, der mit der politisch korrekten Hackordnung der Schule zu kämpfen hat. Dieser durchaus interessante Ansatz wird allerdings nicht weiterverfolgt. Nach 15 Minuten Spielzeit konzentriert sich F ausschließlich auf den Aspekt der Gewalt und verlässt damit abrupt die Pfade des Sozialdramas, um fortan äußerst geradlinig auf denen des Slasherfilms weiterzuwandeln.

Anderson hat Kate (Eliza Bennett), die sowohl seine Schülerin als auch seine Tochter ist, zum Nachsitzen verdonnert. Außer ihnen befindet sich noch vereinzelt Lehr- und Hauspersonal im Gebäude – und eine Gruppe maskierter Unbekannter. Dieses Setting mag zunächst an amerikanische High-School-Slasher à la Scream – Schrei! (Scream, 1996) erinnern, doch damit hat F nichts gemein. Vor unglamouröser Kulisse lässt Regisseur Johannes Roberts die Killer völlig ohne Ironie und ausgiebige Katz-und-Maus-Spielchen nach dem Search-and-Destroy-Prinzip jeden, der ihren Weg kreuzt, attackieren.
Die Inszenierung der Killer ist das gelungenste Element des Films. Ihr Erscheinen wird stets von unheimlicher, kinderliedartiger Musik begleitet. Von der Statur her scheint es sich um Jugendliche zu handeln, doch unter den Kapuzen über ihren Köpfen ist nichts weiter als schwarze Leere zu erkennen. Aus unerwarteten, teils unmöglich scheinenden Richtungen springen sie unvermittelt ins Bild und bewegen sich dabei stets elegant (Roberts besetzte die Killer-Kids mit professionellen Traceuren). Ihre Taten scheinen ohne jedes erkennbare Motiv zu erfolgen. Sie metzeln den Lehrkörper ebenso dahin wie Hausmeister, Wachleute oder Schüler. Ihre Inszenierung als leer und roh verleiht den Tätern etwas Un- und Übermenschliches (auf das Klischee der Unverwundbarkeit verzichtet der Film jedoch). Darüber hinaus bilden die gesichtslosen Phantome eine Projektionsfläche für verschiedene Deutungen der Bedrohung. Leider wird diese Darstellung nicht konsequent beibehalten, wenn in einzelnen Einstellungen eindeutig die Konturen eines menschlichen Gesichtes zu erkennen sind.

Außer dem interessanten Einstieg, einer gewissen Faszination für die Killer und natürlich einem bestechend minimalistischen Titel hat F leider nicht mehr zu bieten. Während der inhaltlich ähnliche Them (Ils, 2006) von David Moreau and Xavier Palud einen Angriff phantomhafter Jugendlicher auf Erwachsene recht blutarm, aber sehr effektiv umsetzt, versucht Roberts fehlende Spannung durch Brutalität, genauer gesagt einem expliziten Gorefaktor zu kompensieren. Zwar erspart die Kamera dem Zuschauer meist die eigentlichen Gewaltakte, zeigt die malträtierten Körper dafür umso deutlicher.
Vielleicht könnte man dem Film der britischen Tradition gemäß als einen sozialkritischen Kommentar auf Gewalt an der Schule oder Gewalt in Großbritannien generell lesen, der durch aktuelle Geschehnisse an trauriger Relevanz gewinnt. Ob man F nun eine solche Lesart zugestehen oder ihn einfach als kompromisslosen Slasher konsumieren will, die Leistung bleibt in jedem Fall unbefriedigend.
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