Die Bären sind los – Kritik
Im neuen Film von Richard Linklater (Before Sunrise, 1994; Before Sunset, 2004) spielt Billy Bob Thornton einen mies gelaunten Baseball-Coach, der eine Gruppe von Kindern trainieren soll.

Richard Linklaters zweiter Spielfilm Slacker (1991) gehört zu den wichtigsten amerikanischen Independent-Filmen der neunziger Jahre. Zusammen mit Douglas Couplands Buch Generation X (ebenfalls 1991) wurde der Film von den Medien als Manifest einer neuen Generation gefeiert. Um Jugendliche ging es auch in seinen nächsten Filmen Confusion - Sommer der Ausgeflippten (Dazed and Confused, 1993) und Before Sunrise.
Nach School of Rock (2003) stehen nun in Die Bären sind los (Bad News Bears) – ein Remake des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1976 – bereits zum zweiten Mal innerhalb dreier Jahre Kinder im Mittelpunkt.
Morris Buttermaker (Billy Bob Thornton), ein ehemaliger Profi-Baseball Spieler, der seinen Lebensunterhalt als Kammerjäger bestreitet, wird von einer reichen Anwältin (Marcia Gay Harden) beauftragt, ein Kinder-Baseball-Team zu trainieren. Das erste Spiel ist erwartungsgemäß eine Totalpleite. Die Kinder sind völlig unfähig auch nur einen Ball zu fangen und werden vom gegnerischen Team fürchterlich vorgeführt. Doch bereits im zweiten Spiel lassen sich Fortschritte erkennen. Zwei neue Spieler verstärken zusätzlich das Team: die Tochter Buttermakers (Sammi Kane Kraft), zu der er drei Jahre keinen Kontakt mehr hatte, und ein Junge (Jeffrey Davies), der allgemein als Krawallmacher bekannt ist, jedoch sehr kräftig ist und so für die nötigen Homeruns sorgt. Betrachtete Buttermaker den Job anfangs lediglich als eine weitere Geldquelle, so verändert sich dies im Verlauf der Handlung. Seine grundsätzliche Gleichgültigkeit gegenüber den Kindern wandelt sich langsam zu einer vorsichtigen und leichten Zuneigung. Zusätzlich wird sein Ehrgeiz noch durch Roy Bullock (Greg Kinnear) angestachelt, der das erfolgreichste Team der Liga trainiert und mit seiner überaus ehrgeizigen Art Buttermaker gehörig auf die Nerven geht.

Der Film scheut so ziemlich kein Klischee. Buttermaker ist ein ehemaliger Baseball-Profi, der Alkoholiker ist, einen miesen Job hat und unglücklich verheiratet war. Das gleiche gilt auch für die Kinder. Ein Junge ist ein Mathegenie, das von Sport keine Ahnung hat, ein anderer ist so lethargisch, dass er sich auch dann nicht bewegt, wenn der Ball zwei Meter neben ihm auf den Boden fällt und einer ist querschnittsgelähmt. Alfred Hitchcock hat einmal gesagt, dass es besser ist, beim Klischee anzufangen, als dort anzukommen. Die Bären sind los fängt beim Klischee an und bleibt hartnäckig dort, die Handlung wird so zum großen Teil vorhersehbar. Dies gilt auch für die Inszenierung. Werden Großaufnahmen von Gesichtern oder Spieler in Zeitlupe gezeigt, so kündigt sich ein wichtiger Moment an, der dann tatsächlich auch eintritt.
Der Film hat jedoch durchaus seine starken Seiten. Die Figur des mies gelaunten Trainers Buttermaker ist eine Paraderolle für Billy Bob Thornton. Schon in Bad Santa (2003), welcher vom gleichen Drehbuchduo wie Die Bären sind los geschrieben wurde, war es eine wahre Freude Thornton als fiesem Weihnachtsmann zuzuschauen.

Die Stärke des Films liegt jedoch nicht ausschließlich bei Billy Bob Thornton. Kinder im Film, das ist erfahrungsgemäß eine heikle Sache. In den meisten Fällen scheint es, als ob die Regisseure mit Kindern nichts weiter anzufangen wissen, als sie entweder zu verniedlichen oder als altkluge Besserwisser darzustellen. Die Bären sind los ist diesem Kinderbild weit entfernt. Regisseur Richard Linklater nimmt seine jungen Schauspieler ernst und zu keinem Zeitpunkt blickt er auf sie herab. Bereits in seinem letzen Film School of Rock gelang ihm dieses Kunststück, als ein erfolgsloser Rockmusiker kurzerhand eine Schulklasse in eine Rockband umfunktionierte.
Trotz dieser positiven Punkte lastet die allzu konventionelle und durchsichtige Dramaturgie schwer auf dem Film. Dies ist besonders schade, zeichneten sich Linklaters beste Filme doch gerade durch eine große Bereitschaft zu narrativen und stilistischen Experimenten aus. In Die Bären sind los spürt man davon nichts mehr und so wird der Film im Werk von Linklater wohl nicht mehr als eine Fußnote bleiben.
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