Des Teufels Bad – Kritik

Agnes betet, dass sie ein Kind bekommt – doch weder ihr Mann noch Gott erhören sie. Des Teufels Bad inszeniert eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert als düsteren Folk Horror zwischen Religion und Wahnsinn, Glaube und Gewalt.

Agnes (Anja Plaschg) hat Glück: Sie wohnt im tiefen, dunklen Wald, irgendwo in Österreich, so um das Jahr 1750 – doch sie wird nicht einfach an irgendjemanden verheiratet, sondern an einen Mann, den sie tatsächlich liebt. Sie versteckt einen (grotesken) Glücksbringer unter dem gemeinsamen Bett, auf dass möglichst bald ein Kind in das Leben der Eheleute trete. Aber ihr Mann Wolf (David Scheid) ist im Bett alles andere als ein Raubtier, da er unter seinem Schafspelz ein Geheimnis hütet – und so bleibt die frohe Botschaft aus. Mit zunehmender Verzweiflung ruft Agnes Mutter Maria im Gebet an, um selbst Mutter zu werden. Doch anstelle eines Kindes schaut immer öfter die Schwiegermutter vorbei, die ganz genau weiß, wo Agnes die Pfannen aufhängen soll, wann und wie sie für Wolf zu kochen hat und wohin die einzige Hauspflanze gehört.

So finster das Bild

Des Teufels Bad ließe sich mit feministischem Blick als After-the-Wedding-Drama lesen – als Tragödie einer Frau, die aus ihrem Elternhaus und der gewohnten Umgebung gerissen wird und aus dem neuen, fremden Leben mit Mann, aber ohne das erhoffte Kind nicht fliehen kann, weil es die moralischen Konventionen ihrer Zeit nicht zulassen. Doch das Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala erzählt diese auf historischen Aufzeichnungen beruhende Geschichte als düsteren Folk Horror. Je mehr Agnes an der realen Welt leidet, desto mehr flieht sie in die Religion – in Gebet, Gesang, Selbstkasteiung und Buße.

Während der gesamten Spielzeit scheint nicht einmal die Sonne – selbst die hellsten Szenen sind recht dunkel, weil die Äcker brach liegen, die Bäume kahl sind und über allem Nebel oder Wolken hängen. Grau, braun und schwarz dominieren die Landschaft. Die Innenräume werden nur schwach vom Kerzenschein erleuchtet, oft heben sich die Gesichter kaum vom dunklen Hintergrund ab. Das sieht alles durchaus schön aus, greift aber stark auf Versatzstücke etablierter Folk-Horror-Motive zurück, wie sie in letzter Zeit vor allem durch The Witch (2015) popularisiert wurden, aber auch in Werken wie You Won’t Be Alone (2022), The Fifth Season (2012) oder Hagazussa (2017) vorkommen. Auch das bereits in Franz‘ und Fialas Ich seh, Ich seh (2014) präsente Thema der Mutterschaft und die blutigen Schlachtszenen sind wiederkehrende Elemente des Horrorgenres.

Markerschütternde Schreie

Wie in The Witch, so tauchen auch hier verzerrende Kameraperspektiven sowie allerlei animalische bis animistische Symbolik auf – genau wie die These, dass Religion und Wahnsinn, Glaube und Gewalt eng miteinander verwoben sind. Nur erweist sich Des Teufels Bad als deutlich weniger geduldig beim world building: Die ersten Toten gibt es bereits im Prolog und die diversen Wandlungen, die Agnes durchläuft, wirken ziemlich hastig erzählt. Wie um das zu kompensieren, greifen die FilmemacherInnen zu suggestiven Zoom-ins, großzügigem Musikeinsatz und einem arg effekthascherischen Finale.

Am stärksten ist der Film in seinen drastischen Gewaltdarstellungen. Wenn Agnes in einer Szene beinahe die Arme gebrochen werden, ein andermal ihr Rücken durchstochen wird, um sie zu „heilen“, oder wenn im letzten Drittel eine Nebenfigur ermordet wird, dann gelingen Des Teufels Bad einige wirklich verstörende Momente – nicht zuletzt dank der durch Mark und Bein gehenden Schreie der Protagonistin und einer weiteren Figur. Insgesamt aber wirkt der Film wie ein The-Witch-Epigone: solider, düsterer Arthouse-Grusel, der den Narrativen und der Bildsprache des Folk Horror jedoch wenig Neues hinzuzufügen weiß.

Neue Kritiken

Trailer zu „Des Teufels Bad“


Trailer ansehen (1)

Neue Trailer

alle neuen Trailer

Kommentare

Es gibt bisher noch keine Kommentare.






Kommentare der Nutzer geben nur deren Meinung wieder. Durch das Schreiben eines Kommentars stimmen sie unseren Regeln zu.