Der Exorzist: Bekenntnis – Kritik
Jede Besessenheit ist auch erstmal eine körperliche Befreiung, und Der Exorzist – Bekenntnis hat Spaß daran, das auszureizen. Die kommende Trilogie lässt sich in David Gordon Greens Film bereits in Grundzügen ablesen.

Zwei Mädchen gehen in den Wald und kommen nicht wieder nach Hause. Katherine (Olivia O’Neill) ist Baptistin, Angela (Lidya Jewett) konfessionslos. Angela wurde mit einem traditionellen jamaikanischen Schutzspruch belegt, Katherine wurde noch nicht getauft. Katherine will Angela helfen, Kontakt mit dem Geist ihrer Mutter aufzunehmen, aber stattdessen antwortert etwas anderes, das ihre Körper in Besitz nimmt. Der Rest des Films greift nach Lösungsansätzen. Sei es über die Wissenweitergabe via Franchisemanagement – Ellen Burstyn kehrt zurück in ihrer Rolle der Chris MacNeil aus Der Exorzist (1973) – oder den Schulterschluss der größten nordamerikanischen Konfessionen. David Gordon Green – dessen Karriere lange das beste Argument gegen die Idee einer durchdoktrinierten Autorentheorie war – kreist hier doch wieder um die Elemente und Ideen, die auch in seiner Halloween-Trilogie und seinen Independentfilmen in den Vordergrund rücken. Es geht immer um Gruppendynamiken, die Komprimierung größerer moralischer und sozialer Probleme auf die Kleinstädterseele.
Polyfonie an Glaubensbekenntnissen

Konkret bringt der Der Exorzist – Bekenntnis (The Exorcist: Believer) Pentekostalismus, Baptismus, good old Christianity und rituelle karibische Praktiken in einen Raum und lässt sie, wie für das Franchise üblich, in einem Kammerspiel auf den Dämonen los. Die Charakterisierung der Konfessionen bleibt bewusst flach, wird auf ein bis zwei Szenen runtergebrochen, auch weil sie in den USA alltäglich präsent sind und kaum einer Einordnung bedürfen. Arrangiert und fokussiert wird dies durch Victor (Leslie Odom Jr.), den Vater von Angela und den Ungläubigen, der hier zum titulierten Believer wird. Die Dimensionen dieses Glaubens wie seine praktische Ausarbeitung bleiben kompliziert, verschmelzen die Vaterliebe mit christlichem Mundbekenntniss. Allgemein wird trotz der Polyfonie an Glaubensbekenntnissen das Christentum etwas funktional in den Vordergrund geschrieben. So gibt es auch hier wieder den zweifelnden rebellious priest, der sich gegen das offizielle Diktum der Kirche stellt.
Green ist durchaus in der Lage, sich den Spielregeln der Reihe anzupassen. Der Body Count ist wie erwartet niedrig, es geht eher um eine gewisse Verrohung, die über Vibes und Verstimmungen präsentiert wird. Was passiert, wenn die Fundamente – einer Familie, einer Stadt, einer Kirchengemeinde – zu brechen beginnen. Jede Bessesenheit ist auch erstmal eine körperliche Befreiung, und sowohl das Make-up-Department (IMDb listet ein 24 Personen starkes Team unter der Führung von Tania Estevez, Shannon Rae Mulligan und Somica Spratley) als auch Jewett und O’Neill haben Spaß, das auszureizen.
Man möchte beginnen, wo der Film endet

Der Film fließt und schneidet mit einem Flow und Fokus – kaum eine Einstellung zu viel oder zu lange –, der sich an dem Trilogie-Konstrukt und dem Franchiseservice abarbeitet. Es gibt wenig außer Geld, was für Ellen Burstyns wiedereingeführte Rolle hier spricht, die auch entsprechend kurz gehalten ist. Die kommende Trilogie lässt sich hier bereits in den Grundzügen ablesen. Das greift die Eigenständigkeit des Films nicht zu sehr an, gibt ihm aber einen gewissen Prolog-Status. Man möchte gerne dort beginnen, wo der Film endet: die funktionale Harmonie der unterschiedlichen Konfessionen, aufgelöst durch die persönlichen Opfer, Viktors Blick gehärtet durch einen neuen Glauben und ängstlich-verteidigend gegen das, was ihm und seiner Familie droht.
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