Dangerous Animals – Kritik
Warum zwischen Killerhai und Serienmörder entscheiden, wenn man beides haben kann: Sean Byrnes Dangerous Animals vermischt verschiedene Genre-Versatzstücke zu einem rasanten Thriller, der sich nicht allzu ernst nimmt, aber dennoch an die Nieren geht.

Der Fremde namens Moses (Josh Heuston), der hartnäckig nach einem Starterkabel fragt, ist der Surferin Zephyr (Hassie Harrison) erstmal suspekt. Die gemeinsame Leidenschaft für die Wellen und die Musik von Creedence Clearwater Revival bringt die zwei schönen jungen Menschen aber einander so nahe, dass sie kurz darauf Sex in Zephyrs abgerocktem Van haben. Beim Joint danach wird jedoch klar, dass sich die beiden zwar blendend verstehen, die blonde, etwas schroffe Surferin ihre neue Bekanntschaft aber auch konsequent auf Distanz hält. Eine schwierige Vergangenheit wird angedeutet und Zephyr behauptet, dass sie sich in den Wellen wohler fühle als bei den Menschen an Land. Der australische Regisseur Sean Byrne verleiht diesem Charakterzug noch mit einigen weiteren Verweisen Nachdruck: Seine so zähe wie unverbindliche Heldin hat er nach dem Windgott benannt und den Vorspann von Dangerous Animals hat er mit einer rotzigen Coverversion von Billy Idols Einzelgänger-Hymne „Dancing With Myself“ untermalt.

Dass Zephyr lernen muss, sich anderen Menschen hinzugeben, daran erinnert der Film immer wieder mit Hans-Zimmer-artigen Akkorden. Auch wenn die Liebesgeschichte letztlich ein eher stiefmütterlich ausgearbeiteter Aspekt bleibt, spielt sie dennoch eine wichtige Rolle – als lindernde Hoffnung in dem ausgesprochen garstigen Szenario, das der Film entwirft. Denn kurz nach dem One-Night-Stand im Van wird Zephyr von einem perversen Serienmörder namens Tucker (Jai Courtney) verschleppt, der sie für ein grausames Ritual auf seinem Boot gefangen hält.
CGI-Raubfische und irre Killer-Monologe

Den bärtigen, muskulösen, ein wenig an den Komiker Seth Rogen erinnernden Tucker, Kapitän eines Ausflugsschiffs für Touristen, kennen wir zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Prolog des Films. Dangerous Animals schickt uns darin zunächst auf eine falsche Fährte: Ein junges Paar, das mit so verräterisch dickem Pinsel gezeichnet ist, dass sich die beiden als Protagonisten umgehend disqualifizieren, sucht den Kapitän auf, um auf hoher See mit Haien zu schwimmen. Wie im Horrorfilm 47 Meters Down werden sie in einem Tauchkäfig zwischen hungrigen CGI-Raubfischen in die Tiefe gelassen. Doch nach einem Twist scheint der Film zur Erkenntnis zu gelangen, dass das gefährlichste Tier in Wahrheit der Mensch ist. Diese Metapher kehrt auch in jenen Szenen wieder, in denen sich der abwechselnd grobschlächtig-brutale und reflektiert-kultivierte Killer (irre Monologe in sonorer Tonlage, ein Glas Rotwein in der Hand (!)) selbst mit einem Hai vergleicht.

Dangerous Animals ist cleverer, als man auf Anhieb denken mag, aber auch nicht so aufdringlich neunmalklug, wie man es manchmal befürchtet. Von einer raunenden Allegorie über die rohe Natur des Menschen bleibt man glücklicherweise verschont, dafür ist sich Byrne zu sehr der Wirkungskraft seines Genre-Setups bewusst. Warum soll man sich zwischen einem fleischfressenden Hai und einem degenerierten Serienmörder als Filmbösewicht entscheiden, wenn man auch beides haben kann? Der Film peppt seine Story sogar noch mit Anleihen an Michael Powells Peeping Tom auf, in dem eine Kamera zum Mordinstrument wird. Byrne spielt mit dem Motiv sadistischer Schaulust, ohne jedoch dem Zuschauer den Spaß, den er ihm bereitet, auf belehrende Art vorzuhalten. Auch aus der Wendung, dass der verzweifelt nach Zephyr suchende Moses nicht die Rolle des Retters einnimmt, macht der Film keine allzu große Sache.
Geschickte Gratwanderung zwischen Leid und Spaß

In erster Linie ist Dangerous Animals also ein rasanter, wendungsreicher, sich nicht allzu ernst nehmender, dabei aber doch an die Nieren gehender Thriller, in dem Byrne immer wieder gekonnt mit den Gefühlen seines Publikums spielt. Mehrmals gewährt er seiner im Schiffsrumpf gefangenen Heldin klitzekleine Fluchtmöglichkeiten, die sich jedes Mal zerschlagen. Man fiebert mit Zephyr mit, die der Freiheit immer näher kommt, ärgert sich über die Grausamkeit des Schicksals, muss aber auch über die dummen Zufälle schmunzeln, die sie immer wieder in ihre Zelle zurückwerfen. Wie weit sie am Ende für das eigene Überleben gehen muss, ist dann so abscheulich, dass man nur noch die Augen schließen möchte.

Das Talent des Regisseurs zeigt sich an der geschickten Gratwanderung zwischen Leiden und Spaß. Byrne weiß, wann der Sadismus so unangenehm wird, dass man ihn mit einer kurzen Verschnaufpause in Form eines lustigen oder romantischen Zwischenspiels abfedern muss. Zugleich macht sich Dangerous Animals aber auch nicht die Spannung kaputt, indem er seine flashy Ästhetik (schicke Bilder, rasante Schnitte, die Handlung kommentierende Rock-Songs) zu ironischer Distanz und zynischen Kalauern ausarten lässt. Stets macht er im entscheidenden Moment doch wieder bitteren Ernst. Diese Ambivalenz verkörpert auch Jai Courtney sehr gut, mit seinem einprägsamen Killer, der abstoßend brutal, aber ebenso albern und charismatisch sein kann. Doch auch wenn man ihm die meiste Zeit gerne beim Böse-Sein zuschaut, wartet man natürlich nur darauf, dass Zephyr ihm endlich die Stirn bietet.
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