American Ultra – Kritik

Mike Howell träumt bekifft von raumfahrenden Gorillas und erschlägt ganze Sondereinheiten mit gefrorenen Burger Patties – eigentlich will er aber einfach nur heiraten.

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Für seinen Heiratsantrag findet Mike (Jesse Eisenberg) einfach nicht den passenden Moment. Das aber ist nun kein Problem der Zeit, der es an richtigen Augenblicken mangeln würde, eher bremst sich dieser nerdige Hanswurst immer aufs Neue selbst aus: Die Glückliche, seine Freundin Phoebe (Kristen Stewart), packt gerade den Koffer wieder aus, den sie erst wenige Stunden zuvor beladen hatte, weil eigentlich eine Reise nach Hawaii auf der Romantikagenda stand, die der Hanswurst aber sauber vermasselt hat, nachdem er den Abflug kotzend auf dem Klo verschwitzte. Nun gut: Kein Antrag auf Hawaii – dann eben im Wohnzimmer. Das Schächtelchen mit dem Ring ist schon offen, der Antrag halb in Angriff genommen, da brennt das Omelett in der Pfanne an, und Phoebe erhält die zweite Ladung schlechte Laune. Wenn der Hanswurst in der Folge erfahren muss, dass er eigentlich eine Killermaschine ist, die der fiese CIA-Futzi Yates (Topher Grace) mit allen Mitteln eliminieren möchte, dann muss diese schicksalhafte Wendung im Leben des Hanswurstes unbedingt auf der Folie dieses ewig vertagten Heiratsantrags verstanden werden. American Ultra geht es nämlich weit weniger darum, die Personalunion von Hanswurst und Superagent auszubuchstabieren, als darum, einen Heiratsantrag vorzubereiten, der mit einem echten Feuerwerk, eines, das nicht einfach in der Luft zum ästhetischen Selbstgenuss verpufft, sondern das direkt im Gesicht der Feinde explodiert, über die Bühne geht.

Die gefrorenen Burger Patties

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In diesem Sinne ist American Ultra ein sehr sympathischer Film, in dem ein Hanswurst zurechtgewiesen wird, in dem ihm klar gemacht wird, dass man einen Antrag nicht mit Glimmstängel im Mund auf der Wohnzimmercouch macht, sondern dass man sich ins Zeug legen muss, dass man vorher erst einmal ein paar Sondereinheitskräfte des Militärs mit einer Packung gefrorener Burger Patties zusammenhauen sollte, bevor man in die Bittstellerpose wechselt. Phoebe hätte ihn auch so geheiratet – aber es geht hier auch nicht darum, dass sich eine Liebe unter Beweis stellen muss, sondern darum, dass so ein Antrag nach gemäßer Dramaturgie schreit. Dass in diesem Heiratsantragsspektakel alle mitmachen, die Bratpfannen, das Militär, die Burger Patties und die CIA, ist das eigentlich Rührende an American Ultra.

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Worauf es dieser Film aber vor allem und leider anlegt, ist ein seltsam witzloser Genrecocktail, der einen wohl auch deshalb nicht so ganz vom Hocker reißt, weil sich in ihm im Grunde nur wenig miteinander vermischt. Der Kifferkomödie mit ihrem hanswurstigen Akteur, der sich irgendwie wünscht, ein raumfahrender Gorilla zu sein, gelingt der intendierte innovative Spagat zur Blutrauschpoetik, die sich hier ganz explizit gibt, nicht so richtig. Wirklich high ist der Hanswurst, der ständig darüber Auskunft gibt, wo er seinen Stoff herumliegen hat, leider nie: Das kann man nun konservativ nennen, linientreu gegenüber dem amerikanischen Jugendschutzanliegen, aber in erster Linie verschenkt Regisseur Nima Nourizadeh dadurch solche Situationen, in denen ein wirklicher Parallelweltler die Burger Patties auswirft, einer, der dann auch wirklich bekifft wäre und nicht nur vom Kiffen schwärmt. Das kratzt ein wenig am großen Ganzen: Heiratsantrag mit Blut, Feuer und Krach, ja. Mit Rausch und fremdbestimmtem Grinsen, nein!

Glühbirnengeschredder

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Vieles wirkt unmotiviert, auch uninspiriert: Dass natürlich auch Phoebe nicht einfach nur die geduldige Partnerin ist, deren Rettung aus den Fängen der CIA selbstverständlich ganz wesentlich für den bombastischen Antrag ist, kann man erahnen; wie der Film ihre Doppelidentität allerdings zum Ausdruck bringt, bleibt völlig ideenlos und marginal. Auch der volltätowierte Dealerfreund und Schisser vor dem Herrn Rose (John Leguizamo) wird nach einer halben Stunde und trotz genügend angelegter Körperklausigkeit einfach aus der Fiktion geschmissen. Für echten, das heißt gelingenden Trash, ist das Ganze dann aber doch zu gerichtet, zu konstruiert, zu plotfixiert und, ja natürlich, zu absehbar. Auch deshalb sind die unzähligen Gewaltchoreografien, die fast immer in irgendwelchen Supermärkten aufgeführt werden (überhaupt besteht diese furchtbare amerikanische Kleinstadt, in die das Spektakel hereinbricht, fast nur aus Supermärkten und ihren Parkplätzen – Bewohner scheint es auch nicht zu geben) einigermaßen geistlos – auch wenn Mike an einer Stelle den Kopf eines Topagenten durch eine Reihe aufgeschraubter Glühbirnen schreddert.

Das Ja-Wort

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Am Ende war es fast ein bisschen zu viel Tamtam – der „organisatorische Aufwand“, das menschliche Material, das dran glauben musste, fast ein wenig zu überbordend, zu kitschig für einen Heiratsantrag von einem Hanswurst. Fast steht das lang vertagte Ja-Wort am Ende auch gar nicht mehr im Zeichen wohlig-kathartischer Harmonie, sondern entlädt sich vielmehr in einem „Wenigstens war das alles nicht umsonst“. Vielleicht führt aber gerade auch das wieder einen Realismus ins Spektakel ein, den man mögen kann, den Realismus eines Hanswursts.

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