Am Tag als Bobby Ewing starb – Kritik
Lars Jessens Tragikomödie verarbeitet auf unterhaltsame Weise die Tage im Deutschland des Jahres 1986, als die Welt durch die Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl erschüttert wurde und Bobby Ewing seinen Serientod starb.

Was Good Bye Lenin! (2003, Regie: Wolfgang Becker) für die DDR war, ist Am Tag als Bobby Ewing starb für die 80er Jahre der BRD: die liebevolle Aufarbeitung einer Epoche, kombiniert mit subtiler Komik; eine tragisch-amüsante Coming-Of-Age Komödie, die ungefähr so viel mit Dallas’ Bobby Ewing zu tun hat wie Wolfgang Beckers Film mit Lenin. Hanne (Gabriela Maria Schmeide) zieht 1986 mit ihrem 17jährigen Sohn Niels (Franz Dinda) von Bremen aufs Land zu ihrem Freund Peter (Peter Lohmeyer), der in einer kommunenartigen Gemeinschaft auf einem alten Bauernhof wohnt und sein Leben dem Kampf gegen Atomkraft gewidmet hat. Niels fällt die Anpassung schwer, im Gegensatz zu Hanne, die sich im Laufe der Zeit mehr und mehr von der braven, gutbürgerlichen Hausfrau zur ökologisch bewussten Kommunenmutter mausert. Die symbiotische Gemeinschaft zwischen Mutter und Sohn droht zu zerbrechen und auch das fragile Bündnis der Hausfamilie wird immer wieder auf die Probe gestellt - bis zu dem Tag, an dem Bobby Ewing seinen Serientod stirbt, der zufällig auch der Tag ist, an dem der Atom-Supergau in Tschernobyl publik wird.
Regisseur Lars Jessen präsentiert in seinem Film ein Sammelsurium skurriler 80er-Jahre Gestalten mit schlechten Frisuren und teilweise diskussionswürdigen Weltansichten. Er portraitiert diese Menschen jedoch ohne Vorurteile, zeichnet ein nostalgisches und gleichzeitig ausgeglichenes Bild der Zustände in einem kleinen norddeutschen Dorf zur Zeit der Tschernobyl-Katastrophe. Mit Hilfe der überzeugenden Schauspieler, die ohne Angst vor Lächerlichkeit die Macken und Weltanschauungen der Figuren präsentieren, lebendigen und witzigen Dialogen und originellen Drehbucheinfällen gelingt ihm ein liebenswürdiger, bis ins Detail um Realismus bemühter Film über die Zeit als der Kampf gegen Atomkraft noch nicht zu einer Randnotiz im politischen Tagesgeschehen geworden war.
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Kommentare
Martin
Wir wollen unser Geld zurück!!!
Anstatt eines guten Filmes, der die Stimmung und die Solidarität von 1986 wiederspiegelt sahen wir einenbodenlos kitschigen Hippie-Dreck auf der Leinwand.
Es ist nicht korrekt, einen Film mit einem derartigen Thema zu versehen, und dann im Stiel einer 19-Uhr-30 Soap zu drehen.
Schade...
frantisek
wirkt von außen betrachtet interessanter, besser nicht reinschaun! da kann die einigermaßen überzeugende Musik [ua. von Jakob Ilja (Element Of Crime)] auch nichts mehr retten.
schade...
2 Kommentare