Alles auf Zucker! – Kritik
Der Wendeverlierer und notorische Spieler Jaecki Zucker (Henry Hübchen) steht mit einem Bein im Gefängnis. Da eröffnen sich ihm gleich mehrere Chancen, seine Schulden, wegen denen er diesen Ärger hat, abzubezahlen. Ob und wie ihm das gelingt, davon handelt Dani Levys vergnügliche neue Komödie Alles auf Zucker!

„Das ganze Leben ist ein Match“ sagt der ehemalige erfolgreiche DDR-Sportreporter Jaecki Zucker (Henry Hübchen), der eigentlich Jakob Zuckermann heißt, gleich zu Beginn des Films. Schade nur, dass er die meisten Matche seines Lebens verliert. Und so sieht man Jaecki im Vorspann auch erst einmal vor einem großen, muskulösen Mann, den er soeben beim Billard betrogen hat, davonlaufen. Verprügelt wird er allerdings trotzdem und als er endlich zu Hause ankommt, eröffnet ihm seine Frau Marlene (Hannelore Elsner), dass sie sich jetzt doch von ihm scheiden lassen wird. Am nächsten Morgen steht dann sein Sohn Thomas (Steffen Groth) vor der Tür, um ihn wegen seiner hohen Schulden ins Gefängnis bringen zu lassen. Das sind die Startvoraussetzungen für eine Woche, die Jaecki aus dem Off als die glücklichste und letzte seines Lebens beschreibt.

Alles auf Zucker! steht ganz im Gegensatz zu den eher schwierigen Dramen, die Dani Levy in den letzten Jahren gedreht hat (Väter, 2002; Meschugge, 1997; Stille Nacht, 1995). Temporeich und ausnehmend vergnüglich hat er seine Komödie inszeniert: Irgendetwas passiert dem bekennenden Ostalgiker Jaecki - dessen Begründung dafür ganz lapidar „da war ick ja noch wer“ lautet - immer. Er kämpft an allen Fronten: seine Ehe, seine Familie, sein Geschäft. Schnelle Schnitte und teilweise unruhige Kamerabilder tragen dazu bei, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, beständig in Bewegung zu sein – genau wie Jaecki, der sich während des Films laufend beeilt, um alle seine Termine einzuhalten, von denen keiner verschoben werden kann.
Auch das Drehbuch, dass Dani Levy mit Holger Franke, mit dem er bereits 1987 bei seiner Komödie RobbyKallePaul zusammen arbeitete, schrieb, setzt auf Geschwindigkeit. Ohne Angst vor Zoten oder politischer Inkorrektheit jagt ein Wortwitz den nächsten. Das ein oder andere Mal sitzt der nichtjüdische Zuschauer dann in seinem Sessel und fragt sich: Darf man das? Es ist aber gerade das politisch nicht korrekte, das seinen Film so spielerisch und unbeschwert wirken lässt. Kein Witz ist bösartig; man lacht miteinander übereinander.

Dass die Arbeit allen Beteiligten Spaß gemacht hat, ist dem Film anzusehen. Die Schauspieler laufen zu Bestform auf: Henry Hübchen glänzt als zockender Wendeverlierer Jaecki Zucker, der seine Gesichtsausdrücke souverän zwischen der Schlitzohrigkeit des Überlebenskünstlers und der wirklichen Verzweiflung einer Verliererexistenz ansiedelt. Hannelore Elsner, diesmal ungewohnt in Blond, spielt Jaeckis Frau Marlene, die ihren Mann zwar wirklich liebt, aber von seinen Eskapaden genug hat, mit sehr viel komödiantischem Talent. Bis in die Nebenrollen ist der Film sehr gut besetzt, obwohl Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit eine kleine Rolle übernehmen durfte.
Alles auf Zucker! ist eine heitere, liebevoll inkorrekte Komödie, die an die eines anderen jüdischen Regisseurs erinnert, dessen Filme auch von ihrem subtilen Wortwitz leben, der zwar frech, aber niemals verletzend ist: Woody Allen. Dem großen Komödianten hat Dani Levy in einer der letzten Szenen eine kleine Hommage gewidmet und hat damit auch deutlich gemacht, in welcher Tradition er sich - zu Recht - sieht.
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Kommentare
Jan Marko Schneider
Auf ihre CRITIC hin, bin ich mit meine Freundin und meine Schwiegereltern in Spee, in diesen Film gegangen. Wir können uns nur Ihrer Meinung nur anschließen und geben Ihrer CRITIC eine 1 mit Sternchen***.
MFG DerSchneider
1 Kommentar