Zwei Figuren, die einen See aufsuchen, Geschichten, die vom Wasser erzählen, ein Film, der in viele Richtungen wabert: Dane Komljens experimenteller Afterwater erprobt neue Wahrnehmungen von Zeit und Raum, bis ihm sein Konzept dazwischenkommt. Filmkritik
MUBI: Hitchcock-Hommage mit Wong-Kar-Wai-Vibes. Das formverspielte Neo-Noir-Märchen Suzhou River (2000) über zwei unglückliche Liebesgeschichten in Shanghai ist mehr als die Summe seiner Referenzen. Filmkritik
VoD: Dass es die neunjährige Caít bei ihren Gasteltern besser hat als zu Hause, ist schnell klar. Doch wie das in sich gekehrte Mädchen langsam auftaut, zeigt Colm Bairéads Spielfilmdebüt The Quiet Girl in behutsamen Trippelschritten. Filmkritik
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zieht es Muraki schnell in die Schatten des Verbrechens zurück. Im Gerüst ein klassischer Yakuza-Film, lebt Masahiro Shinodas Pale Flower (1964) mehr von stilisierten, teils aberwitzigen Momenten als von seiner Geschichte. Filmkritik
VoD: Ruth Beckermann bittet in Mutzenbacher Männer zur erotischen Lesestunde und nimmt sich anhand eines Skandalromans das Verhältnis von Sprache und Scham vor. Filmkritik
Klassenkampf in der Uhrenfabrik: Cyril Schäublin unternimmt eine Reise in das Schweizer Jura der 1870er Jahre und trifft dort auf Anarchist Piotr Kropotkin. Unruh versteckt die historische Brisanz im Beiläufigen und hat Close-ups vor allem für Uhrengehäuse übrig. Filmkritik
Wegen ihrer Neuinterpretation des R.E.M-Songs „Losing My Religion“ werden drei migrantische Wienerinnen zum aufgebauschten Politikum. Kurdwin Ayubs Sonne ist ein lebendiger, immer (geistes-)gegenwärtiger Coming-of-Age-Film. Filmkritik
Neu auf MUBI: In seinem kalkuliert unbefriedigenden Film That Kind of Summer will Denis Côte von drei hypersexuellen Frauen erzählen und wirkt dabei aufgeregt wie ein Teenager. Filmkritik
Ein blinder Mönch und ein dreiäugiges maskiertes Wesen geben vor ekstatischem mittelalterlichem Publikum ein Konzert. Inu-Oh greift jahrhundertealte japanische Erzähltraditionen auf und webt sie zu einer Fantasy-Anime-Rockoper. Filmkritik
Auch wenn diesmal kein Soju fließt, sondern Makgeolli, weckt auch Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall das Gefühl des ewig Gleichen. Doch durch ihre Ähnlichkeit entstehen zwischen Hong Sang-soos redseligen und oft ähnlich besetzten Filmen Echos, die jeden einzelnen von ihnen bereichern. Filmkritik
VoD: Jeder Frame eine Entdeckungsreise. In poetischen 16-mm-Aufnahmen liefert Regisseurin Jacquelyn Mills eine Charakterstudie über eine einsame Insel und ihre einzige Bewohnerin und wird dabei von der Beobachterin zur Kollaborateurin. Filmkritik
Wie es wirklich war, ist fraglich: Mohammad Shawky Hassan bittet ehemalige Liebhaber zum Gespräch. Sein Essayfilm ist eine queere Sammlung ziemlich erotischer Märchen aus Tausendundeiner Nacht und der Gegenwart. Filmkritik
VoD: Auf zu neuen Archiven. Nach seinem Film über die türkische Filmindustrie der 1960er und 1970er Jahre erzählt Cem Kaya nun mit einem wahren Schatz von Bildern die Geschichte türkischer Musik in Deutschland – und damit unweigerlich viel mehr als das. Filmkritik
Mit MacBook in der Uckermark: Annika Pinske schickt eine Berliner Akademikerin von urbanen Cocktailpartys in die heimische Dorfkneipe – und will dabei mehr als nur übers Wetter reden. Filmkritik
VoD: Den Wertungen und Geschichten davonhüpfen. Die eigentlichen Protagonisten in Grand Jeté sind Nadjas und Marios Körper. Die Hintergründe ihrer inzestuösen Beziehung kümmern den Film wenig. Filmkritik
VoD: Ein Alltagshochstapler als pathologische Fallstudie oder Gesellschaftsdiagnose: Jörn Jönsson legt in seinem Axiom verschiedenste Spuren, lässt sich aber genau so wenig festlegen wie sein faszinierend unvorhandener Protagonist. Filmkritik
Ein Autounfall lässt eine Prostituierte erblinden, und macht einen kleinen Jungen zum Waisenkind. Gemeinsam fliehen die beiden vor einem Serienmörder. Dario Argentos seltsam aus der Welt gefallener Dark Glasses fragt nicht nach Motiven, sondern taucht alles in eine existenzielle Schwärze. Filmkritik
Netflix: Prostituierte, Zuhälterin, Drogenbaronin, Sexarbeit-Aktivistin – Sanjay Leela Bhansali macht aus dem Leben der mythischen Figur Gangubai Kathiawadi einen wilden Genre-Mix aus Gangsterepos, Musical und Italo-Western voller Pointen und Pathos. Filmkritik
In seinem ersten Spielfilm begleitet Philip Scheffner eine Frau, die vom Staat zum Verschwinden aufgefordert wird – und entzieht sich mit einem Rollenspiel der Macht der Eindeutigkeit. Filmkritik
Berlinale 2022 – Panorama: In einem Moskauer Geschäft werden usbekische Frauen als Arbeits- und Sex-Sklavinnen gehalten. Michael Borodins Convenience Store ist dann am stärksten, wenn er kaum zu ertragen ist. Filmkritik
Fünf Kurzkritiken über Filme aus fünf verschiedenen Sektionen, verfasst von Studierenden des Seminars „Schreiben über Film – Berlinale 2022“ (Stiftung Universität Hildesheim). Special